Sonntag, 14. Juli 2013

Serien-Neustarts: Under the Dome / Ray Donovan

In den letzten zwei Wochen gab es in den Staaten zwei Serien-Neustarts, Under the Dome und Ray Donovan, welche ich mir mal etwas genauer angeschaut habe. Zwei kurze Texte mit zwei sehr verschiedenen Meinungen zu zwei ganz neuen Serienformaten.

Under the Dome


Der CBS-Serien-Neustart Under the Dome basiert auf dem gleichnamigen Roman von Stephen King und bekam gleich zu Beginn der Ausstrahlung einige gute Kritiken. Im seriellen Sommerloch erntete die leichte Drama-Serie einiges an Lob und wurde von vielen Kritikern als durchaus unterhaltsames Format mit Potential nach oben bezeichnet. Auch die Einschaltquoten konnten sich sehen lassen. In Under the Dome dreht sich alles um die amerikanische Kleinstadt Chester’s Mill, die wie aus dem nichts von einer unsichtbaren Wand, die sich dann als gigantische Kuppel herausstellt, umschlossen wird. Unter dieser Kuppel zusammengepfercht und ahnungslos, wie es nun weitergehen wird, müssen sich die Bewohner Chester’s Mills und ein paar Durchreisende nun gezwungenermaßen dieser neuen Situation stellen und sich dementsprechend anpassen. Dabei kommt es natürlich zu einigen Konflikten unter den Betroffenen, Menschen offenbaren ihren wahren Charakter und generell scheint in Chester's Mill und was die handelnden Personen betrifft wohl mehr im Busch zu sein, als man auf dem ersten Blick erwarten würde...

Die Idee an sich finde ich gar nicht so übel. Und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, mich nicht an den Simpsons-Film erinnert gefühlt zu haben. Doch haben wir hier in Under the Dome natürlich ein wesentlich ernsthafteres Setting. Und eine derartige Extremsituation wie hier dargestellt, mit den verschiedensten Charakteren mit den wohlmöglich dunkelsten Abgründen zusammen auf engsten Raum - das könnte doch ganz interessant werden. Könnte. Denn nach zwei Folgen habe ich Under the Dome frustriert gleich wieder ad acta gelegt. Man konnte zwar einige gute Darsteller verpflichten, darunter auch Breaking Bad’s Dean Norris, doch entpuppt sich Under the Dome gleich zu Beginn als dramaturgisch äußerst dünn. In der Pilotfolge wirkt so gut wie alles absehbar, es wird recht schnell deutlich, dass sich die Handlung um gut eine Handvoll Allerwelts-Figuren entspinnen wird, wovon jede auf irgendeine Art und Weise mit der anderen verbunden ist, weil das ja immer supergut funktioniert und man dadurch eine komplex-verwobene Geschichte erzählen kann. Doch fande ich diese Figuren schon in der ersten beiden Episoden derartig platt und stereotyp, dass sich jede Interaktion der verschiedenen Charaktere miteinander als äußerst langweilig und inhaltlich vorhersehbar herausstellte. Das gesamte Paket fühlte sich unheimlich zweckmäßig an, in der Pilotfolge reiht sich ein gelegener Zufall an den anderen. Trotz viel versprechenden Rahmen riecht Under the Dome nach einem ganz üblen 0815-Network-Produkt, das mir Null Innovation oder charakteristische Besonderheiten verspricht. Die zweite Folge schoss dann den Vogel gänzlich ab. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Dummheit ertragen musste (wer es gesehen hat: Es geht um diesen komischen Priester und das Feuer. Gott, lass Hirn regnen...). Ich verharrte wohl mehrere Minuten kopfschüttelnd und mit flacher Hand auf meiner Stirn. Danke, aber nein danke, das muss nicht sein. Ich bezweifle stark, dass ich hier irgendwann noch einmal einschalten werde. Definitiv nichts für mich und meiner Meinung nach alles andere als empfehlenswert.


Under the Dome läuft seit dem 24. Juni immer montags auf CBS. 

Hierzulande hat sich die ProSiebenSat.1-Gruppe die Rechte für Under the Dome gesichert. Demnach soll Under the Dome noch in diesem Sommer wohlmöglich in Form einer Eventprogrammierung im deutschen Fernsehen zu sehen sein. Ein genauer Termin dafür steht bis dato jedoch noch nicht fest. (Serienjunkies / DWDL)


Ray Donovan


Kommen wir zu etwas Erfreulicherem: Showtime’s Ray Donovan. Vor gut drei Wochen startete der Kabelsender dieses neue Format, welches nicht nur überragend gut mit tollen Schauspielern besetzt ist, sondern mir auch gerade mal nach zwei Folgen schon große Freude bereitet hat. Kurz zum Inhalt: In Ray Donovan geht es um Ray Donovan (Liev Schreiber), welcher in Los Angeles lebt und seine Brötchen als eine Art Mädchen für alles bzw. Problemlöser verdient. Er und sein Team kümmern sich um die Probleme der Reichen und Schönen Hollywoods, ob diese nun erpresst oder aufgrund eines Fauxpas von den Medien zerrissen werden, Donovan und Co. haben für alles eine Lösung. Ray’s Leben läuft eigentlich in jeder Hinsicht ganz gut, wenn nicht sogar ausgezeichnet, doch ändert sich dies recht schnell als sein Vater (Jon Voight), ein ehemaliger Hochstapler und mit einer düsteren Vergangenheit behaftet, wieder in das Leben von Ray und seiner Familie tritt. Ärger ist hier vorprogrammiert, denn zwischen Ray und seinem alten Herren scheint weit mehr als nur eine alte Rechnung offen zu sein...

Wenn man sich das Grundkonzept von Ray Donovan so anschaut, kommt man schnell auf den Gedanken, es könnte sich hier um ein klassisches Procedural handeln: Der Hauptcharakter muss Woche für Woche in einer Episode ein bestimmtes Problem lösen, eine Art Nemesis (hier der Vater) erschwert dies. Und wenn man sich die Pilotfolge von Ray Donovan anschaut, macht die Serie auch genau diesen Eindruck. Deswegen kommt der Pilot auch nicht wirklich so überzeugend und etwas absehbar daher, trotz ein paar sehr starken Momenten und einer tollen Besetzung. Jedoch sollte man Ray Donovan nicht gleich wieder abschreiben und sich trotz insgesamt mittelmäßiger Pilotfolge auch noch die zweite Folge anschauen. Hier wird man sogleich eine ungemeine Qualitätssteigerung bemerken, da es sich vielmehr nach wirklichen Serien-Drama anfühlt als noch zuvor. Erstaunlich, wie zwei aufeinanderfolgende Episoden sich doch so stark unterscheiden können. Die verschiedenen Charaktere wirken viel besser als noch in der ersten Folge, man bekommt ein weitaus besseren Zugang zu ihnen und ihren Motiven, und das Gesamtpaket fühlt sich einfach unglaublich rund an. Wenn die Erzählform der zweiten Folge so in dieser Art für die gesamte Serie beibehalten werden kann, könnte sich das von vielen Kritikern positiv aufgenommene Format Ray Donovan zu einem kleinen Geheimtipp des Serien-Sommerlochs entwickeln. Ray Donovan wirkt eher ruhig und bedächtig, und dennoch gibt es zahlreiche Momente der Spannung und gnadenloser Deutlichkeit, als auch des leicht-lockeren Witzes gepaart mit einer guten Portion Charme - insbesondere Liev Schreiber kommt mit seiner Art sehr stark rüber. Ray’s Vater Micky bringt eine Prise Geheimnisvolles mit sich, die komplexe Familiensituation um Ray’s Frau, seinen Kindern, seinen Brüdern und dem eben wieder aufgetauchten Vater verspricht reichlich Konfliktpotenzial für die Zukunft. Jetzt muss man es nur noch richtig ausspielen. Die starke Besetzung, ob jetzt Liev Schreiber (extrem cool und lässig), Jon Voight (eine unheimliche Präsenz), Eddie Marsan (anspruchsvolle Rolle, stark umgesetzt) oder sogar Elliott Gould, Ray Donovan kann neben dem Fakt, dass es ziemlich gut aussieht, einfach aber äußerst effektiv und stilsicher gefilmt ist, auch mit einer Reihe hoch dotierter Schauspieler aufwarten. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird und bleibe am Ball. Definitiv einen Blick wert.


Ray Donovan läuft seit 30. Juni immer sonntags auf Showtime.

Montag, 8. Juli 2013

Game of Thrones - 5 Dinge, die mir in der dritten Staffel nicht ganz so gut gefielen


Vor einiger Zeit habe ich hier im Blog einen kleinen Beitrag zur dritten Staffel von Game of Thrones (genauer: zu den 5 Dingen, die mir in der dritten Staffel besonders gut gefallen haben) veröffentlicht. Jetzt, fast vier Wochen (uff!) nach der Ausstrahlung des Staffelfinales, möchte ich noch einmal auf Game of Thrones eingehen, auch wenn der Buzz etwas abgeebbt ist. Zum einen, weil ich es großspurig angekündigt hatte (Merke: so etwas macht man nicht) und zum anderen, weil ich das Gefühl habe, dass es wichtig ist hervorzuheben, dass diese Season auch nicht alles Gold war, was glänzte. Schwer zu glauben, oder? Und da man ja immer was zu tun hat, komme ich halt erst jetzt dazu, zu einem Zeitpunkt, an dem so mancher gedanklich schon wieder ganz woanders ist. Wie dem auch sei, es wird sich schon jemand finden, der Interesse an diesem Beitrag finden wird. Also: Los geht’s, 5 Dinge, die mir in der dritten Staffel von Game of Thrones nicht so gut gefallen haben.

(Wie auch schon in dem vorangegangen Beitrag hat die Nummerierung der einzelnen Unterpunkte keine weitere Bedeutung, dient einzig und allein der Ordnung und nicht der Platzierung. Und wie immer: SPOILERWARNUNG!)


1. Jon Snow aka Kit Harrington und die Wildlings!

Keine Frage, am Ende hatte ich auch meinen Spaß mit Harrington’s Handlungsbogen. Und Rose Leslie (Ygritte) ist eine wunderschöne Frau, der ich sehr gerne beim Schauspielern zugesehen habe; Kristofer Hivju hat einen ganz eigenen Tormund Giantsbane verkörpert, ein wenig anders, als ich ihn mir ob der Buchvorlage vorgestellt hätte, was mir aber eigentlich sehr gut gefiel. Und Mackenzie Crook hat seine Sache als Orell auch sehr ordentlich. Aber. Oder besser: Jedoch. Die Handlung Beyond the Wall gehörte diese Staffel zweifelsohne mit zu den schwächsten. Leider konnte visuell nie das ganze Ausmaß der Wildling-Armee erfasst und übermittelt werden. Hinzu kam ein eher schwacher Mance Rayder, für dessen Rolle man HBO-Veteran Ciarán Hinds (Rome) verpflichten konnte, welcher im Endeffekt jedoch nicht nur blass blieb, sondern auch kaum Auftritte hatte. Sicherlich wird sich das in Staffel 4 ändern, doch wurde man keinesfalls dem Tease des Endes der 2. Staffel gerecht, als Jon Snow kurz davor stand, dem berühmt-berüchtigten Mance Rayder zu begegnen. Zu Jon Snow selbst lässt sich nur sagen, dass er nach wie vor ein äußerst wichtiger Charakter der Show ist, doch lag dies diese Season weniger am schauspielerischen Talent eines Kit Harringtons (teilweise erschreckend schwach, nur zum Ende konnte er wirklich überzeugen) oder irgendeiner bahnbrechend-spannenden Handlung, sondern vielmehr daran, dass Jon Snow nun mal des Zuschauers einzige Möglichkeit ist, Einblick in das Wildling-Geschehen beyond the wall zu bekommen. Alles in allen war dieser Handlungsbogen rund um Jon Snow und den Wildlings eher eine Enttäuschung für mich, trotz kleinerer Höhepunkte (Tormund’s Weisheiten in Sachen Liebesspiel, The Climb, das dramatische Finale samt toller Kampfchoreographie in The Rains of Castamere). Da muss nächste Season mehr kommen. Doch bin ich dahingehend guter Dinge, betrachtet man die (neue) Ausgangslage nach dem Staffelfinale. Gerade Kit Harrington könnte dessen Charakters Rückkehr nach Castle Black schauspielerisch sehr zu gute kommen. Auch wenn wir erst einmal auf das oft unterhaltsame Geplänkel zwischen Jon Snow und Ygritte verzichten müssen.


2. Ramsay Snow und Torture Porn!

Ich kann nachvollziehen, warum man Iwan Rheons Charakter diese Staffel so eingeführt hat, wie er halt eingeführt wurde. Die Figur des Ramsay Snow ist in den Büchern eine der grausamsten, kaltblütigsten und sadistischsten überhaupt. Dementsprechend wurde der geheimnisvolle „Boy“ (Rheons Rollenname in diversen Castinginformationen) auch dargestellt. Anfangs konnte der unwissende Zuschauer nicht sagen, wer denn diese Person sei, wem sie angehört und welche Motive sie verfolgt. Mit der Zeit, und diversen Foltereinlagen, wurde jedoch immer deutlicher, dass diese Figur ein gnadenloser, kranker Bastard (intended!) ist, der es genießt, den armen Theon Greyjoy zu misshandeln. Der Effekt der dabei entstand, dass man größte Abscheu, Ekel und vielleicht so etwas wie Angst vor Rheons Figur empfand, ist nicht zu bestreiten. Genauso wie das Mitleid, dass man irgendwann mit Alfie Allen aka Theon Greyjoy hatte, obwohl er in der vorangegangenen Staffel neben Joffrey zum Hassobjekt Nummer eins aufstieg. Unter den Tisch fallen lassen möchte ich auch nicht, dass ich natürlich auch das ein oder andere Mal ob bizarrer Situationskomik und einen glänzend aufgelegten Rheon lachen musste. Und dennoch, mir gefiel das übertriebene Foltern nicht. Das lag jetzt nicht unbedingt daran, dass ich es abstoßend und widerlich fand, sondern vielmehr daran, dass mir zu oft wie ein billiges Stilmittel vorkam. In regelmäßigen Abständen sprang die Handlung zu Theon und zeigte uns wieder einmal, wie sehr er doch gefoltert werden würde. Natürlich ist einem klar, was die Macher damit bezwecken wollen, aber irgendwann empfand ich es als eher langweilig. Es fühlte sich mehr nach Foltern um des Foltern Willens an. Meiner Meinung nach hätte man diesen Handlungsbogen durchaus kürzer fassen können, denn ich bin bestimmt nicht der einzige, den dieser Aspekt der 3. Staffel von Game of Thrones irgendwann nur noch wenig interessiert und eher gelangweilt hat.


3. Bran und seine Entourage!

Jedes Mal, wenn der Szenenwechsel zu Bran, Rickon, Hodor, Osha, Jojen und Meera erfolgte, habe ich gedanklich abgeschaltet. Höchstens am Ende der Staffel, als man zweimal auf gute Art und Weise zwei verschiedene Handlungsbögen miteinander verknüpfte (einmal mit Jon Snow und seinen Wildlings, einmal mit Sam und Gilly), gefiel mir die Geschichte um die von vielen tot geglaubten Stark-Zöglinge zumindest ein bisschen besser als sonst. Es war schon ein wenig komisch aber nicht minder effektiv, als Rickon zum ersten Mal wirklich den Mund aufmachte und sogleich herzzerreißende Worte von sich gab. Natalie Tena (Osha) kann man eventuell noch ein kleines Kompliment machen, hatte sie mir doch (neben Hodor selbstverständlich) noch mit am besten gefallen. Leider wird man ihre Figur, nachdem sie die Gruppe zusammen mit Rickon verlässt, in der 4. Staffel wohl nur noch sehr wenig oder vielleicht gar überhaupt nicht mehr zu sehen bekommen. Ob jetzt der geheimnisvolle Jojen Reed (Thomas Brodie-Sangster) oder seine Schwester Meera, die eigentlich nur da war, sich kurz mit Osha stritt und dann weiterhin ohne wirkliche Relevanz vor sich hinexistierte, die neuen Charaktere blieben sehr blass und machten die Sache nicht spannender. Und auch Bran selbst (ohne das Talent von Isaac Hempstead Wright in Frage stellen zu wollen) schaffte es nicht wirklich, der Geschichte seinem Stempel aufzudrücken, auch wenn er ihr Protagonist war. Ein äußerst öder und lahmer Handlungsbogen, es passierte nicht viel, und wenn etwas passierte, dann erschien es recht banal und unwichtig, um wirklich des Zuschauers Interesse zu erwecken und die Handlung voranzutreiben. Hier muss ordentlich nachgebessert werden, das sollte selbst den Produzenten klar sein.


4. Sam (und Sansa)!

Ich befinde mich jetzt in einer Zwickmühle, möchte ich diesen beiden Figuren keinen eigenen Unterpunkt widmen, jedoch ihre Rollen in dieser Staffel dementsprechend zusammenfassen und in einem Punkt abarbeiten, weil sie exemplarisch für ein paart recht nervige Momente der dritten Staffel von Game of Thrones stehen. Dabei ist es eher ein persönliches Empfinden gegenüber den beiden, und ich weiß nicht, ob es für den Leser so leicht nachzuvollziehen ist. Vor allem Sam nervte mich ganz schrecklich. Das ist eventuell für den einen oder anderen eher weniger überraschend, denn gehe ich stark davon aus, dass ich nicht der einzige gewesen bin, dem es so ging.. Und das lag jetzt nicht unbedingt an John Bradley, sondern vielmehr an der Figur und ihrem Charakter selbst. Sam kann nichts. Er kann nicht kämpfen, er kann kein Feuer machen, er ist schlichtweg ein Verlierertyp. Und das wird dem Zuschauer immer wieder aufs Neue klargemacht. Und mich nervte das. Mich nervte zum einen, dass Sam komplett unfähig war und zum anderen, dass es mir das immer wieder gezeigt wurde. Als Zuschauer habe ich dann immer wieder abgewinkt, fast so wie beim Bran-Arc. Ja, wir haben es verstanden, Sam ist dusselig, eine Trantüte, generell unfähig usw. Einzig und allein die ab und an aufkeimende Spannung konnte es für mich retten. Bei Sansa wiederum lässt sich ein ähnlich nerviges Phänomen wie bei Sam entdecken, weil wir immer wieder und wieder darauf hingewiesen werden: Sansa ist dumm und naiv. Ja, auch das hatten wir irgendwann klar und deutlich verstanden, sie ist ein dummes kleines Mädchen, das tagein tagaus von Prinzen und Minnesängern träumt. Gerade zu Beginn der Staffel war sie ein Spielstein par excellence und ich konnte sie aufgrund ihrer Naivität nur selten wirklich ertragen. Zum Ende der Staffel besserte sich dies glücklicherweise, doch störte mich, dass man derartig übertrieben immer wieder gezeigt bekommen hatte, wie realitätsfremd Sansa doch durch ihr Leben schreitet. Natürlich verstehe ich, dass man einen Charakter in bestimmte Richtung hin etablieren und dementsprechend zeichnen möchte, das trifft auf Sansa als auch auf Sam zu, um später mit dem entworfenen Charakterbild eventuell komplett zu brechen und uns Zuschauer zu überraschen. Doch muss ich auch sagen, dass in diesen Momenten weniger oft mehr ist. Der Zuschauer ist nicht so dumm, als könnte er oder sie nicht anhand ein paar gezielt gesetzter Szenen erkennen, in welche Richtung sich ein Charakter entwickelt könnte bzw. entwickeln wird. Auch wenn wir allerhand fantastische Charaktere und Charakterentwicklungen in Game of Thrones zu sehen bekommen, bei diesen beiden Figuren mochte mir das nicht wirklich schmecken.

Okay, subjektiv gesehen muss ich Sansa ein bisschen aus der Schusslinie nehmen. Mein Gott, es ist halt Sophie Turner. Und am Ende der Staffel wurde schon ein wenig angedeutet, dass sich Sansa als Charakter (endlich) weiterentwickeln wird.



Apropos: Hat hier jemand was von "weniger ist oft mehr" gesagt? Wie passend, das bringt mich doch glatt zu meinem letzten und (ironischerweise) umfangreichsten Punkt…

5. Die Komplexität! - Charaktere und Handlungsstränge en masse!

Dieser Punkt mag vielleicht ein wenig paradox erscheinen, ist es doch gerade die ausgezeichnete Komplexität dieser Erfolgsserie, die vielen so viel Freude bereitet. Und auch ich schätze diesen Aspekt an Game of Thrones sehr, dank eines guten Namens- und Konstellationsgedächtnisses habe ich eigentlich keine Probleme, der Serie und den verschiedenen Handlungssträngen zu folgen. Aber in Staffel 3 fiel mir etwas auf, was in den beiden vorangegangenen Staffel nicht so sehr der Fall war: es wurde einfach mehr. Also alles. Mehr Figuren, ergo mehr Handlungen, mehr Schauplätze, einfach alles. Vielleicht ist das auch nur meine subjektive Wahrnehmung, doch hat sich diese in gewisser Weise bestätigt, als ich wöchentlich Reviews und Recaps zur dritten Staffel im Netz las. Ich möchte diesen Aspekt auch nicht wirklich als Schwachpunkt der dritten Staffel bezeichnen, doch darf es auch nicht unerwähnt bleiben. Wie bereits gesagt, die Komplexität, die Vielzahl von verschiedenen Charakteren und deren Motivation ist mitunter der Grund, warum viele diese Serie so schätzen. In Staffel 3 wurden viele neue Figuren eingeführt (die Queen of Thorns, Ramsay Snow, Mance Rayder, Tormund Giantsbane, Beric Dondarrion, Thoros of Myr usw.), als auch schon bekannten Charakteren mehr Spielraum gegeben (Roose Bolton, Margaery, Sam usw.). Und das ist toll. Neue Charakter in Game of Thrones sind immer interessant und bereichern das Geschehen, und altbekannte Charaktere, welche bereits eingeführt wurden und jetzt mehr Screentime bekommen, vertiefen bestimmte Handlungsbögen und erweitern den Mikro-/ Makrokosmos von Westeros bzw. Esteros.

Jedoch ist es auch so, dass trotz größerer Anzahl von handelnden Charakteren wir nach wie vor „nur“ 10 Folgen pro Staffel zu sehen bekommen. Und so passierte es diese Staffel oft, dass sich die eine oder andere Folge ein wenig überladen, vollgepackt und folglich arg sprunghaft anfühlte, weil man eben oft zwischen vielen Schauplätzen wechselte bzw. wechseln musste. Hinzu kam, dass einige (beliebte) Figuren weit weniger Auftritte hatten, als es sich der Zuschauer vielleicht gewünscht hatte. Die Queen of Thorns zum Beispiel durfte sich zu Beginn kurz profilieren, auch wenn dies äußerst gut war, doch verschwand sie ebenso schnell wieder von der Bildfläche. Lange musste man auf einen Auftritt von Varys warten, Littlefinger spielte im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls eine eher kleinere Rolle. Mance Rayder wiederum, toll besetzt durch weiter oben bereits erwähnten Ciarán Hinds und zu Beginn der Staffel eingeführt, geriet schnell wieder in Vergessenheit. Dies sind nur ein paar Beispiele und vielleicht empfindet der Leser es anders, doch hatte ich oft den Eindruck, dass man sich mit der Masse an Charakteren gleichzeitig die schwere Aufgabe zumutete, jeden auf irgendeine Art und Weise mit einzubinden. Diese Absicht ist lobenswert, doch können sich so auch schnell Probleme ergeben; manche Figuren treten nur sehr kurz auf oder spielen dann auf einmal nur noch eine kleine oder eben gar keine Rolle mehr. Deswegen wäre es eventuell ratsam, in der nächsten Staffel den Fokus wieder auf wenige Handlungsstränge zu richten bzw. sie miteinander zu kombinieren.

Jedes Mal, als dies in der dritten Staffel geschah, zum Beispiel indem man einen großen Handlungsbogen in Kingslanding zu sehen bekam und die dementsprechende dort situierten und handelnden Figuren wechselweise ihre Auftritte hatten, fühlte sich Game of Thrones meiner Meinung nach am besten an. In der vierten Staffel werden nun mehrere Handlungsebenen und -stränge miteinander verknüpft - nur ein paar Beispiele: Jon Snow ist wieder am Castle Black, zusammen mit Sam; Jamie ist zurück in Kingslanding etc. – was es den Machern eventuell leichter machen könnte. Doch darf man sich auch keinen Illusionen hergeben, dass wieder eine handvoll neue Charaktere mit dazustoßen werden. Das ist nun mal The Song of Ice and Fire, es gibt gefühlt unendlich viele Figuren, die wiederum diese Welt natürlich auch bereichern. Deswegen wird es für die Macher auch nicht leichter werden, mit der Problematik Komplexität, eventuell sogar eine Art Fluch und Segen zugleich, richtig umzugehen. Doch bin ich zuversichtlich, dass man das hinbekommen wird. Wie gesagt, persönlich gefiel es mir in Staffel 3 größtenteils sehr gut, doch wurde auch manchmal recht deutlich, wie schwer es doch ist, mit dem gegebenen Material effektiv zu arbeiten, den Überblick zu behalten und den Zuschauern das zu geben, was sie sehen wollen, ohne sie vielleicht zu verwirren. Jedoch gibt es einen Trumpf hinsichtlich des möglichen Problems Komplexität: George R.R. Martin. Dieser ist ja nicht gerade dafür bekannt, zimperlich mit seinen Charakteren umzugehen. Also darf man stark davon ausgehen, dass auch in der vierten Staffel der ein oder andere Charakter das Zeitlich segnen wird, wodurch wieder Platz für neue Charaktere geschaffen wird. Buchleser wissen an dieser Stelle wie immer mehr…

Und weil ich einfach nix Gescheites in Sachen Bebilderung etc. zu diesem Thema in der Unendlichkeit des Internets gefunden habe, ein Video, dass auch ganz cool ist:


Huch. So viel. Das tut mir leid. Gerade der letzte Punkt lag mir am Herzen und es bedurfte einer ausführlichen Erläuterung, um diesen verständlich zu machen. Ich hoffe, es lesen zumindest noch ein paar Seelen diese abschließenden Worte, wobei ein mancher eventuell sogar schon beim Torture Porn und Ramsay Snow ausgestiegen ist. Bei denjenigen Unerschütterlichen, welche bis hier hin durchgehalten haben, möchte ich mich recht herzlich bedanken. Und bei allen anderen natürlich auch. Gleichzeitig rufe ich den Leser auf, mir mitzuteilen, was ihm oder ihr denn an der dritten Staffel von Game of Thrones nicht so gut gefallen hat. Was war eurer Meinung nach nicht so gut, was hat eventuell sogar genervt? Raus damit. Über allgemeine Kritik an diesem Beitrag meinerseits freue ich mich natürlich auch.