Freitag, 14. September 2012

The Walking Dead - Season 2

ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!


Es ist schon eine ganze Weile her, als ich die erste Staffel von The Walking Dead gesehen habe. Negativ hängengeblieben sind ein paar zweifelhafte Entscheidungen und das ab und an für meinen Geschmack unlogische Verhalten einiger Charaktere, sowie eine schrecklich mit anzuschauende und daher unvergessliche CGI-Explosion zum Staffelfinale. Hinzukam die Anzahl von gerade mal 6 Episoden, wodurch sich die Handlung teilweise etwas sprunghaft und überhastet präsentierte. Aber im Großen und Ganzen war es doch recht gelungen. Das Thema Zombie-Apokalypse ist zwar nicht wirklich neu, doch in Form einer Serie mit längeren Handlungsbogen könnte sich so etwas als sehr vielversprechend gestalten. Dazu sah es noch ganz wunderbar aus, tolle Kulissen und ein ansehnlich gestaltetes Setting konnten überzeugen.

Jetzt, wenige Wochen vor der Premiere der dritten, habe ich mir die zweite Staffel von The Walking Dead angesehen. Ich bin größtenteils ohne Erwartungen an die Sache herangegangen. Die erste Staffel war gut, hatte mich aber nicht von den Socken gerissen. Und auch die zweite Staffel macht einige Sachen gut, doch insgesamt muss ich sagen, dass ich enttäuscht bin. Was ganz interessant anfängt, entwickelt sich nämlich, mit ein paar Höhenpunkten mittendrin, immer mehr zu einer Seifenoper, die irgendwann nur noch nervt und mir ein Staffelfinale liefert, dass mich skeptisch auf die demnächst erscheinende dritte Staffel blicken lässt.

The Walking Dead sieht auch in der zweiten Staffel sehr gut aus, Setting, Requisiten, die Walker, das passt vorne und hinten. Durch die Erhöhung der Anzahl der Episoden von 6 auf 13 hat man wesentlich mehr Zeit, genauer auf die einzelnen Charaktere einzugehen, was mir persönlich gefällt, da es mich natürlich interessiert, wie jeder Einzelne tickt bzw. wie er/sie sich in die Gruppe um Rick (Andrew Lincoln) einbringt. Dass der Zuschauer das mehr zu sehen bekommt ist gut und wichtig. Und es gelingt auch, die verschiedener Charaktere in ihren Ansichten und Überzeugungen deutlicher als noch in Staffel 1 zu präsentieren, doch zeigt sich ein großes Manko: Zu viel Interaktion. Sprich zu viel Beziehungsnonsens, zu viele aufgesetzte Streitereien und zu viel ödes, voraussagbares Palaver.

Aber halt, bevor ich mich dazu äußere ein paar Worte zum Plot. Die Gruppe rund um Rick, seine Frau Lori (Sarah Wayne Callies) und Heißsporn Shane (Jon Bernthal) findet sich am Anfang dieser Staffel auf einem Highway wieder, als plötzlich eine Zombie-Horde über besagte Schnellstraße schlendert. Sophia (Madison Lintz), die Tochter von Carol (Melissa McBride) wird panisch und flüchtet vor einem Walker in den angrenzenden Wald. Rick sprintet sofort hinterher, verliert sie jedoch aus den Augen. Und zack haben wir das Trigger-Event für mehr als die Hälfte der sich hinziehenden Handlung dieser Staffel. Sophia geht verloren und muss gesucht werden, Rick macht sich Vorwürfe, andere halten die Suche für sinnlos. Und dann wird auch noch Rick und Lori's Sohn Carl (Chandler Riggs) versehentlich angeschossen, wodurch die Gruppe auf der Farm des Veterinärmediziners Hershel (Scott Wilson) plus Familie/Freunde landet, welche von nun an der Mittelpunkt jedweder Handlung ist. So ein verkappter Unsere kleine Farm/ Alle unter einem Dach + [insert random zombie flick right here]- Hybrid.

Klar, es werden neue Figuren eingeführt, was interessant ist. Doch finde ich es persönlich nach einer Weile anstrengend. Da alle ständig auf einem Haufen sind, fliegen öfters mal die Fetzen, doch wirklich entnervend ist dann das aufgezwungene Liebesgetue. Das Liebesdreieck Rick-Lori-Shane macht natürlich weiterhin den Großteil des Techtelmechtels aus, dazukommt der junge Glenn (Steven Yeun), welcher sich in Hershel's Tochter Maggie (Lauren Cohen) verguckt. Selbst Carol zeigt Gefühle für Einzelgänger Daryl (Norman Reedus), welche aber vermutlich eher auf einem Mutter-Sohn-Aspekt beruhen. Ähnlich wie bei Dale (Jeffrey DeMunn), der weiterhin versucht, sich väterlich um Andrea (Laurie Holden) zu kümmern, ohne Erfolg. Zusätzlich gibt's immer wiederkehrenden Stress zwischen Anführer Rick und dem inoffiziellen Vize Shane. Man sieht viel zwischenmenschliche Interaktion, viel Reibung. Zu viel. Weniger ist manchmal mehr, und genau so sieht es hier in der zweiten Staffel aus. Es gibt einfach zu viel Problemherde, zu oft musste ich mit den Augen rollen und gelangweilt gähnen, auch aufgrund schon viel zu oft dagewesener Verhaltensmuster.

Neben nach wie vor einigen seltsamen Entscheidungen der Charaktere (Hallo, Zombie-Apokalypse, nachdenken!) und einem sehr anstrengenden Carl Grimes gibt es aber natürlich auch ein paar gute Dinge in dieser Season. Als persönliche Höhepunkte gelten die siebte (Pretty Much Dead Already; leicht offensichtliche, aber auch clevere Auflösung des Verschwundene-Sophia-Plots), die zehnte (18 Miles Out; übefällige und gelungene Solonummer zwischen Rick und Shane), sowie die elfte Episode (Judge, Jury, Executioner; Good Bye Dale. Schade, aber äußerst effektiv. Auch wenn der Walker, welcher Dale reißt ein bisschen sehr leise/ stealthy ist...). Zwar ist die Charakterentwicklung stets arg stereotypisch und oft vorhersehbar, doch punktet die zweite Staffel auch dadurch, dass Figuren wie Dale (guter Mann mit moralischer Relevanz für die Gruppe, trotz stetigem Pathos) oder Daryl (lässiger I-don't-give-a-damn-Stereotyp-Redneck, der Laune macht) mehr Spielraum bekommen. 

Obwohl, im Vergleich zum Figurentrio Rick, Shane und Lori ist das immer noch viel zu wenig. Die Beziehung zwischen diesen drei Personen steht im absoulten Mittelpunkt und schaukelt sich immer höher, Lori's unerwartete Schwangerschaft sorgt gleich für noch etwas mehr Sprengstoff. Und dass es zwischen Rick und Shane irgendwann krachen musste, konnte sich ein jeder denken. So kommt es in der zwölften Folge (Better Angels) auch zum Showdown, welche meiner Meinung nach aber ein wenig ernüchternd ausfällt. Dass dann noch Rick's Sohn Carl den zum Walker wiederauferstandenen Shane umpustet, setzt der dramaturgischen Plattheit die Krone auf. Wieder einmal zu viel des Guten.

Zum Staffelfinale bekommen wir dann noch einmal eine große Ballerei zu sehen. Unzählige Walker aus dem Nichts, deren Auftauchen auf der scheinbar so sicheren Farm (ganz ehrlich, was macht ihr da eigentlich den ganzen Tag außer euch zu zoffen bzw. lieben bzw. in moralischen Grundsatzdiskussionen zu verlieren? Ich würde versuchen mir eine derartige Verteidigung zu errichten...) in drei schnellen Cuts erklärt ist. Dumm. "Für ein geiles Season-Finale brauchen wir nochmal krass viele Zombies und Schrotflinten-Action (nichts gegen Schrotflinten-Action!) und ein paar semi-tragische Opfertode!" Ja, schon irgendwie okay, aber viel zu platt und einfach, um das wirklich richtig gut finden zu können. Im Endeffekt muss die Belegschaft in einzelnen Splittergruppen von der Farm flüchten, um sich dann etwas später erneut auf dem Highway wiederzutreffen. Und was hat uns dann dieses Farm-Intermezzo gebracht, außer ein paar aussortierte bzw. neue Charaktere, sich wiederholenden Beef und überschwängerte Beziehungskomplikationen unter allen Beteiligten?

Klar, die Figuren haben sich (weiter) entwickelt bzw. gewandelt. Vor allem Rick, der am Ende deutlich macht, dass er von nun der einzig wahre, unumstrittene Boss ist. Doch braucht man für eine derartige Rollenetablierung eine ganze Staffel? Die Übriggeblieben sitzen wieder einmal verängstigt vor einem Feuer und stehen vor dem Nichts, doch wenn sie etwas können, dann ist es das Hoffen und Glauben an eine bessere Zeit. Ganz toll. Die zweite Staffel bringt mich persönlich nicht weiter bzw. liefert mir inhaltlich zu wenig Wesentliches und zu viel Banales.

Ich bin alles in allem doch etwas enttäuscht von der zweiten Staffel von The Walking Dead. Anfangs keimte in mir wieder das Gefühl der Lust auf diese Serie auf, cooles Setting, ordentliches Konfliktpotenzial zwischen den Charakteren, welches man eigentlich nur noch geschickt und vor allem subtil ausnutzen musste. Doch dann werden so viele einfache Fehler gemacht, dass es mich im Verlauf der Season immer mehr geärgert hat. Es gibt diese (besagten) Highlights, welche mich von Zeit zu Zeit haben hoffen lassen, doch verfällt die Serie zu schnell wieder in ihren altbekannten, vorhersehbaren Trott.

Demnächst geht es dann mit der dritten Staffel weiter (am 14. Oktober 2012) und auch da bin ich skeptisch. In den letzen Zügen der dreizehnten Episode Beside Dying Fire sehen wir die alleingelassene Andrea von Zombies verfolgt durch den Wald hetzen, als eine vermummte Person mit einem Katana bewaffnet den Andrea angreifenden Walker enthauptet. Zusätzlich führt der/DIE Unbekannte noch zwei armlose, aneinandergekettete Zombies mit sich herum. Alles klar. Es folgt noch eine verhängnisvolle Totale auf ein Gefängnis, in welchem sich auch ein Großteil der Handlung der dritten Season abspielen wird. Rick und co. haben ihr sporadisches Lager nichtsahnend unweit von diesem Trakt aufgeschlagen. Super. Ersetze Farm mit Gefängnis. Dazu eine potenzielle Gefahr durch andere Menschen, welche auch ums Überleben kämpfen. Survival of the Fittest. Wurde schon während dieser Season aufgegriffen und sorgte (Überraschung!) für noch mehr Beef und wird wohl in Staffel drei keine ganz unwichtige Rolle einnehmen. Kann, wenn man es richtig angeht, gut werden. Kann.

Einige Genrefans werden wohl nach wie vor ihren Spaß mit The Walking Dead haben, ich persönlich werde mir die dritte Staffel erst einmal nicht zu Gemüte führen. Vielleicht macht sie ja einiges besser, aber ich habe da meine Zweifel. The Walking Dead schafft es immer noch zu unterhalten, doch haben ich von diesem Serienformat etwas mehr erwartet. Mehr Tiefe zum Beispiel. So sackt es leider in Richtung Oberflächlichkeit ab.


Seid ihr große Walking Dead-Fans und wollt mir contra geben? Her damit! Ich freue mich über jede Art des konstruktiven Inputs, auch Kritik und Anregungen sind hier sehr gerne gesehen. Wie fandet ihr die zweite Staffel und freut ihr euch auf die dritte, was muss besser werden, was wünscht ihr euch? Ab in den Kommentarbereich damit.

The Walking Dead - Season 2 - Trailer



The Walking Dead - Season 3 - Trailer - ComicCon 2012

  

Mittwoch, 5. September 2012

Breaking Bad S05E08 - Finale - Gliding Over All

Auf geht’s, meine Gedanken zur achten und somit letzten Episode der ersten Hälfte der fünften Staffel von Breaking Bad, Gliding Over All. Viele kleine Details und ein hundsgemeines Finale. Und jetzt ein Jahr warten. Not fair.


ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!


Opening
Walter sitzt im Büro von Vamonos Pest und denkt nach. Doch er ist nicht allein. Eine Fliege surrt durch den Raum. Die erste Referenz von vielen in Gliding Over All. Wir erinnern uns Fly (S03E10), die etwas andere Breaking Bad-Episode. Damals war es auch eine Fliege, die Walter als Vorwand nutzte, nicht weiterarbeiten zu können/wollen. Die Fliege kontaminierte das Labor, also musste sie erst gefangen/getötet werden, bevor es weitergehen konnte. Und wieder ist es eine Fliege, auf die sich Walter White konzentriert. Die Fliege, Symbol für Verwesung, für den übel riechenden Gestank den eine verfaulte Sache mit sich bringt. Und sie stört ihn. Ein Reminder. Was hat Walt getan? Die Ermordung Mike’s macht ihm zu schaffen, keine Frage. Er wirkt sehr nachdenklich, seine Körpersprache ist ein Indiz dafür. Als er dann mit Todd Mike’s Leichnam auf altbewährte Weise entsorgen will, taucht Jesse auf. Und es wird sogleich sehr unangenehm. Jesse erkundigt sich nach Mike („He got out safe?“) und Walter antwortet eindeutig zweideutig: „He’s gone.“ Jesse macht sich außerdem noch Sorgen um Mike’s Jungs, welche im Gefängnis einsitzen und möchte gerne wissen, wie Mr. White und er jetzt vorgehen sollen. „We? Who’s we? There is no "we", Jesse.“ (Walt) Jesse ist raus. Walt macht das noch einmal deutlich. Er kümmert sich darum. Allein.

When I heard the Learn’d Astronomer
Eine kurze Duschszene. Entscheidend hierbei ist der Blick auf die Ablage für Klolektüre: Dort liegt Walter Whitman’s Leaves of Grass. Und zwar eine ganz besondere Ausgabe. Erneut ein kleiner Hinweis (S03E06, Sunset), diesmal auf Gale Boetticher und Walt’s damalige Zusammenarbeit mit diesem. Doch das ist längst nicht alles. Dieses Buch wird in Gliding Over All noch eine äußerst wichtige Rolle spielen…

Rattle some cages
Wir sehen Hank, wie er zusammen mit zwei Rechtsvertretern und Dennis Markowski, ehemaliger Strohmann für Gustavo Fring in dessen Wäscherei, in einem Raum sitzt. Dennis will auspacken und Hank heiße Informationen zukommen lassen, verlangt dafür aber eine ganz Menge. Die Anklage wird komplett fallengelassen, Dennis ist ein freier Mann, absolute Immunität etc. Ein müdes Lächeln huscht über Hank’s Gesicht. Er hat noch acht weitere Typen hinter schwedischen Gardinen, die ihm nützliche Informationen geben können und dafür wahrscheinlich sogar weniger verlangen als der gute Dennis. So settle in Dennis. Enjoy your new home. I’m gonna go rattle some cages.“ (Hank) Lässig.

Czech Republic
Walt trifft sich mit Lydia, da diese die Namen der neun „Angestellten” Mike’s hat, um welche sich Walter „kümmern“ möchte. Plus den Anwalt, welche auch endgültig von der Oberfläche verschwinden soll. Walt legt wie immer einen äußerst coolen, Heisenberg-esquen Auftritt hin, Lydia hingegen ist wie so oft ihre große Nervosität anzumerken. Und doch überrascht sie mal wieder, als sie Walt eine interessante Idee vorschlägt: Er solle doch sein Produkt nach Übersee exportieren, genauer, in die Tschechische Republik. Der Markt dort scheint sehr vielversprechend. Going International also. So ist wesentlich mehr Kohle drin und Lydia hat die perfekten Kontakte für diese Operation. Walt zögert noch. Sie scheint nicht auf den Kopf gefallen zu sein (laut Lydia wollte sogar Fring in dieses Geschäft mit einsteigen), doch bleibt sie ein Unsicherheitsfaktor. Dennoch, Walt schlägt ein, auch wenn sein Gesicht sehr zweifelhaft aussieht. Lydia gibt Walter die neun bzw. zehn Namen und verlässt den Laden. Prompt werden dem Zuschauer Walter’s eigentliche Absichten offenbart. Unter seinem Hut kommt ein kleines Glasbehältnis zum Vorschein und wir können stark davon ausgehen, dass es sich um das altbekannte Ricin handelt. Wie gesagt, Lydia ist ein Unsicherheitsfaktor. Und sie weiß zu viel. Jetzt hat sich jedoch eine neue Möglichkeit für Walter ergeben. Wie so oft liegen Leben und Tod in Breaking Bad sehr dicht beieinander. 

The way I want it
Walter will das Problem mit Mike’s Jungs angehen und Todd schlägt vor, mit dessen Onkel Kontakt aufzunehmen, da dieser für solche Angelegenheiten ein Händchen zu haben scheint. Und schon sehen wir, wie sich ein paar Rechte über die erwähnten zehn Typen unterhalten und die Möglichkeit des Vorhabens diskutieren. Walt sitzt ruhig im Hintergrund, geistesabwesend. It could be done. Just not the way you want it.“ (Todd’s Onkel) Aber Walter kennt nur einen richtigen Weg. Seinen Weg. It could be done exactly how I want it.” (Walter) Walt zieht den Heisenberg durch, auch im Angesicht dreier vermutlich kaltblütiger Nazis, egal, wer da vor ihm steht. The only question is: Are you the man to do it?(Walter) Einfach wird das nicht. Zehn Morde in drei verschiedenen Gefängnissen innerhalb von zwei Minuten. Das ist der Plan. „Figure it out. That’s what I’m paying you for.“ (Walter)

Take A Deep Breath
Showtime. Obwohl es recht bizarr und grotesk ist, es „Showtime“ zu nennen. Pick yourself up. Dust yourself off. And start all over again. Wir sehen eine großartig gedrehte Videomontage, in welcher die zehn angesprochen Zielperson in ihren jeweiligen Gefängnissen, nun ja, „beseitigt“ werden. Dazu läuft Nat „King“ Cole’s Pick Yourself Up. (Hier eine Version von Frank Sinatra). Es ist äußerst makaber. Leute werden brutal abgestochen oder bei lebendigem Leibe in ihrer Zelle angezündet und verbrannt, und im Hintergrund läuft lässige Swing-Musik. Ab und an sehen wir Walt tiefenentspannt am Fenster stehen, mit seiner Uhr (Jesse’s Geburtstagsgeschenk. Tick-tick-ticking, die Zeit läuft ab, doch für wen?) die Zeit stoppend. Ein fantastischer Moment dieser Episode, so hart und gnadenlos er auch sein mag.

Monsters
Hank wird über die Vorfälle bezüglich seiner potenziellen Zeugen unterrichtet und kann es kaum fassen. Als Walter bei Marie und Hank zu Besuch ist, um seine Tochter zu besuchen, kommt Hank gerade von der Arbeit und ist ziemlich deprimiert. Ein Glas Whiskey mit seinem Schwager Walt könnte da vielleicht ein wenig Abhilfe schaffen. Hank erzählt von einem Sommerjob (Metapher-Alarm!), den er als Jugendlicher hatte. Dort musste er Bäume markieren, später kamen dann die eigentlichen Holzfäller, um die Bäume zu fällen. Ein einfacher Job. Zumindest im Vergleich zu Hank’s jetzigen. Es nimmt ihn mit und macht ihm zu schaffen. „Tagging trees is a lot better than chasing monsters.“ (Hank) Und das Monster sitzt ihm direkt gegenüber. Walter weiß, was er ist. Er hat es akzeptiert. Daher auch seine recht trockene, fast schon desinteressierte Antwort „I used to love to go camping.

Crystal Blue Persuasion
Erneut eine Videomontage und erneut macht das Zusehen große Freude. Es ist einfach sehr gut gemacht. Alles es ist wunderbar, Walter und Todd produzieren eifrig und scheffeln eine ganze Menge Kohle. Der Export nach Tschechien wird angekurbelt, es könnte nicht besser laufen. Und die Montage geht immer weiter und weiter, es ist kein Ende in Sicht. Immer mehr Geld fließt in die Kassen. Und zum Ende hin sehen wir doch eine kurze Szene mit einem etwas erschöpften Walter White. Langweilige Routine? Macht das Böse- und Illegalsein keinen Spaß mehr? Fehlt irgendetwas? Ja. Jesse.  

Hier übrigens eine Live-Version von Crystal Blue Persuasion (was ein passender Songtitel). 
Tommy James and the Shondells - Crystal Blue Persuasion


Repair the family
Auch Sky besucht Marie und Hank, um Holly und Junior zu sehen. Marie versucht sich mal wieder daran, ihrer Schwester Mut zu machen und geht davon aus, dass sich die Situation zwischen ihr und Walt doch jetzt langsam gebessert haben muss. Sie könnten doch die Kinder zurücknehmen und wieder eine richtige Familie werden. Doch Skyler weiß es besser.

Take a drive with me
Endlich sehen wir mal das Ausmaß der Verdienste Walt’s. Mein lieber Scholli. Skyler fährt mit Walter zu einem Depot mit Lagerräumlichkeiten. Und in einem dieser Lagerräume liegt ein riesiger Haufen Geld. How much is this?“ (Walter) „I have no earthly idea.“ (Sky) Skyler kam einfach nicht mehr mit. Es ist ZU VIEL Geld. “How much is enough? How big does this pile have to be?(Sky) Größer, weiter, schneller, das ist Walt’s Credo. Doch wann ist Schluss, wann ist der Punkt endgültig erreicht?

Towel dispenser
Warum zeigt man uns das? Warum sehen wir Walter White bei einer Röntgenuntersuchung und warum gibt es diesen Hinweis auf den zerbeulten Papierhandtuchspender, welchen Walt vor gut zwei Staffeln (4 Days Out, S02E09) demoliert hat? Und wir sehen auch nichts weiter zu dieser Aufnahme, kein Arztgespräch oder ähnliches. Diese Szene lässt Raum für Spekulationen. Ist alles in Ordnung bei Walter oder ist der Krebs vielleicht zurück? Wir erinnern uns, in 4 Days Out hat Walter in diesen Papierhandtuchspender geschlagen, weil die Krebserkrankung deutlich zurückgegangen ist und er nicht mit diesem guten Ergebnis gerechnet hatte. Das war der Ausdruck seiner Wut darüber, welchen Weg er beschritten hatte, dass er längst alles durchgedacht hatte und jetzt doch weiterleben „muss“. Dieses neue Leben, welches ihm vielleicht irgendwann die Familie kosten könnte. Wie können wir jetzt sein Verhalten deuten? Erinnert er sich im Angesicht des eingeschlagen Metallkastens schlicht daran? Daran, dass es da erst so richtig losging, mit ihm und Heisenberg? Oder ist der Krebs wirklich zurück, doch sieht er es jetzt recht locker? Geldsorgen dürfte Familie White keine mehr haben geschweige denn je wieder bekommen. Eine fiese kleine Szene, die viele Fragen offen lässt und zum Spekulieren anheizt.

Something for you
Walt stattet Jesse einen Besuch ab. Letzterer weiß, was Walter bezüglich der eingebuchteten Jungs von Mike getan hat. Glücklicherweise weiß er nicht, was Walter mit Mike gemacht hat. Wie auch immer, Walt beginnt in alten Erinnerungen zu schwelgen, als Jesse und er noch mit dem RV unterwegs waren. Er wird fast ein bisschen nostalgisch. Jesse ist bei der ganzen Angelegenheit nicht ganz wohl. Was will Mr. White wirklich? Kurz vor seinem Abgang sagt Walter zu Jesse „I left something for you.“ Und Jesse ist vorsichtig. Er hat den „neuen“ Mr. White bzw. Heisenberg nur zu gut kennen gelernt. Umso erleichterter ist er, als er feststellt, dass Mr. White ihm „nur“ einen ordentlichen Batzen Geld hinterlassen hat. Jesse sinkt zu Boden und holt eine entsicherte Waffe hervor. Er hatte Angst. So viel, dass er (eventuell, es ist immerhin Jesse…) bereit gewesen wäre, Mr. White zu erschießen.

I’m out
Wieder einmal dieser Satz. „I’m out.“ Dieses Mal sagt es Walt zu Skyler. Er ist draußen, endgültig. Skyler schaut verwundert. Kann sie ihm glauben? Hört er wirklich auf? Oder ist es wieder nur eine Finte, eine Lüge? Serienschöpfer Vince Gilligan zufolge meint Walter das ziemlich ernst. „We can either take him at his word or not — he is of course infamous for being one of the world’s greatest liars — but I tend to believe, personally, that he was telling [Skyler] the truth when he told her that.Ein empfehlenswerter Artikel von Collider.com. (Interessant hierbei ist die Art und Weise, wie Gilligan über seine Figur Walter White spricht. Als wäre sie eine real existierende Person, auf die er keinen Einfluss hat. Verrückt.) Doch was bewegt Walter zu dieser Entscheidung? Macht es wirklich keinen Spaß mehr? Fehlt ihm der Thrill, den er mit Konkurrenten wie Gustavo Fring oder einem Partner wie Mike hatte? Ist es nicht mehr dasselbe ohne Jesse? Oder ist der Krebs wirklich zurück? Will er einfach wieder seine Familie beisammen haben? Fragen über Fragen. Und keine Antworten.

A family again?
Skyler und Walter sitzen zusammen mit Marie und Hank harmonisch am Gartentisch. Junior spielt mit Holly, alles wirkt friedlich. Ist es das? Ist Familie White glücklich wiedervereint? Es wird bedeutungsloses Palaver ausgetauscht, einfacher Smalltalk, es passiert nix besonderes. Doch dann…

To W.W.  
Hank muss auf die Toilette. Sofort schießt dem Zuschauer ein Gedanke durch den Kopf: Das Buch. Und schon sitzt Hank auf der Schüssel und greift nach der Klolektüre. Whitman’s Leaves of Grass. Mit einer Widmung im Einband. „To my other favorite W.W. It’s an honour working with you. Fondly, G.B.” Hank’s Gesichtsausdruck ändert sich schlagartig (und das liegt nicht an dem Umstand, dass er auf dem Klo sitzt). Eine Rückblende. Staffel 4, Episode 4, Bullet Points. Hank zeigt Walt das Notizbuch von Gale Boetticher. Und auch da gab es eine Widmung an einen W.W. „Woodrow Wilson? Willy Wonka? ... Walter White?“ (Hank) Walt lacht leicht auf. „You got me.“ (Walt). Cut auf das fast schon entsetzte Gesicht von Hank. Kann es sein… ist es möglich dass… Ein Paukenschlag zum Ende. Und wir müssen uns ein Jahr lang gedulden. Verflucht.

Gesamteindruck
Es ist nicht das große (Staffelhälfte)Finale gewesen, das vielleicht manch einer erwartet hat. Nichtsdestotrotz, ich fand es hervorragend. Kein wortwörtlich großer bzw. kleiner Knall wie am Ende der vierten bzw. dritten Staffel, dafür aber ein sinnbildlicher gigantischer, der das Warten auf die letzten acht Episoden dieser überragenden Serie unerträglich macht. Hank weiß es. Er weiß es. Was passiert jetzt, wie wird er vorgehen? Und mich lässt einfach nicht die Szene mit der Röntgenuntersuchung in Ruhe. Der Krebserkrankung Walt’s wurde im Verlauf der Serie immer weniger Beachtung geschenkt. Ist hier etwas im Busch? Ach, es ist wie bereits geschrieben einfach nur unfair. Man wird fürchterlich auf die Folter gespannt. Doch was bleibt uns anderes übrig, als zu warten, zu hoffen, zu bangen und zu spekulieren?

Wie hat euch Gliding Over All gefallen, was ist euch aufgefallen? Die Frage, ob ihr es wie ich nicht glauben könnt, dass man jetzt ein ganzes Jahr auf die finalen acht Episoden warten muss, erspare ich mir. Eure Gedanken, Ideen, Meinung in den Kommentarbereich, genau wie Kritik oder Anregungen. Ich freue mich darüber.

Das war’s jetzt erst einmal mit Breaking Bad, im Sommer 2013 geht’s weiter. Vielleicht kommt noch einmal ein abschließender Text zu dieser Staffelhälfte, ein paar zusammenfassende Worte. Wie immer dann hier zu finden, auf bommebastisch.blogspot.de.