Game of Thrones. Vor wenigen Tagen ist die dritte Staffel
der derzeit wohl beliebtesten und meist diskutierten Serie weltweit zu Ende
gegangen. Dementsprechend wird das Netz nun logischerweise von diversen
Artikeln, Blogbeiträgen, Season Reviews etc. überschwemmt, die sich einerseits
der im Vergleich zur zweiten definitiv stärkeren dritten Staffel und ihren
Inhalten widmen, oder eben nur wehklagend darauf hinweisen, dass der geneigte
GoT-Fan sich jetzt wieder einmal gut ein Jahr gedulden muss, bis es mit der 4.
Staffel der Erfolgsserie weitergeht.
Da auch ich ein großer Fan der Serie als auch der Buchreihe
A Song of Ice and Fire bin, möchte ich ebenfalls ein paar Worte zu dieser
Staffel verlieren. Nicht in kurzer, zusammengefasster Form, nein, vielmehr
möchte ich fünf Aspekte (oder eben vereinfacht gesagt: Dinge) hervorheben, die
mir diese Season sehr gut gefallen haben. Dabei sollte dem Leser bewusst sein,
dass es sich um meine ganz persönliche Meinung handelt und es in dieser dritten
Staffel sicherlich mehr als nur fünf Dinge gab, die letztendlich erwähnenswert
sind. Ein bestimmte Reihenfolge bzw. Platzierung gibt es jedoch nicht, auch wenn ich die verschiedenen Aspekte/ "Dinge" durchnummeriert habe.
Ach ja: SPOILERWARNUNG! Das versteht sich glaube ich von selbst oder?
Und bitte.
1. Charles Dance / Tywin Lannister!
Ich bin ein Tywin-Fanboy. Ein ziemlich großer sogar. Jede
Szene, in der das mürrisch dreinblickende, stets kalkulierende
Familienoberhaupt der Lannisters auftrat, habe ich förmlich aufgesogen. Charles Dance ist ein herausragender Schauspieler, der sein Handwerk an den unzähligen
Theaterbühnen Großbritanniens erlernte, perfektionierte und in der dritten
Staffel von Game of Thrones mit derartiger Nachhaltigkeit zum Besten gab, dass
er sich dafür eigentlich eine Auszeichnung verdient hätte. Ob er nun seinem
Sohn Tyrion, seiner Tochter Cersei oder der Queen of Thorns, Olenna Tyrell,
gegenüber stand, niemand sah auch nur einen Stich gegen ihn (letztere vielleicht,
doch musste auch sie irgendwann klein beigeben). Selbstsicherheit, Dominanz, eine
ehrfurchterregende Aura, Stolz, Unbarmherzigkeit, Weitsicht und Raffinesse -
Tywin Lannister zeichnen weit mehr als nur diese Eigenschaften aus. Bis dato
ist er einer der wenigen Charaktere der Serie, die unfehlbar, unüberwindbar und
vor allem unbesiegbar wirken. Es gab nicht einen Moment, in der Charles Dance
seiner Rollenanforderung nicht gerecht wurde. Das geht sogar soweit, dass man
(obwohl der generelle Tenor einem sagt, dass man - drastisch formuliert - Tywin
Lannister zu hassen hat) diesem Charakter unfassbar viel Respekt gegenüber hat
und letztendlich als eine der coolsten Säue in ganz Westeros bezeichnen würde.
Tywin Lannister bzw. Charles Dance, mein heimlicher (Anti)Held der dritten
Staffel von Game of Thrones.
2. Khaleesi!
Zugegeben, in der zweiten Staffel habe ich die Rolle der
Daenerys Targaryen gehasst. Wirklich. Ständig dieses „Where are my dragons?!?!“
oder überhaupt „I have dragons!!!!“, und wie sie durch die Wüste eierte, sich
für so toll hielt und im Endeffekt doch nichts gebacken bekommen hat. Logisch,
character building and stuff, aber es hatte mich genervt. Umso überraschter war ich von
der Mother of Dragons diese Season, obwohl ich eine kleine Ahnung
dahingehend hatte, dass ihr Handlungsbogen sehr gut werden könnte. Erstaunlich
ist, dass man diese Staffel das Gefühl hatte, nicht besonders viel von Daenerys
und der Handlung beyond the Narrow Sea gesehen zu haben, insbesondere am Anfang
der Staffel. Und dennoch, jedes Mal wenn der Szenenwechsel nach Esteros kam,
ging Daenerys’ Plot mit großen Schritten voran. Jedes Mal wurde es interessant,
die Mother of Dragons verlor ihr anstrengende Staffel-Zwei-Attitüde und schwang
sich zur absoluten badass figure auf. Hinzukamen starke altbekannte bzw. neue
Figuren, sei es Ser Jorah Mormont (Iain Glen), Ser Barristan Selmy (Ian McElhinney) oder sellsword Daario
Naharis (Ed Skrein). Der Danny arc hatte teilweise ein derartiges Tempo, dass es ein pure
Freude war, dem Ganzen zu folgen. An dieser Stelle auch Respekt an Emilia Clarke, die nun drei Staffel hintereinander (charakterlich) komplett
verschiedene Daenerys Targaryens spielen musste, und für meinen Geschmack
besonders hier in Staffel drei großartig aufblühte. Ihr Charakter ist ein
absoluter Fanliebling, sowohl bei den Buchlesern als auch bei den
Serienschauern. Da verwundert es auch nicht, dass sie wieder einmal das finale
Bild einer Staffel bekommt (Mhysa), einer der vielen epischen Momente (so auch in
Astapor…), die dem Handlungsbogen der Daenerys Targaryen entsprangen und mich teilweise sehr beeindruckt
haben. Go Mhysa!
3. Krasse Kampf-Choreos!
Und wenn ich krass sage, dann meine ich auch krass. Wenn
eine Sache diese Season besonders auffällig war, dann dass es eine unglaublich
hohe Anzahl an sowohl gut getimten als auch hervorragend inszenierten
Kampfchoreographien gab. In den vorangegangen Staffeln gab es auch schon das ein
oder andere Scharmützel zu bestaunen (Ned Stark vs. Jamie Lannister, The Hound,
The Mountain That Rides etc.), doch entpuppte sich insbesondere Staffel drei als
ein wahres Fest für die Augen, wenn Schwerter, Speere oder Arakhs miteinander
kollidierten. Jamie Lannister gegen Brienne, der Hound gegen Ser Beric
Dondarrion, Jon Snow gegen Orell, die drei Amigos Jorah Mormont, Grey Worm und
Daario Naharis gegen ein paar Dutzend Soldaten der Stadt Yunkai. Die Abläufe
waren jedes Mal fantastisch, die Inszenierungen packend und mitreißend, wenn
nötig wurde der Hintergrund geschickt miteinbezogen. Jedes Mal, wenn Schwerter
gezückt und Messer gewetzt wurden, konnte man sich auf großes Serien-Kino
einstellen. Einzigartige Duelle, rasant und energisch, aber nie überfordernd
oder überladen. Selbst ein Bär war mit dabei! Großes Lob für diese
Kampfchoreographien. In diese Staffel mehr als nur die Kirsche auf der Sahne.
4. Chaos is
a ladder – The Climb!
An dieser Stelle möchte ich mich auf eine ganz bestimmte
Szene beziehen, die ich so schnell nicht vergessen werde. In der dritten
Staffel von Game of Thrones gab es so einige fantastische Momente zu bestaunen.
Im Endeffekt waren es nicht nur einige, sonder gar recht viele. So viele, dass
man schwer auf jeden einzelnen genauer eingehen könnte. Aber die Szene, die
mich wohl am meisten mitriss und in der für mich einfach alles stimmte, die
ereignete sich in der sechsten Folge der dritten Staffel, namentlich The Climb.
Es ist Aiden Gillen, der eine der großartigsten Ansprachen in der gesamten Serie überhaupt
hält. Chaos is a ladder. So oft bekam man Littlefinger diese Season gar nicht
zu sehen, insbesondere im direkten Wortgefecht mit Varys (Conleth Hill). Dabei dürfte jedem
Zuschauer klar sein, und so erwähnt es auch Varys zwischendurch, dass Petyr
Baelish einer der gefährlichsten Männer in ganz Westeros ist. Mit seinem Vortrag, was der Realm wirklich ist, wie jeder versucht die Leiter
zu erklimmen, Ambitionen zu verwirklichen, und doch so viele dabei scheitern,
legt Littlefinger die Karten offen. Jeder ist auf seinen eigenen Erfolg und Motive
bedacht, und mancher würde dafür so weit gehen, wie es sich andere nicht einmal
vorstellen könnten. So ist der Realm. So sind die Menschen. So ist (the) Game of Thrones. Dieser
Moment hinterließ mich sprachlos, nicht nur aufgrund des Inhalts und der
passenden Analogie, auch die gesamte Inszenierung mit Schwenk auf Joffrey bzw. Ros
oder Sansa, das war schlicht und einfach perfekt. Chapeau Aiden Gillen,
Chapeau werte Serienschöpfer.
Ach Jamie. Wir hassen dich. Was bleibt uns anderes übrig? Du
hast Bran vom Turm geworfen, treibst es mit deiner Zwillingsschwester und bist generell
ein ziemlich arroganter Unmensch. In Staffel zwei hat man dich nicht viel
gesehen, du hattest das bekommen, was du verdient hattest, eingekerkert im
Feldlager der Stark-Armee. Dann wirst du von der verzweifelten Catelyn befreit
und sollst von der biederen Brienne of Tarth nach King’s Landing gebracht
werden, als Austauschobjekt um Sansa und Arya Stark zu befreien und zurück zu deren Mutter zu bringen.
Das konnte ja nix werden. Und dennoch, die Figur des Jamie Lannisters hat in
der dritten Staffel eine sonderbare und zugleich fantastische Wandlung genommen. Natürlich genoss man
seine Sticheleien gegenüber der stämmigen Brienne, aber im Laufe der Staffel
wandelte sich das Bild vom sich überschätzenden, selbstverliebten Kingslayer zu
einem bemitleidenswerten, unsicheren und letztendlich auch schwächelnden bzw. schwachen Lannister-Abkömmling.
Jamie Lannister entwickelte sich ungemein weiter und veränderte sich kontinuierlich. Charakterlich als auch physisch. Er verlor seine Schwerthand,
war am Boden zerstört, kurz vor dem Ende und rappelte sich dennoch wieder auf, nicht
zuletzt dank Brienne. Er gab die schockierende Wahrheit über das Sacking von
King’s Landing preis, warum er dem Mad King ein Schwert in den Rücken rammte
und damit hunderttausende Menschenleben rettete, jedoch nie auch nur ein wenig
Dankbarkeit und Anerkennung dafür erfuhr, sondern nur Verachtung und Schmähung. Er
zeigte, dass er sich sehr wohl um andere kümmern kann, dass er Brienne nicht so schnell
aufgibt, ihr im entscheidenden Moment zu Hilfe kommt und für sie sein Leben
aufs Spiel setzt. Die Macher haben es geschafft, eine der unbeliebtesten
Serienfiguren zum klammheimlichen Liebling zu machen. Auch wenn vieles auf
Mitleid beruht, ab einem bestimmten Punkt hat man ein ganz anderes Bild von
Jamie Lannister als noch in Staffel eins oder zwei. Daran hat auch der dänische
Schauspieler Nikolaj Coster-Waldau großen Anteil, welcher mehr als nur einmal
sein fantastisches Talent aufblitzen ließ. Das geht sogar so weit, dass es
mich nicht verwundern würde, wenn eben jener Coster-Waldau bei der diesjährigen
Emmy-Verleihung berücksichtigt werden würde. Ich würde es mir wünschen.
Verdient hätte er es allemal.
So. Das waren die fünf Dinge, die mir in der dritten Staffel
große Freude bereitet haben. Aber Moment, da fehlt doch was…
Special: (Drunken) Tyrion!
Peter Dinklage bzw. Tyrion war mit Abstand der beste
Charakter der zweiten Staffel, keine Frage. In der dritten Staffel legte sich
der Fokus auf viele andere, teilweise auch neue Charaktere, womit unser aller
Lieblings-Imp deutlich weniger Screentime als noch im Vorjahr bekam. Das war
zum einen schade, weil, nun ja, Peter Dinklage bekanntlich ziemlich super ist.
Zum anderen war es aber auch verständlich, andere Figuren in den Mittelpunkt zu
rücken. Das änderte aber auch nichts daran, dass jede Szene mit
Tyrion-Beteiligung sehr stark daherkam. Ob in Kombination mit Vater Tywin,
Schwester Cersei, der Queen of Thorns, Joffrey, Varys etc., eigentlich war es
immer sehenswert (Ausgenommen die Szenen mit Shae. Die deutsch-türkische Schauspielerin Sibel Kekilli war teilweise
sehr fürchterlich.) Anfangs wirkte Tyrion noch ein wenig unbeholfen, gerade im
Duell mit dem dominanten Tywin oder der gewieften Queen of Thorns. Zum Ende der
Staffel konnte Dinklage jedoch wieder einmal brillieren. Der Auftritt auf
seiner eigenen Hochzeit war ein großer Spaß und steht stellvertretend für viele
amüsante, aber oft auch ernsthafte und vor allem schauspielerisch sehr gute Momente des Peter Dinklage in
der dritten Staffel von Game of Thrones. Zwar reichte es mir persönlich nicht,
um unter meine Top 5 zu kommen, aber erwähnenswert ist es allemal. Oh Tyrion.
Never change.
So. Das war’s jetzt aber wirklich. Oder? Ach Mist, noch eine
Kleinigkeit, die dem ein oder anderen vielleicht schon aufgefallen ist…
Keine Red
Wedding? How dare you!
Ja, in der Tat, die Red Wedding bleibt hier unerwähnt. Zumindest
bis jetzt. Ich bin mir der Tragweite dieses Ereignisses durchaus bewusst. Die
allgemeine Reaktion im Netz zeigte auch, welche Bedeutung diese grausame
Hochzeit für viele Fans der Serie hat. Doch muss ich auch ehrlich zugeben, dass
es diese Staffel einfach andere Sachen gab, die mir persönlich besser gefallen
haben. Hinzukommt, dass mir klar war, was passieren würde, da ich die Bücher
gelesen habe. Was auf eine komische Art und Weise schade ist. Ich hätte gerne
selbst den Sturm der Entrüstung und Fassungslosigkeit erfahren, den so viele
erfahren mussten, nachdem sie die Folge The Rains of Castamere gesehen hatten. Die Red Wedding ist ein Meilenstein, in den Büchern als auch
in der Serie. Ein bedeutender, schrecklicher Moment, dessen bin ich mir absolut
bewusst. Es wurde stark inszeniert und mit überragenden Performances gespickt (Michelle Fairley als Catelyn Stark oder David Bradley als Walder Frey, der auf offener Straße jetzt wahrscheinlich bespuckt werden wird). Ich war sehr zufrieden mit
der Umsetzung. Aber ihr wisst wie das manchmal ist, wenn man ein Buch gelesen
hat, dass verfilmt wird, sich den Film ansieht und denkt: „Gut. Sehr gut. Aber
irgendetwas… irgendwie hab ich mir das ein klein wenig anders vorgestellt…“ Eine
starker Moment der dritten Staffel, vielleicht sogar DER Moment. Aber nicht
unter meinen Top 5, auch wenn ich schwer erklären kann wieso. Außerdem, ihr
werdet die Red Wedding in jedem x-beliebigen anderen Blogpost zur dritten
Staffel von Game of Thrones finden. Da darf ich doch mal aus der Reihe tanzen,
oder?
Was sagte eigentlich Maisie Williams aka Arya Stark zur Red Wedding?
So. Jetzt aber. Es reicht. Meine Top 5 der Dinge, Momente,
Schauspieler etc. der dritten Staffel von Game of Thrones. Plus ein wenig
Tyrion-Geschmachte und eine kurze Erklärung bezüglich des Auslassens der Red
Wedding. Ich hoffe, das Lesen hat trotzdem ein wenig Spaß gemacht. Kritik und
eigene Anmerkungen zum Thema, was euch diese Staffel zum Beispiel am besten
gefallen hat, bitte in den Kommentarbereich. Ich würde mich sehr darüber freuen.
Ansonsten kommt demnächst ein weiterer Blogpost zum Thema
Game of Thrones, dann aber über die fünf Dinge, die mir
diese Staffel nicht so gut gefallen haben. Geht das überhaupt? Darf der das?
Seid gespannt.