ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Es ist schon eine ganze Weile her, als
ich die erste Staffel von The Walking Dead gesehen habe. Negativ
hängengeblieben sind ein paar zweifelhafte Entscheidungen und das ab
und an für meinen Geschmack unlogische Verhalten einiger Charaktere,
sowie eine schrecklich mit anzuschauende und daher unvergessliche
CGI-Explosion zum Staffelfinale. Hinzukam die Anzahl von gerade mal 6
Episoden, wodurch sich die Handlung teilweise etwas sprunghaft und
überhastet präsentierte. Aber im Großen und Ganzen war es doch
recht gelungen. Das Thema Zombie-Apokalypse ist zwar nicht wirklich
neu, doch in Form einer Serie mit längeren Handlungsbogen könnte
sich so etwas als sehr vielversprechend gestalten. Dazu sah es noch
ganz wunderbar aus, tolle Kulissen und ein ansehnlich gestaltetes
Setting konnten überzeugen.
Jetzt, wenige Wochen vor der Premiere
der dritten, habe ich mir die zweite Staffel von The Walking Dead
angesehen. Ich bin größtenteils ohne Erwartungen an die Sache
herangegangen. Die erste Staffel war gut, hatte mich aber nicht von
den Socken gerissen. Und auch die zweite Staffel macht einige Sachen
gut, doch insgesamt muss ich sagen, dass ich enttäuscht bin. Was
ganz interessant anfängt, entwickelt sich nämlich, mit ein paar
Höhenpunkten mittendrin, immer mehr zu einer Seifenoper, die
irgendwann nur noch nervt und mir ein Staffelfinale liefert, dass
mich skeptisch auf die demnächst erscheinende dritte Staffel blicken
lässt.
The Walking Dead sieht auch in der
zweiten Staffel sehr gut aus, Setting, Requisiten, die Walker, das
passt vorne und hinten. Durch die Erhöhung der Anzahl der Episoden
von 6 auf 13 hat man wesentlich mehr Zeit, genauer auf die
einzelnen Charaktere einzugehen, was mir persönlich gefällt, da es
mich natürlich interessiert, wie jeder Einzelne tickt bzw. wie er/sie sich in die Gruppe um Rick (Andrew Lincoln) einbringt. Dass der
Zuschauer das mehr zu sehen bekommt ist gut und wichtig. Und es
gelingt auch, die verschiedener Charaktere in ihren Ansichten und
Überzeugungen deutlicher als noch in Staffel 1 zu präsentieren, doch
zeigt sich ein großes Manko: Zu viel Interaktion. Sprich zu viel
Beziehungsnonsens, zu viele aufgesetzte Streitereien und zu viel
ödes, voraussagbares Palaver.
Aber halt, bevor ich mich dazu äußere
ein paar Worte zum Plot. Die Gruppe rund um Rick, seine Frau Lori
(Sarah Wayne Callies) und Heißsporn Shane (Jon Bernthal) findet sich
am Anfang dieser Staffel auf einem Highway wieder, als plötzlich
eine Zombie-Horde über besagte Schnellstraße schlendert. Sophia (Madison Lintz),
die Tochter von Carol (Melissa McBride) wird panisch und flüchtet
vor einem Walker in den angrenzenden Wald. Rick sprintet sofort
hinterher, verliert sie jedoch aus den Augen. Und zack haben wir das
Trigger-Event für mehr als die Hälfte der sich hinziehenden
Handlung dieser Staffel. Sophia geht verloren und muss gesucht
werden, Rick macht sich Vorwürfe, andere halten die Suche für
sinnlos. Und dann wird auch noch Rick und Lori's Sohn Carl (Chandler Riggs)
versehentlich angeschossen, wodurch die Gruppe auf der Farm des
Veterinärmediziners Hershel (Scott Wilson) plus Familie/Freunde landet, welche von
nun an der Mittelpunkt jedweder Handlung ist. So ein
verkappter Unsere kleine Farm/Alle unter einem Dach + [insert random
zombie flick right here]- Hybrid.
Klar, es werden neue Figuren
eingeführt, was interessant ist. Doch finde ich es persönlich nach
einer Weile anstrengend. Da alle ständig auf einem Haufen sind,
fliegen öfters mal die Fetzen, doch wirklich entnervend ist dann das
aufgezwungene Liebesgetue. Das Liebesdreieck Rick-Lori-Shane macht
natürlich weiterhin den Großteil des Techtelmechtels aus, dazukommt
der junge Glenn (Steven Yeun), welcher sich in Hershel's Tochter Maggie (Lauren Cohen) verguckt.
Selbst Carol zeigt Gefühle für Einzelgänger Daryl (Norman Reedus), welche aber vermutlich
eher auf einem Mutter-Sohn-Aspekt beruhen. Ähnlich wie bei Dale (Jeffrey DeMunn), der
weiterhin versucht, sich väterlich um Andrea (Laurie Holden) zu kümmern, ohne
Erfolg. Zusätzlich gibt's immer wiederkehrenden Stress zwischen
Anführer Rick und dem inoffiziellen Vize Shane. Man sieht viel
zwischenmenschliche Interaktion, viel Reibung. Zu viel. Weniger ist
manchmal mehr, und genau so sieht es hier in der zweiten Staffel aus.
Es gibt einfach zu viel Problemherde, zu oft musste ich mit den Augen
rollen und gelangweilt gähnen, auch aufgrund schon viel zu oft
dagewesener Verhaltensmuster.
Neben nach wie vor einigen seltsamen
Entscheidungen der Charaktere (Hallo, Zombie-Apokalypse, nachdenken!)
und einem sehr anstrengenden Carl Grimes gibt es aber natürlich auch
ein paar gute Dinge in dieser Season. Als persönliche Höhepunkte gelten die
siebte (Pretty Much Dead Already; leicht offensichtliche, aber auch
clevere Auflösung des Verschwundene-Sophia-Plots), die zehnte (18 Miles Out; übefällige und gelungene Solonummer zwischen Rick und Shane), sowie die elfte
Episode (Judge, Jury, Executioner; Good Bye Dale. Schade, aber
äußerst effektiv. Auch wenn der Walker, welcher Dale reißt ein
bisschen sehr leise/ stealthy ist...). Zwar ist die
Charakterentwicklung stets arg stereotypisch und oft vorhersehbar,
doch punktet die zweite Staffel auch dadurch, dass Figuren wie Dale
(guter Mann mit moralischer Relevanz für die Gruppe, trotz stetigem
Pathos) oder Daryl (lässiger I-don't-give-a-damn-Stereotyp-Redneck,
der Laune macht) mehr Spielraum bekommen.
Obwohl, im Vergleich zum
Figurentrio Rick, Shane und Lori ist das immer noch viel zu wenig.
Die Beziehung zwischen diesen drei Personen steht im absoulten
Mittelpunkt und schaukelt sich immer höher, Lori's unerwartete
Schwangerschaft sorgt gleich für noch etwas mehr Sprengstoff. Und
dass es zwischen Rick und Shane irgendwann krachen musste, konnte sich
ein jeder denken. So kommt es in der zwölften Folge (Better Angels) auch zum
Showdown, welche meiner Meinung nach aber ein wenig ernüchternd
ausfällt. Dass dann noch Rick's Sohn Carl den zum Walker
wiederauferstandenen Shane umpustet, setzt der dramaturgischen
Plattheit die Krone auf. Wieder einmal zu viel des Guten.
Zum Staffelfinale bekommen wir dann
noch einmal eine große Ballerei zu sehen. Unzählige Walker aus dem
Nichts, deren Auftauchen auf der scheinbar so sicheren Farm (ganz
ehrlich, was macht ihr da eigentlich den ganzen Tag außer euch zu
zoffen bzw. lieben bzw. in moralischen Grundsatzdiskussionen zu
verlieren? Ich würde versuchen mir eine derartige Verteidigung zu
errichten...) in drei schnellen Cuts erklärt ist. Dumm. "Für
ein geiles Season-Finale brauchen wir nochmal krass viele Zombies und
Schrotflinten-Action (nichts gegen Schrotflinten-Action!) und ein
paar semi-tragische Opfertode!" Ja, schon irgendwie okay, aber
viel zu platt und einfach, um das wirklich richtig gut finden zu können. Im
Endeffekt muss die Belegschaft in einzelnen Splittergruppen von der
Farm flüchten, um sich dann etwas später erneut auf dem Highway
wiederzutreffen. Und was hat uns dann dieses Farm-Intermezzo
gebracht, außer ein paar aussortierte bzw. neue Charaktere, sich
wiederholenden Beef und überschwängerte Beziehungskomplikationen
unter allen Beteiligten?
Klar, die Figuren haben sich (weiter)
entwickelt bzw. gewandelt. Vor allem Rick, der am Ende deutlich
macht, dass er von nun der einzig wahre, unumstrittene Boss ist. Doch
braucht man für eine derartige Rollenetablierung eine ganze Staffel?
Die Übriggeblieben sitzen wieder einmal verängstigt vor einem Feuer
und stehen vor dem Nichts, doch wenn sie etwas können, dann ist es
das Hoffen und Glauben an eine bessere Zeit. Ganz toll. Die zweite
Staffel bringt mich persönlich nicht weiter bzw. liefert mir
inhaltlich zu wenig Wesentliches und zu viel Banales.
Ich bin alles in allem doch etwas
enttäuscht von der zweiten Staffel von The Walking Dead. Anfangs
keimte in mir wieder das Gefühl der Lust auf diese Serie auf, cooles
Setting, ordentliches Konfliktpotenzial zwischen den Charakteren,
welches man eigentlich nur noch geschickt und vor allem subtil
ausnutzen musste. Doch dann werden so viele einfache Fehler gemacht,
dass es mich im Verlauf der Season immer mehr geärgert hat. Es gibt
diese (besagten) Highlights, welche mich von Zeit zu Zeit haben hoffen
lassen, doch verfällt die Serie zu schnell wieder in ihren
altbekannten, vorhersehbaren Trott.
Demnächst geht es dann mit der dritten
Staffel weiter (am 14. Oktober 2012) und auch da bin ich skeptisch. In den letzen Zügen
der dreizehnten Episode Beside Dying Fire sehen wir die
alleingelassene Andrea von Zombies verfolgt durch den Wald hetzen,
als eine vermummte Person mit einem Katana bewaffnet den Andrea
angreifenden Walker enthauptet. Zusätzlich führt der/DIE Unbekannte
noch zwei armlose, aneinandergekettete Zombies mit sich herum. Alles klar. Es
folgt noch eine verhängnisvolle Totale auf ein Gefängnis, in
welchem sich auch ein Großteil der Handlung der dritten Season
abspielen wird. Rick und co. haben ihr sporadisches Lager
nichtsahnend unweit von diesem Trakt aufgeschlagen. Super. Ersetze
Farm mit Gefängnis. Dazu eine potenzielle Gefahr durch andere
Menschen, welche auch ums Überleben kämpfen. Survival of the Fittest. Wurde schon während dieser Season aufgegriffen und sorgte
(Überraschung!) für noch mehr Beef und wird wohl in Staffel drei
keine ganz unwichtige Rolle einnehmen. Kann, wenn man es richtig
angeht, gut werden. Kann.
Einige Genrefans werden wohl nach wie
vor ihren Spaß mit The Walking Dead haben, ich persönlich werde mir
die dritte Staffel erst einmal nicht zu Gemüte führen. Vielleicht
macht sie ja einiges besser, aber ich habe da meine Zweifel. The
Walking Dead schafft es immer noch zu unterhalten, doch haben ich von
diesem Serienformat etwas mehr erwartet. Mehr Tiefe zum Beispiel. So
sackt es leider in Richtung Oberflächlichkeit ab.
Seid ihr große Walking Dead-Fans und
wollt mir contra geben? Her damit! Ich freue mich über jede Art des
konstruktiven Inputs, auch Kritik und Anregungen sind hier sehr gerne
gesehen. Wie fandet ihr die zweite Staffel und freut ihr euch auf die
dritte, was muss besser werden, was wünscht ihr euch? Ab in den
Kommentarbereich damit.
The Walking Dead - Season 2 - Trailer
The Walking Dead - Season 3 - Trailer - ComicCon 2012
Auf geht’s, meine Gedanken zur achten und somit letzten
Episode der ersten Hälfte der fünften Staffel von Breaking Bad, Gliding Over All. Viele kleine
Details und ein hundsgemeines Finale. Und jetzt ein Jahr warten. Not fair.
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Opening
Walter sitzt im Büro von Vamonos Pest und denkt nach. Doch
er ist nicht allein. Eine Fliege surrt durch den Raum. Die erste Referenz von
vielen in Gliding Over All. Wir erinnern uns Fly (S03E10), die etwas andere
Breaking Bad-Episode. Damals war es auch eine Fliege, die Walter als Vorwand nutzte,
nicht weiterarbeiten zu können/wollen. Die Fliege kontaminierte das Labor, also musste
sie erst gefangen/getötet werden, bevor es weitergehen konnte. Und wieder ist es
eine Fliege, auf die sich Walter White konzentriert. Die Fliege, Symbol für
Verwesung, für den übel riechenden Gestank den eine verfaulte Sache mit sich
bringt. Und sie stört ihn. Ein Reminder. Was hat Walt getan? Die Ermordung
Mike’s macht ihm zu schaffen, keine Frage. Er wirkt sehr nachdenklich, seine Körpersprache ist ein Indiz
dafür. Als er dann mit Todd Mike’s Leichnam auf altbewährte Weise entsorgen
will, taucht Jesse auf. Und es wird sogleich sehr unangenehm. Jesse erkundigt
sich nach Mike („He got out safe?“) und Walter antwortet eindeutig zweideutig:
„He’s gone.“ Jesse macht sich außerdem noch Sorgen um Mike’s Jungs,
welche im Gefängnis einsitzen und möchte gerne wissen, wie Mr. White und er
jetzt vorgehen sollen. „We? Who’s we? There is no "we", Jesse.“ (Walt) Jesse ist
raus. Walt macht das noch einmal deutlich. Er kümmert sich darum. Allein.
When I
heard the Learn’d Astronomer
Eine kurze Duschszene. Entscheidend hierbei ist der Blick
auf die Ablage für Klolektüre: Dort liegt Walter Whitman’s Leaves of Grass. Und
zwar eine ganz besondere Ausgabe. Erneut ein kleiner Hinweis (S03E06, Sunset),
diesmal auf Gale Boetticher und Walt’s damalige Zusammenarbeit mit diesem. Doch
das ist längst nicht alles. Dieses Buch wird in Gliding Over All noch eine
äußerst wichtige Rolle spielen…
Rattle some cages
Wir sehen Hank, wie er zusammen mit zwei Rechtsvertretern
und Dennis Markowski, ehemaliger Strohmann für Gustavo Fring in dessen
Wäscherei, in einem Raum sitzt. Dennis will auspacken und Hank heiße
Informationen zukommen lassen, verlangt dafür aber eine ganz Menge. Die Anklage
wird komplett fallengelassen, Dennis ist ein freier Mann, absolute Immunität
etc. Ein müdes Lächeln huscht über Hank’s Gesicht. Er hat noch acht weitere Typen
hinter schwedischen Gardinen, die ihm nützliche Informationen geben können und
dafür wahrscheinlich sogar weniger verlangen als der gute Dennis. „So settle in Dennis. Enjoy your new
home. I’m gonna go rattle some cages.“ (Hank) Lässig.
Czech Republic
Walt trifft sich mit Lydia, da diese die Namen der neun „Angestellten”
Mike’s hat, um welche sich Walter „kümmern“ möchte. Plus den Anwalt, welche
auch endgültig von der Oberfläche verschwinden soll. Walt legt wie immer einen
äußerst coolen, Heisenberg-esquen Auftritt hin, Lydia hingegen ist wie so oft
ihre große Nervosität anzumerken. Und doch überrascht sie mal wieder, als sie
Walt eine interessante Idee vorschlägt: Er solle doch sein Produkt nach Übersee
exportieren, genauer, in die Tschechische Republik. Der Markt dort scheint sehr vielversprechend. Going International also.
So ist wesentlich mehr Kohle drin und Lydia hat die perfekten Kontakte für
diese Operation. Walt zögert noch. Sie scheint nicht auf den Kopf gefallen zu
sein (laut Lydia wollte sogar Fring in dieses Geschäft mit einsteigen), doch
bleibt sie ein Unsicherheitsfaktor. Dennoch, Walt schlägt ein, auch wenn sein
Gesicht sehr zweifelhaft aussieht. Lydia gibt Walter die neun bzw. zehn Namen
und verlässt den Laden. Prompt werden dem Zuschauer Walter’s eigentliche
Absichten offenbart. Unter seinem Hut kommt ein kleines Glasbehältnis zum Vorschein
und wir können stark davon ausgehen, dass es sich um das altbekannte Ricin
handelt. Wie gesagt, Lydia ist ein Unsicherheitsfaktor. Und sie weiß zu viel.
Jetzt hat sich jedoch eine neue Möglichkeit für Walter ergeben. Wie so oft
liegen Leben und Tod in Breaking Bad sehr dicht beieinander.
The way I
want it
Walter will das Problem mit Mike’s Jungs angehen und Todd
schlägt vor, mit dessen Onkel Kontakt aufzunehmen, da dieser für solche Angelegenheiten ein Händchen zu haben scheint. Und schon sehen wir, wie sich ein paar Rechte über die erwähnten zehn Typen unterhalten und die Möglichkeit des Vorhabens diskutieren. Walt sitzt ruhig im Hintergrund, geistesabwesend. „It could be done. Just not the way
you want it.“ (Todd’s Onkel) Aber Walter kennt nur einen richtigen Weg. Seinen
Weg. “It could be done exactly how I want it.” (Walter) Walt zieht den
Heisenberg durch, auch im Angesicht dreier vermutlich kaltblütiger Nazis, egal,
wer da vor ihm steht. „The
only question is: Are you the man to do it?“ (Walter) Einfach wird das nicht. Zehn
Morde in drei verschiedenen Gefängnissen innerhalb von zwei Minuten. Das ist der Plan. „Figure it
out. That’s what I’m paying you for.“ (Walter)
Take A Deep Breath
Showtime. Obwohl es recht bizarr und grotesk ist, es
„Showtime“ zu nennen. Pick yourself up.
Dust yourself off. And start all over again. Wir sehen eine großartig gedrehte Videomontage, in
welcher die zehn angesprochen Zielperson in ihren jeweiligen Gefängnissen, nun ja,
„beseitigt“ werden. Dazu läuft Nat „King“ Cole’s Pick Yourself Up. (Hier eine Version von Frank Sinatra). Es ist äußerst makaber. Leute werden brutal
abgestochen oder bei lebendigem Leibe in ihrer Zelle angezündet und verbrannt,
und im Hintergrund läuft lässige Swing-Musik. Ab und an sehen wir Walt
tiefenentspannt am Fenster stehen, mit seiner Uhr (Jesse’s Geburtstagsgeschenk.
Tick-tick-ticking, die Zeit läuft ab, doch für wen?) die Zeit stoppend. Ein
fantastischer Moment dieser Episode, so hart und gnadenlos er auch sein mag.
Monsters
Hank wird über die Vorfälle bezüglich seiner potenziellen
Zeugen unterrichtet und kann es kaum fassen. Als Walter bei Marie und Hank zu
Besuch ist, um seine Tochter zu besuchen, kommt Hank gerade von der Arbeit und
ist ziemlich deprimiert. Ein Glas Whiskey mit seinem Schwager Walt könnte da
vielleicht ein wenig Abhilfe schaffen. Hank erzählt von einem Sommerjob
(Metapher-Alarm!), den er als Jugendlicher hatte. Dort musste er Bäume
markieren, später kamen dann die eigentlichen Holzfäller, um die Bäume zu
fällen. Ein einfacher Job. Zumindest im Vergleich zu Hank’s jetzigen. Es nimmt
ihn mit und macht ihm zu schaffen. „Tagging trees is a lot better than chasing
monsters.“ (Hank) Und das Monster sitzt ihm direkt gegenüber. Walter weiß, was
er ist. Er hat es akzeptiert. Daher
auch seine recht trockene, fast schon desinteressierte Antwort „I used to love to go camping.”
Crystal Blue Persuasion
Erneut eine Videomontage und erneut macht das Zusehen große
Freude. Es ist einfach sehr gut gemacht. Alles es ist wunderbar, Walter und Todd
produzieren eifrig und scheffeln eine ganze Menge Kohle. Der Export nach
Tschechien wird angekurbelt, es könnte nicht besser laufen. Und die Montage
geht immer weiter und weiter, es ist kein Ende in Sicht. Immer mehr Geld fließt in die
Kassen. Und zum Ende hin sehen wir doch eine kurze Szene mit einem etwas
erschöpften Walter White. Langweilige Routine? Macht das Böse- und Illegalsein
keinen Spaß mehr? Fehlt irgendetwas? Ja. Jesse.
Hier übrigens eine Live-Version von Crystal Blue Persuasion (was ein
passender Songtitel).
Tommy James and the Shondells - Crystal Blue Persuasion
Repair the family
Auch Sky besucht Marie und Hank, um Holly und Junior zu
sehen. Marie versucht sich mal wieder daran, ihrer Schwester Mut zu machen und
geht davon aus, dass sich die Situation zwischen ihr und Walt doch jetzt langsam gebessert
haben muss. Sie könnten doch die Kinder zurücknehmen und wieder eine richtige
Familie werden. Doch Skyler weiß es besser.
Take a drive with me
Endlich sehen wir mal das Ausmaß der Verdienste Walt’s. Mein
lieber Scholli. Skyler fährt mit Walter zu einem Depot mit Lagerräumlichkeiten.
Und in einem dieser Lagerräume liegt ein riesiger Haufen Geld. „How much is this?“ (Walter) „I have
no earthly idea.“ (Sky) Skyler kam einfach nicht mehr mit. Es ist ZU VIEL Geld. “How
much is enough? How big does this pile have to be?” (Sky) Größer,
weiter, schneller, das ist Walt’s Credo. Doch wann ist Schluss, wann ist der
Punkt endgültig erreicht?
Towel dispenser
Warum zeigt man uns das? Warum sehen wir Walter White bei
einer Röntgenuntersuchung und warum gibt es diesen Hinweis auf den zerbeulten
Papierhandtuchspender, welchen Walt vor gut zwei Staffeln (4 Days Out, S02E09)
demoliert hat? Und wir sehen auch nichts weiter zu dieser Aufnahme, kein Arztgespräch oder ähnliches. Diese Szene lässt Raum für Spekulationen. Ist
alles in Ordnung bei Walter oder ist der Krebs vielleicht zurück? Wir erinnern uns, in 4
Days Out hat Walter in diesen Papierhandtuchspender geschlagen, weil die
Krebserkrankung deutlich zurückgegangen ist und er nicht mit diesem guten Ergebnis
gerechnet hatte. Das war der Ausdruck seiner Wut darüber, welchen Weg er beschritten hatte, dass er längst alles durchgedacht hatte und jetzt doch weiterleben „muss“. Dieses neue Leben, welches ihm vielleicht irgendwann die Familie kosten könnte. Wie können wir jetzt sein Verhalten deuten? Erinnert er sich
im Angesicht des eingeschlagen Metallkastens schlicht daran? Daran, dass es da erst so richtig losging, mit ihm und Heisenberg? Oder ist der Krebs
wirklich zurück, doch sieht er es jetzt recht locker? Geldsorgen dürfte Familie White keine mehr haben geschweige denn je wieder bekommen. Eine fiese kleine Szene,
die viele Fragen offen lässt und zum Spekulieren anheizt.
Something for you
Walt stattet Jesse einen Besuch ab. Letzterer weiß, was
Walter bezüglich der eingebuchteten Jungs von Mike getan hat. Glücklicherweise
weiß er nicht, was Walter mit Mike gemacht hat. Wie auch immer, Walt beginnt in
alten Erinnerungen zu schwelgen, als Jesse und er noch mit dem RV unterwegs
waren. Er wird fast ein bisschen nostalgisch. Jesse ist bei der ganzen
Angelegenheit nicht ganz wohl. Was will Mr. White wirklich? Kurz vor seinem
Abgang sagt Walter zu Jesse „I left something for you.“ Und Jesse ist
vorsichtig. Er hat den „neuen“ Mr. White bzw. Heisenberg nur zu gut kennen
gelernt. Umso erleichterter ist er, als er feststellt, dass Mr. White ihm „nur“
einen ordentlichen Batzen Geld hinterlassen hat. Jesse sinkt zu Boden und holt eine entsicherte Waffe
hervor. Er hatte Angst. So viel, dass er (eventuell, es ist immerhin Jesse…) bereit
gewesen wäre, Mr. White zu erschießen.
I’m out
Wieder einmal dieser Satz. „I’m out.“ Dieses Mal sagt es
Walt zu Skyler. Er ist draußen, endgültig. Skyler schaut verwundert. Kann sie
ihm glauben? Hört er wirklich auf? Oder ist es wieder nur eine Finte, eine
Lüge? Serienschöpfer Vince Gilligan zufolge
meint Walter das ziemlich ernst. „We can either take him at his word or not —
he is of course infamous for being one of the world’s greatest liars — but I
tend to believe, personally, that he was telling [Skyler] the truth when he
told her that.“ Ein empfehlenswerter Artikel von Collider.com. (Interessant
hierbei ist die Art und Weise, wie Gilligan über „seine“ Figur Walter White
spricht. Als wäre sie eine real existierende Person, auf die er keinen Einfluss hat. Verrückt.) Doch was bewegt
Walter zu dieser Entscheidung? Macht es wirklich keinen Spaß mehr? Fehlt ihm
der Thrill, den er mit Konkurrenten wie Gustavo Fring oder einem Partner wie
Mike hatte? Ist es nicht mehr dasselbe ohne Jesse? Oder ist der Krebs wirklich
zurück? Will er einfach wieder seine Familie beisammen haben? Fragen über Fragen.
Und keine Antworten.
A family again?
Skyler und Walter sitzen zusammen mit Marie und Hank
harmonisch am Gartentisch. Junior spielt mit Holly, alles wirkt friedlich. Ist
es das? Ist Familie White glücklich wiedervereint? Es wird bedeutungsloses
Palaver ausgetauscht, einfacher Smalltalk, es passiert nix besonderes. Doch
dann…
To W.W.
Hank muss auf die Toilette. Sofort schießt dem Zuschauer ein Gedanke durch den Kopf: Das Buch.
Und schon sitzt Hank auf der Schüssel und greift nach der Klolektüre. Whitman’s Leaves of Grass. Mit einer
Widmung im Einband. „To my other favorite W.W. It’s an honour working with you.
Fondly, G.B.” Hank’s Gesichtsausdruck ändert sich schlagartig (und das
liegt nicht an dem Umstand, dass er auf dem Klo sitzt). Eine Rückblende.
Staffel 4, Episode 4, Bullet Points. Hank zeigt Walt das Notizbuch von Gale
Boetticher. Und auch da gab es eine Widmung an einen W.W. „Woodrow Wilson?
Willy Wonka? ... Walter White?“ (Hank) Walt lacht leicht auf. „You got me.“ (Walt).
Cut auf das fast schon entsetzte Gesicht von Hank. Kann es sein… ist es möglich
dass… Ein Paukenschlag zum Ende. Und wir müssen uns ein Jahr lang gedulden.
Verflucht.
Gesamteindruck
Es ist nicht das große (Staffelhälfte)Finale gewesen, das vielleicht manch einer
erwartet hat. Nichtsdestotrotz, ich fand es hervorragend. Kein wortwörtlich großer
bzw. kleiner Knall wie am Ende der vierten bzw. dritten Staffel, dafür aber ein
sinnbildlicher gigantischer, der das Warten auf die letzten acht Episoden
dieser überragenden Serie unerträglich macht. Hank weiß es. Er weiß es. Was
passiert jetzt, wie wird er vorgehen? Und mich lässt einfach nicht die Szene
mit der Röntgenuntersuchung in Ruhe. Der Krebserkrankung Walt’s wurde im
Verlauf der Serie immer weniger Beachtung geschenkt. Ist hier etwas im Busch?
Ach, es ist wie bereits geschrieben einfach nur unfair. Man wird fürchterlich auf die
Folter gespannt. Doch was bleibt uns anderes übrig, als zu warten, zu hoffen,
zu bangen und zu spekulieren?
Wie hat euch Gliding Over All gefallen, was ist euch
aufgefallen? Die Frage, ob ihr es wie ich nicht glauben könnt, dass man jetzt ein
ganzes Jahr auf die finalen acht Episoden warten muss, erspare ich mir. Eure
Gedanken, Ideen, Meinung in den Kommentarbereich, genau wie Kritik oder
Anregungen. Ich freue mich darüber.
Das war’s jetzt erst einmal mit Breaking Bad, im Sommer 2013
geht’s weiter. Vielleicht kommt noch einmal ein abschließender Text zu dieser
Staffelhälfte, ein paar zusammenfassende Worte. Wie immer dann hier zu finden,
auf bommebastisch.blogspot.de.