Samstag, 11. Mai 2013

The Americans


Vor ungefähr drei Monaten startet das renommierte amerikanische Network FX, das bis dato schon so manche hochqualitative Produktion abgeliefert hat (The Shield, Justified, Sons of Anarchy etc.), eine neue Serie namens The Americans, welche wohl anscheinend ein bisschen auf der Beliebtheitswelle der Serie Homeland mitschwimmen sollte. In The Americans, zeitlich Anfang der 80er Jahre in den USA zur Hochzeit des Kalten Krieges angesetzt, dreht sich alles um das verheiratete Pärchen Elizabeth und Phillip, die mit ihren beiden Kindern zusammen in Washington D.C. leben und augenscheinlich eine ganz normale amerikanische Familien sind. Augenscheinlich. Denn in Wahrheit sind Elizabeth und Phillip überaus fähige KGB-Agenten, die vor langer Zeit für ihre spezielle Aufgabe perfekt ausgebildet wurden und jetzt für Moskau respektive die Sowjetunion im Herzen Amerikas operieren und heikle Aufträge erfüllen.

Das allgemeine Setting hört sich sehr interessant an, hat es doch bis jetzt kaum ein Format gegeben, das sich großartig mit dieser Zeitepoche geschweige denn diesem Thema auseinandergesetzt hat. Die Unverbrauchtheit der Thematik rund um den Kalten Krieg und der ständigen Paranoia in den USA zu dieser Zeit ist einer der vielen erfrischenden Aspekte in The Americans. Und wie bereits angedeutet, der große Erfolg der Spionageserie Homeland macht vielleicht auch den ein oder anderen dieses neue Format schmackhaft, denn The Americans schlägt in eine ähnliche Kerbe. Wobei hier eher Elizabeth und Phil (gespielt von Keri Russell und Matthew Rhys) im Mittelpunkt stehen, sprich es eher ein wenig einseitiger zugeht als in der Showtime-Erfolgsserie, wo die Perspektiven ständig wechseln. Doch auch in The Americans bekommt man einen Einblick in die „Gegenseite“, wie das FBI (insbesondere in Person des starken Schauspielers Noah Emmerich bzw. seiner Figur Stan Beaman, seines Zeichens FBI-Agent) versucht, dem KGB auf die Schliche zu kommen und sich geheime und oft auch gnadenlose Scharmützel mit diesem liefert.

Dabei fällt auf, dass The Americans nicht nur sehr ausgewogene und glaubhaft skizzierte Charaktere vorzuweisen hat, sondern eben auch mit tollen Drehbüchern überzeugen kann und immer wieder für neue Spannung gesorgt wird. Wo man anfangs noch ein paar reißerische aber nicht minder packende Action-Sequenzen zu sehen bekommt, entwickelt die erste Staffel über ihre insgesamt 13 Episoden ihr ganz eigenes Tempo, in dem abwechselnd subtil Spannung aufgebaut oder eben mit der Brechstange vorgegangen wird. Doch eben dieser ständige Wechsel sowie allerlei mehr oder weniger unerwartende Wendungen machen eine weitere Stärke von The Americans aus.

Ich kann schwer behaupten, dass ich beim Sichten der ersten Staffel auch nur einmal wirklich gelangweilt gewesen bin. Vielleicht versuchte man sich in den ersten Folgen noch zu sehr an einem klassischen case-of-the-week-Schema, doch wird dieses auch schnell wieder verworfen und sogleich längere, in sich verwobene Handlungsstränge initiiert, welche clever geschrieben und hervorragend konzipiert sind. Natürlich lässt sich auch über so manchen Moment und die Glaubwürdigkeit dieser diskutieren, doch hinterlässt The Americans bei mir einen durchaus positiven Eindruck.

Mit einer guten Grundidee und starken Skripten hat Serienschöpfer Joseph Weisberg eine sehr packende und konsequente Serie abgeliefert, die oft an Spannung nur schwer zu überbieten ist und in ihrem Verlauf eine Handvoll interessante Charaktere einführt (u.a. Margo Martindales dubiose KGB-Oma Claudia). Das Verhältnis vieler Charaktere zueinander verändert sich kontinuierlich, gerade die Hauptcharaketere stehen oftmals vor schwierigen Entscheidungen, ob sie nun ihren persönlichen Motiven folgen oder die ihnen aufgretragenen Pflichten erfüllen. Der Drahtseilakt, der mit einem komplizierten Doppelleben kommt, und die verschieden Charakterentwicklungen sowie -motivationen bereichern The Americans ungemein. Hinzukommt die unkomplizierte Machart, die authentische Ausstattung, ein passender Soundtrack, der immer genau dann anzieht, wenn er anzuziehen hat, und ein Staffelfinale, das extrem mitreißend ist, einen wunderbaren Abschluss der ersten und einen kleinen Ausblick auf die zweite Staffel liefert.

Die Thematik mag wohl für viele potentielle Zuschauer etwas abschreckend sein, ist sie doch uramerikanisch und teilweise nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Doch für Interessierte, die sich auf einer etwas unterhaltsameren Ebene mit dem Kalten Krieg und der damaligen Denkweise vieler Menschen in den Staaten auseinandersetzen wollen, könnte The Americans ein Volltreffer sein. Und dann wird eventuell auch deutlich, dass The Americans mehr als nur auf der weiter oben erwähnten Beliebtheitswelle von Homeland mitschwimmt. Ein starkes, originelles Serienformat, das mich sehr überzeugt hat und mich erwartungsfroh auf die bereits bestellte zweite Staffel blicken lässt. Meiner Meinung nach sehr empfehlens- und sehenswert.


Offizielles Poster in groß und schön und so:


Und dann noch ein kurzer Trailer:


(Und fragt mich bitte nicht, warum der 30 Sekunden lange Trailer dreimal hintereinander gepackt wurde. Die Mysterien des Interwebs halt.)