Freitag, 14. September 2012

The Walking Dead - Season 2

ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!


Es ist schon eine ganze Weile her, als ich die erste Staffel von The Walking Dead gesehen habe. Negativ hängengeblieben sind ein paar zweifelhafte Entscheidungen und das ab und an für meinen Geschmack unlogische Verhalten einiger Charaktere, sowie eine schrecklich mit anzuschauende und daher unvergessliche CGI-Explosion zum Staffelfinale. Hinzukam die Anzahl von gerade mal 6 Episoden, wodurch sich die Handlung teilweise etwas sprunghaft und überhastet präsentierte. Aber im Großen und Ganzen war es doch recht gelungen. Das Thema Zombie-Apokalypse ist zwar nicht wirklich neu, doch in Form einer Serie mit längeren Handlungsbogen könnte sich so etwas als sehr vielversprechend gestalten. Dazu sah es noch ganz wunderbar aus, tolle Kulissen und ein ansehnlich gestaltetes Setting konnten überzeugen.

Jetzt, wenige Wochen vor der Premiere der dritten, habe ich mir die zweite Staffel von The Walking Dead angesehen. Ich bin größtenteils ohne Erwartungen an die Sache herangegangen. Die erste Staffel war gut, hatte mich aber nicht von den Socken gerissen. Und auch die zweite Staffel macht einige Sachen gut, doch insgesamt muss ich sagen, dass ich enttäuscht bin. Was ganz interessant anfängt, entwickelt sich nämlich, mit ein paar Höhenpunkten mittendrin, immer mehr zu einer Seifenoper, die irgendwann nur noch nervt und mir ein Staffelfinale liefert, dass mich skeptisch auf die demnächst erscheinende dritte Staffel blicken lässt.

The Walking Dead sieht auch in der zweiten Staffel sehr gut aus, Setting, Requisiten, die Walker, das passt vorne und hinten. Durch die Erhöhung der Anzahl der Episoden von 6 auf 13 hat man wesentlich mehr Zeit, genauer auf die einzelnen Charaktere einzugehen, was mir persönlich gefällt, da es mich natürlich interessiert, wie jeder Einzelne tickt bzw. wie er/sie sich in die Gruppe um Rick (Andrew Lincoln) einbringt. Dass der Zuschauer das mehr zu sehen bekommt ist gut und wichtig. Und es gelingt auch, die verschiedener Charaktere in ihren Ansichten und Überzeugungen deutlicher als noch in Staffel 1 zu präsentieren, doch zeigt sich ein großes Manko: Zu viel Interaktion. Sprich zu viel Beziehungsnonsens, zu viele aufgesetzte Streitereien und zu viel ödes, voraussagbares Palaver.

Aber halt, bevor ich mich dazu äußere ein paar Worte zum Plot. Die Gruppe rund um Rick, seine Frau Lori (Sarah Wayne Callies) und Heißsporn Shane (Jon Bernthal) findet sich am Anfang dieser Staffel auf einem Highway wieder, als plötzlich eine Zombie-Horde über besagte Schnellstraße schlendert. Sophia (Madison Lintz), die Tochter von Carol (Melissa McBride) wird panisch und flüchtet vor einem Walker in den angrenzenden Wald. Rick sprintet sofort hinterher, verliert sie jedoch aus den Augen. Und zack haben wir das Trigger-Event für mehr als die Hälfte der sich hinziehenden Handlung dieser Staffel. Sophia geht verloren und muss gesucht werden, Rick macht sich Vorwürfe, andere halten die Suche für sinnlos. Und dann wird auch noch Rick und Lori's Sohn Carl (Chandler Riggs) versehentlich angeschossen, wodurch die Gruppe auf der Farm des Veterinärmediziners Hershel (Scott Wilson) plus Familie/Freunde landet, welche von nun an der Mittelpunkt jedweder Handlung ist. So ein verkappter Unsere kleine Farm/ Alle unter einem Dach + [insert random zombie flick right here]- Hybrid.

Klar, es werden neue Figuren eingeführt, was interessant ist. Doch finde ich es persönlich nach einer Weile anstrengend. Da alle ständig auf einem Haufen sind, fliegen öfters mal die Fetzen, doch wirklich entnervend ist dann das aufgezwungene Liebesgetue. Das Liebesdreieck Rick-Lori-Shane macht natürlich weiterhin den Großteil des Techtelmechtels aus, dazukommt der junge Glenn (Steven Yeun), welcher sich in Hershel's Tochter Maggie (Lauren Cohen) verguckt. Selbst Carol zeigt Gefühle für Einzelgänger Daryl (Norman Reedus), welche aber vermutlich eher auf einem Mutter-Sohn-Aspekt beruhen. Ähnlich wie bei Dale (Jeffrey DeMunn), der weiterhin versucht, sich väterlich um Andrea (Laurie Holden) zu kümmern, ohne Erfolg. Zusätzlich gibt's immer wiederkehrenden Stress zwischen Anführer Rick und dem inoffiziellen Vize Shane. Man sieht viel zwischenmenschliche Interaktion, viel Reibung. Zu viel. Weniger ist manchmal mehr, und genau so sieht es hier in der zweiten Staffel aus. Es gibt einfach zu viel Problemherde, zu oft musste ich mit den Augen rollen und gelangweilt gähnen, auch aufgrund schon viel zu oft dagewesener Verhaltensmuster.

Neben nach wie vor einigen seltsamen Entscheidungen der Charaktere (Hallo, Zombie-Apokalypse, nachdenken!) und einem sehr anstrengenden Carl Grimes gibt es aber natürlich auch ein paar gute Dinge in dieser Season. Als persönliche Höhepunkte gelten die siebte (Pretty Much Dead Already; leicht offensichtliche, aber auch clevere Auflösung des Verschwundene-Sophia-Plots), die zehnte (18 Miles Out; übefällige und gelungene Solonummer zwischen Rick und Shane), sowie die elfte Episode (Judge, Jury, Executioner; Good Bye Dale. Schade, aber äußerst effektiv. Auch wenn der Walker, welcher Dale reißt ein bisschen sehr leise/ stealthy ist...). Zwar ist die Charakterentwicklung stets arg stereotypisch und oft vorhersehbar, doch punktet die zweite Staffel auch dadurch, dass Figuren wie Dale (guter Mann mit moralischer Relevanz für die Gruppe, trotz stetigem Pathos) oder Daryl (lässiger I-don't-give-a-damn-Stereotyp-Redneck, der Laune macht) mehr Spielraum bekommen. 

Obwohl, im Vergleich zum Figurentrio Rick, Shane und Lori ist das immer noch viel zu wenig. Die Beziehung zwischen diesen drei Personen steht im absoulten Mittelpunkt und schaukelt sich immer höher, Lori's unerwartete Schwangerschaft sorgt gleich für noch etwas mehr Sprengstoff. Und dass es zwischen Rick und Shane irgendwann krachen musste, konnte sich ein jeder denken. So kommt es in der zwölften Folge (Better Angels) auch zum Showdown, welche meiner Meinung nach aber ein wenig ernüchternd ausfällt. Dass dann noch Rick's Sohn Carl den zum Walker wiederauferstandenen Shane umpustet, setzt der dramaturgischen Plattheit die Krone auf. Wieder einmal zu viel des Guten.

Zum Staffelfinale bekommen wir dann noch einmal eine große Ballerei zu sehen. Unzählige Walker aus dem Nichts, deren Auftauchen auf der scheinbar so sicheren Farm (ganz ehrlich, was macht ihr da eigentlich den ganzen Tag außer euch zu zoffen bzw. lieben bzw. in moralischen Grundsatzdiskussionen zu verlieren? Ich würde versuchen mir eine derartige Verteidigung zu errichten...) in drei schnellen Cuts erklärt ist. Dumm. "Für ein geiles Season-Finale brauchen wir nochmal krass viele Zombies und Schrotflinten-Action (nichts gegen Schrotflinten-Action!) und ein paar semi-tragische Opfertode!" Ja, schon irgendwie okay, aber viel zu platt und einfach, um das wirklich richtig gut finden zu können. Im Endeffekt muss die Belegschaft in einzelnen Splittergruppen von der Farm flüchten, um sich dann etwas später erneut auf dem Highway wiederzutreffen. Und was hat uns dann dieses Farm-Intermezzo gebracht, außer ein paar aussortierte bzw. neue Charaktere, sich wiederholenden Beef und überschwängerte Beziehungskomplikationen unter allen Beteiligten?

Klar, die Figuren haben sich (weiter) entwickelt bzw. gewandelt. Vor allem Rick, der am Ende deutlich macht, dass er von nun der einzig wahre, unumstrittene Boss ist. Doch braucht man für eine derartige Rollenetablierung eine ganze Staffel? Die Übriggeblieben sitzen wieder einmal verängstigt vor einem Feuer und stehen vor dem Nichts, doch wenn sie etwas können, dann ist es das Hoffen und Glauben an eine bessere Zeit. Ganz toll. Die zweite Staffel bringt mich persönlich nicht weiter bzw. liefert mir inhaltlich zu wenig Wesentliches und zu viel Banales.

Ich bin alles in allem doch etwas enttäuscht von der zweiten Staffel von The Walking Dead. Anfangs keimte in mir wieder das Gefühl der Lust auf diese Serie auf, cooles Setting, ordentliches Konfliktpotenzial zwischen den Charakteren, welches man eigentlich nur noch geschickt und vor allem subtil ausnutzen musste. Doch dann werden so viele einfache Fehler gemacht, dass es mich im Verlauf der Season immer mehr geärgert hat. Es gibt diese (besagten) Highlights, welche mich von Zeit zu Zeit haben hoffen lassen, doch verfällt die Serie zu schnell wieder in ihren altbekannten, vorhersehbaren Trott.

Demnächst geht es dann mit der dritten Staffel weiter (am 14. Oktober 2012) und auch da bin ich skeptisch. In den letzen Zügen der dreizehnten Episode Beside Dying Fire sehen wir die alleingelassene Andrea von Zombies verfolgt durch den Wald hetzen, als eine vermummte Person mit einem Katana bewaffnet den Andrea angreifenden Walker enthauptet. Zusätzlich führt der/DIE Unbekannte noch zwei armlose, aneinandergekettete Zombies mit sich herum. Alles klar. Es folgt noch eine verhängnisvolle Totale auf ein Gefängnis, in welchem sich auch ein Großteil der Handlung der dritten Season abspielen wird. Rick und co. haben ihr sporadisches Lager nichtsahnend unweit von diesem Trakt aufgeschlagen. Super. Ersetze Farm mit Gefängnis. Dazu eine potenzielle Gefahr durch andere Menschen, welche auch ums Überleben kämpfen. Survival of the Fittest. Wurde schon während dieser Season aufgegriffen und sorgte (Überraschung!) für noch mehr Beef und wird wohl in Staffel drei keine ganz unwichtige Rolle einnehmen. Kann, wenn man es richtig angeht, gut werden. Kann.

Einige Genrefans werden wohl nach wie vor ihren Spaß mit The Walking Dead haben, ich persönlich werde mir die dritte Staffel erst einmal nicht zu Gemüte führen. Vielleicht macht sie ja einiges besser, aber ich habe da meine Zweifel. The Walking Dead schafft es immer noch zu unterhalten, doch haben ich von diesem Serienformat etwas mehr erwartet. Mehr Tiefe zum Beispiel. So sackt es leider in Richtung Oberflächlichkeit ab.


Seid ihr große Walking Dead-Fans und wollt mir contra geben? Her damit! Ich freue mich über jede Art des konstruktiven Inputs, auch Kritik und Anregungen sind hier sehr gerne gesehen. Wie fandet ihr die zweite Staffel und freut ihr euch auf die dritte, was muss besser werden, was wünscht ihr euch? Ab in den Kommentarbereich damit.

The Walking Dead - Season 2 - Trailer



The Walking Dead - Season 3 - Trailer - ComicCon 2012

  

2 Kommentare:

  1. hey, wollte mich hier mal kurz zu Wort melden.
    Habe die 2. Staffel vor einer Weile gesehen und war selbst auch nicht zu 100 % überzeugt. Besonders Lori, die eigentlich nur damit beschäftigt ist, dumm aus der WÄsche zu gucken ging mir ziemlich auf den Keks. Aber all in all hat die Serie wieder ihr typisches "jeder tag könnte der letzte sein"-gefühl vermittelt. Hätte man die Staffel auf 10 Folgen zusammengefasst, wäre das Ergebnis bärenstark gewesen.
    Cool wäre es, wenn du vll mal auf die Logikfehler der ersten und zweiten Staffel eingehen würdest.

    P.S.: ich freue mich trotzdem auf die Dritte Staffel :D

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    1. Danke erst einmal für deinen Kommentar. :)

      Bei Lori stimmt ich dir absolut zu. Fand ich teilweise auch sehr nervig.

      Mit den Logikfehlern meine ich vor allem bestimmte Entscheidungen einzelner Charaktere, die für mich persönlich oft keinen Sinn machen. Also nicht Logikfehler in dem Sinne, dass die Handlungen keinen Sinn mehr ergibt, sondern eher auf das menschliche Verhalten bezogen.
      In Staffel 2 fand ich es z.B. schon komisch, wie frei sich Carl bewegen durfte, obwohl Rick und Lori ja ständing in Sorge um ihn sind. Als Elternteil verständlich, in dieser Welt würde ich mein Kind keine 5 Sekunden aus den Augen lassen. Kein Wunder, dass dann irgendwann mal etwas passieren muss.
      Oder warum ist die Farm nicht besser verteidigt? Im Endeffekt umgibt nur ein billigen Zaun/Draht das Gelände. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass das nicht ausreicht. Oder wie Dale sich im Dunkeln ALLEINE von der Farm entfernt (Warum und weswegen sei mal dahingestellt. Und wo wollte er eigentlich hin?) und dann natürlich das Unvermeidliche passiert.
      Ist natürlich einfach zu sagen, was man selbst wie und warum getan hätte, doch manchmal tun die Entscheidungen der Handelnden ein bisschen weh bzw. machen für meinen Geschmack wenig Sinn. Vielleicht nörgel ich auch zu viel, aber an manchen Stellen habe ich's genau so empfunden. ;)
      In Staffel 1 gab's auch ein paar ähnlich fragwürdige Sachen, ist jetzt aber schon ne ganze Weile her, da müsste ich nochmal genauer reinschauen.

      Bei dem "jeder Tag könnte der letzte sein"-Gefühl stimme ich dir zu, aber das erwarte ich auch von TWD. Obwohl zwischenzeitlich meinem Gefühl nach diese Beziehungskisten mehr den Ton angegeben haben und das war ein wenig schade. Die Season hatte für meinen Geschmack eventuell (noch) ein bisschen mehr Angst und Panik gebraucht. :D

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