Sonntag, 14. Juli 2013

Serien-Neustarts: Under the Dome / Ray Donovan

In den letzten zwei Wochen gab es in den Staaten zwei Serien-Neustarts, Under the Dome und Ray Donovan, welche ich mir mal etwas genauer angeschaut habe. Zwei kurze Texte mit zwei sehr verschiedenen Meinungen zu zwei ganz neuen Serienformaten.

Under the Dome


Der CBS-Serien-Neustart Under the Dome basiert auf dem gleichnamigen Roman von Stephen King und bekam gleich zu Beginn der Ausstrahlung einige gute Kritiken. Im seriellen Sommerloch erntete die leichte Drama-Serie einiges an Lob und wurde von vielen Kritikern als durchaus unterhaltsames Format mit Potential nach oben bezeichnet. Auch die Einschaltquoten konnten sich sehen lassen. In Under the Dome dreht sich alles um die amerikanische Kleinstadt Chester’s Mill, die wie aus dem nichts von einer unsichtbaren Wand, die sich dann als gigantische Kuppel herausstellt, umschlossen wird. Unter dieser Kuppel zusammengepfercht und ahnungslos, wie es nun weitergehen wird, müssen sich die Bewohner Chester’s Mills und ein paar Durchreisende nun gezwungenermaßen dieser neuen Situation stellen und sich dementsprechend anpassen. Dabei kommt es natürlich zu einigen Konflikten unter den Betroffenen, Menschen offenbaren ihren wahren Charakter und generell scheint in Chester's Mill und was die handelnden Personen betrifft wohl mehr im Busch zu sein, als man auf dem ersten Blick erwarten würde...

Die Idee an sich finde ich gar nicht so übel. Und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, mich nicht an den Simpsons-Film erinnert gefühlt zu haben. Doch haben wir hier in Under the Dome natürlich ein wesentlich ernsthafteres Setting. Und eine derartige Extremsituation wie hier dargestellt, mit den verschiedensten Charakteren mit den wohlmöglich dunkelsten Abgründen zusammen auf engsten Raum - das könnte doch ganz interessant werden. Könnte. Denn nach zwei Folgen habe ich Under the Dome frustriert gleich wieder ad acta gelegt. Man konnte zwar einige gute Darsteller verpflichten, darunter auch Breaking Bad’s Dean Norris, doch entpuppt sich Under the Dome gleich zu Beginn als dramaturgisch äußerst dünn. In der Pilotfolge wirkt so gut wie alles absehbar, es wird recht schnell deutlich, dass sich die Handlung um gut eine Handvoll Allerwelts-Figuren entspinnen wird, wovon jede auf irgendeine Art und Weise mit der anderen verbunden ist, weil das ja immer supergut funktioniert und man dadurch eine komplex-verwobene Geschichte erzählen kann. Doch fande ich diese Figuren schon in der ersten beiden Episoden derartig platt und stereotyp, dass sich jede Interaktion der verschiedenen Charaktere miteinander als äußerst langweilig und inhaltlich vorhersehbar herausstellte. Das gesamte Paket fühlte sich unheimlich zweckmäßig an, in der Pilotfolge reiht sich ein gelegener Zufall an den anderen. Trotz viel versprechenden Rahmen riecht Under the Dome nach einem ganz üblen 0815-Network-Produkt, das mir Null Innovation oder charakteristische Besonderheiten verspricht. Die zweite Folge schoss dann den Vogel gänzlich ab. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Dummheit ertragen musste (wer es gesehen hat: Es geht um diesen komischen Priester und das Feuer. Gott, lass Hirn regnen...). Ich verharrte wohl mehrere Minuten kopfschüttelnd und mit flacher Hand auf meiner Stirn. Danke, aber nein danke, das muss nicht sein. Ich bezweifle stark, dass ich hier irgendwann noch einmal einschalten werde. Definitiv nichts für mich und meiner Meinung nach alles andere als empfehlenswert.


Under the Dome läuft seit dem 24. Juni immer montags auf CBS. 

Hierzulande hat sich die ProSiebenSat.1-Gruppe die Rechte für Under the Dome gesichert. Demnach soll Under the Dome noch in diesem Sommer wohlmöglich in Form einer Eventprogrammierung im deutschen Fernsehen zu sehen sein. Ein genauer Termin dafür steht bis dato jedoch noch nicht fest. (Serienjunkies / DWDL)


Ray Donovan


Kommen wir zu etwas Erfreulicherem: Showtime’s Ray Donovan. Vor gut drei Wochen startete der Kabelsender dieses neue Format, welches nicht nur überragend gut mit tollen Schauspielern besetzt ist, sondern mir auch gerade mal nach zwei Folgen schon große Freude bereitet hat. Kurz zum Inhalt: In Ray Donovan geht es um Ray Donovan (Liev Schreiber), welcher in Los Angeles lebt und seine Brötchen als eine Art Mädchen für alles bzw. Problemlöser verdient. Er und sein Team kümmern sich um die Probleme der Reichen und Schönen Hollywoods, ob diese nun erpresst oder aufgrund eines Fauxpas von den Medien zerrissen werden, Donovan und Co. haben für alles eine Lösung. Ray’s Leben läuft eigentlich in jeder Hinsicht ganz gut, wenn nicht sogar ausgezeichnet, doch ändert sich dies recht schnell als sein Vater (Jon Voight), ein ehemaliger Hochstapler und mit einer düsteren Vergangenheit behaftet, wieder in das Leben von Ray und seiner Familie tritt. Ärger ist hier vorprogrammiert, denn zwischen Ray und seinem alten Herren scheint weit mehr als nur eine alte Rechnung offen zu sein...

Wenn man sich das Grundkonzept von Ray Donovan so anschaut, kommt man schnell auf den Gedanken, es könnte sich hier um ein klassisches Procedural handeln: Der Hauptcharakter muss Woche für Woche in einer Episode ein bestimmtes Problem lösen, eine Art Nemesis (hier der Vater) erschwert dies. Und wenn man sich die Pilotfolge von Ray Donovan anschaut, macht die Serie auch genau diesen Eindruck. Deswegen kommt der Pilot auch nicht wirklich so überzeugend und etwas absehbar daher, trotz ein paar sehr starken Momenten und einer tollen Besetzung. Jedoch sollte man Ray Donovan nicht gleich wieder abschreiben und sich trotz insgesamt mittelmäßiger Pilotfolge auch noch die zweite Folge anschauen. Hier wird man sogleich eine ungemeine Qualitätssteigerung bemerken, da es sich vielmehr nach wirklichen Serien-Drama anfühlt als noch zuvor. Erstaunlich, wie zwei aufeinanderfolgende Episoden sich doch so stark unterscheiden können. Die verschiedenen Charaktere wirken viel besser als noch in der ersten Folge, man bekommt ein weitaus besseren Zugang zu ihnen und ihren Motiven, und das Gesamtpaket fühlt sich einfach unglaublich rund an. Wenn die Erzählform der zweiten Folge so in dieser Art für die gesamte Serie beibehalten werden kann, könnte sich das von vielen Kritikern positiv aufgenommene Format Ray Donovan zu einem kleinen Geheimtipp des Serien-Sommerlochs entwickeln. Ray Donovan wirkt eher ruhig und bedächtig, und dennoch gibt es zahlreiche Momente der Spannung und gnadenloser Deutlichkeit, als auch des leicht-lockeren Witzes gepaart mit einer guten Portion Charme - insbesondere Liev Schreiber kommt mit seiner Art sehr stark rüber. Ray’s Vater Micky bringt eine Prise Geheimnisvolles mit sich, die komplexe Familiensituation um Ray’s Frau, seinen Kindern, seinen Brüdern und dem eben wieder aufgetauchten Vater verspricht reichlich Konfliktpotenzial für die Zukunft. Jetzt muss man es nur noch richtig ausspielen. Die starke Besetzung, ob jetzt Liev Schreiber (extrem cool und lässig), Jon Voight (eine unheimliche Präsenz), Eddie Marsan (anspruchsvolle Rolle, stark umgesetzt) oder sogar Elliott Gould, Ray Donovan kann neben dem Fakt, dass es ziemlich gut aussieht, einfach aber äußerst effektiv und stilsicher gefilmt ist, auch mit einer Reihe hoch dotierter Schauspieler aufwarten. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird und bleibe am Ball. Definitiv einen Blick wert.


Ray Donovan läuft seit 30. Juni immer sonntags auf Showtime.

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