Es folgen meine Gedanken zur siebten Episode der fünften Staffel von Breaking Bad, Say My Name.
ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Opening
Wie so oft eine starke Einleitung. Walter, Mike und Jesse
brausen zu mechanischen Klängen durch die karge Steppe New Mexicos, um sich mit
Declan zu treffen und den Methylamin-Deal abzuwickeln. Nun, nicht ganz, wissen
wir doch, dass Walter einen Plan hat (Buyout). Und
dieser sieht vor, mit Declan gemeinsame Sache zu machen, Mike bekommt seine
Abfindung, Walter UND Jesse (eigentlich ja auch raus aus dem Geschäft…) kochen
für Declan das Meth, alle sind glücklich. Doch was will Declan mit
Walt, was kann er ihm geben? Und ab hier wird es richtig cool. Walt bringt
zuerst zwei Vergleiche an, zum einem zwischen einem unterdurchschnittlichen
Baseballteam und den New York Yankees, zum anderen zwischen einer minderwertigen
Billig-Cola und den Branchenprimus Coca Cola. Declan hat hier die zwei besten
Meth-Köche Amerikas vor sich stehen („The two greatest meth-cooks in America right here.“),
und Walt sagt dass mit einer Überzeugung, auf eine Art und Weise, welche
deutlich macht, wie stolz er auf den Status als einer der besten Meth-Köche
Amerikas zu gelten, ist. Das wirkt schon irgendwie bizarr, doch Walter meint es
ernst. „Say my name… I’m THE cook. I’m the man who killed Gus Fring.“ (Walter) Say my name. „You’re
Heisenberg.” (Declan) „You’re goddamn right.” (Walter) Walter spielt
seine Rolle eiskalt runter und lässt sich nicht beirren. Ein starker Auftritt.
I’m out too yo
Walter und Jesse. Walter scheint in seinem Plan irgendwie
vergessen zu haben, dass Jesse raus ist. Und das verwundert auch letzteren ein
wenig, hat er es ihm doch eindeutig klargemacht. Doch wir kennen Walt zu gut,
er will Jesse (natürlich) erneut hinbiegen und überzeugen, doch weiter zu
machen, auf ihn einreden, notfalls manipulieren. Mike’s Blick spricht Bände, er
wusste, dass es so kommen würde.
Mike
Mike hingegen verlässt nun endgültig die Gruppe. Zwischen
ihm und Walter werden keine unnötigen Sentimentalitäten ausgetauscht, so etwas gab es zwischen den beiden eh nie. Mit Jesse
aber hatte er eigentlich eine doch recht angenehme Beziehung. Das war ganz am
Anfang noch nicht so gewesen, jedoch bekam Jesse neben Mr. White mit Mike mit
der Zeit eine zweite verkappte Vaterfigur an die Seite gestellt. Nicht
verwunderlich, dass der Junge sich des Öfteren zwischen den beiden und ihren
gegensätzlichen Ansichten wieder fand. Und Mike wird sich auch seine Gedanken
über Jesse machen. In Mike’s Augen ist und bleibt Jesse ein Kind, ein kleiner
Junge, der nicht weiß, was er machen soll, unsicher ist und eigentlich an die
Hand genommen werden muss. Von
Walter? Das bezweifelt Mike. „Kid… just look out for yourself.“ (Mike) Und
Walter beobachtet diese Szene. Ein fast unheimliches Bild. Er wird Jesse
nie wirklich gehen lassen.
Hey Mrs. White
Ein Szene, die mich zum Lachen brachte. Walt hat den Tank
voller Methylamin in seiner Autowaschanlage versteckt und holt diesen nun
gemeinsam mit Jesse wieder ab, ist der Deal mit Declan doch in Sack und Tüten.
Skyler „empfängt“ die beiden und beäugt erst einmal deren Gefährt. „Vamonos.“ (Jesse) „I wish.“
(Skyler) Zugegeben, ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, insbesondere
als Jesse das „Vamonos“ von sich gab.
To Kaylee
Best Grandpa ever. Mike’s Laufbursche/ Anwaltkumpel betritt
eine Bank und wird zu den Schließfächern geführt. Er hat einen großen Koffer
bei sich, welcher, oh Wunder, mit einer ganzen Menge Geld gefüllt ist. Legacy
costs. Der Laufbursche verteilt das Geld auf verschiedene Schließfächer, der
Großteil geht aber in ein ganz bestimmtes Fach. „To Kaylee on her 18th
birthday“. Mike liebt seine kleine Enkeltochter nun einmal über alles und
hinterlässt ihr zu ihrem 18. Geburtstag eine kleine Überraschung. Eine
herzensgute Aktion.
Warrant
Denn Mike weiß, dass es jetzt ganz schnell gehen muss.
Deshalb trifft er die nötigen Vorbereitungen. Durch die Wanze in Hank’s Büro weiß
er, dass das DEA demnächst bei ihm an die Tür klopfen und seine Bleibe durchsuchen
wird. Ganz offiziell und mit richterliche Genehmigung. So entsorgt er vor allem
eine gefühlte Bazillion an Waffen und als das DEA dann seine Wohnung auf den Kopf
stellt, heißt es Fehlanzeige. Mike ist sauber. Ihn legt so schnell keiner auf’s
Kreuz.
I’m done
Wie erwartet kommt es zwischen Jesse und Mr. White zum
klärenden Gespräch. Walter ist schon wieder voll drin und möchte am liebsten
gleich wieder loslegen, Jesse hingegen macht ihm erneut klar, dass er endgültig
raus ist. Da haben wir es wieder, dieses Lehrling-Meister-Dilemma für Walt. Er
braucht Jesse einfach, er kann ihn nicht gehen lassen. Er funktioniert für
Walter wie ein verquerer Anker, nicht um ihn zu zügeln oder zu bremsen, sondern
irgendwie um alles durchzustehen, um weitermachen zu können. Und er will ihn
um keinen Preis der Welt verlieren. Also bearbeitet er Jesse. Er wird emotional
und erinnert daran, was sie beide schon gemeinsam durchgemacht und vollbracht
haben. Der Zuschauer bzw. ich erinnere mich in diesem Moment eher an all die
Male, als Walter Jesse hinterrücks für dessen Zwecke und Vorteile manipulierte.
Als das nicht funktioniert, fährt Walter andere Geschütze auf, so wie wir ihn
kennen gelernt haben. Dabei lässt er (indirekt) auch nicht aus, dass ihm
Jesse’s emotionales Gehabe ein wenig gegen den Strich geht. Warum macht er sich
so einen Kopf, wenn er alles haben kann? Er „spielt“ zum wiederholten Mal Jesse
und verwehrt ihm sogar dessen Anteil an dem Methylamin-Deal. „You’re so pure, you have such emotional depth.
No, no, no, no, you shouldn’t touch that dirty money. I'll save you from
that Jesse.” (Walt) Und ich ertappe mich dabei, wie ich Jesse entgegen rufe, er solle
doch einfach nein dazu sagen, er soll sich von Walter endlich losreißen. Und
Jesse macht es. Sehr gut. Das überrascht sogar Walt. Jesse hat sich von Mr. White losgesagt. Vorerst…
Todd
Walter braucht einen Ersatz für Jesse. Also heuert er Todd
an. Vorsicht, Wortwitz: Doch stimmt auch die Chemie zwischen den beiden? Das
war es, was er unter anderem an Jesse zu schätzen wusste (das und dass er ihn
nach seinen Wünschen manipulieren konnte). Nun, Willkommen im Kochstudio.
Walter zeigt Todd, wie die Arbeit zu erledigen ist, der wird aber noch eine
Weile brauchen, um das alles zu verinnerlichen. Walt scheint dem Jungen eine
Chance geben zu wollen, doch so wohl ist ihm dabei nicht. Mit Jesse
war das halt ganz anderes…
Für Musikfreunde: Der Song, welcher während der Montage im
Hintergrund läuft.
The Monkees - Goin' Down
The Monkees - Goin' Down
Cake pops
Hank hat etwas Stress mit seinem Vorgesetzten, führt der
Fring-Fall doch ins nichts. Und nebenbei verschlingt er auch noch ein
ordentliches Sümmchen an Finanzmitteln. Die Spur ist kalt, doch Hank bleibt
beharrlich. Irgendwie muss er doch an diesen Michael Ehrmantraut rankommen
können. Doch Ehrmantraut ist tabu, für die Überwachung desselbigen dürfen keine
Gelder mehr verpulvert werden. Doch was ist mit diesem Anwalt, welcher die
„Angestellten“ Mike’s vertritt? Und so passiert es, dass genau dieser während
einer seiner Touren zur Bank, um dort Zahlungen zu platzieren, von der DEA
hopsgenommen wird. Genauer, von Gomey, welcher dabei ein herrlich diebisches
Grinsen im Gesicht hat.
Mr. and Mrs. White
Die obligatorische Dinner-Szene darf nicht fehlen. Erneut
wird Sky’s Abneigung gegenüber Walter manifestiert, dafür braucht Vince
Gilligan nur wenige Sekunden. Bei Walter gibt es ein köstliches Mahl aus der
Mikrowelle. Wesentlich interessanter ist jedoch, wie Walter beginnt, von seinem
Tag und seinem neuen Arbeitskollegen zu berichten, als wäre nichts dabei und
alles wie immer, als würde er einer normalen Tätigkeit nachgehen. Skyler erhebt
sich und lässt Walter mit seinem Ruck-Zuck-Fertig-Essen sitzen. Mehr muss man
dazu auch nicht sagen.
And the
Oscar goes to...
Walter White. Walt stattet Hank erneut einen Besuch ab, und
zieht mit ihm dieselbe Nummer wie in Dead Freight ab. Er weiß nicht, was er tun
soll, sein Beziehung mit Skyler wird immer schlechter (was der Wahrheit entspricht), bla bla bla. Nur dieses Mal muss er selbst ein bisschen nachhelfen, bis
Hank ihm endlich einen Kaffee holt. Kaum ist Hank aus seinem Büro verschwunden,
entfernt Walt die Abhörutensilien, welche sich als äußerst nützlich erwiesen haben,
jetzt aber ein Risiko darstellen, da Hank’s Büro früher oder später auch auf
den Kopf gestellt werden wird. Polizeiroutine. Doch dann wird es richtig
spannend. Mike versicherte immer wieder, dass keiner seiner Jungs auch nur ein
Sterbenswörtchen über ihn, Walter, Jesse, deren Tätigkeit etc. verlieren würde.
Grund dafür sind natürlich auch die Schmiergelder, welche Mike deren Familien
regelmäßig zukommen lässt. Dummerweise wurde nun Mike’s Laufbursche
festgenommen und dieser droht auch noch, alles auszupacken. Walt, der dieses
Gespräch zwischen Hank und Gomey mitbekommt, muss Mike sofort warnen, könnte auch er von diesen neuen Umstand schwer getroffen werden.
One last look
Mike genießt sein deutlich lockereres Leben. Er sitzt auf
einer Parkbank und schaut seiner Enkeltochter beim Schaukeln zu. Als das
Telefon klingelt, ist Dan Wachsberger, Anwalt und Laufjunge, am Apparat und
möchte sich mit Mike treffen. Es gibt irgendein Problem. Schon hier wirkt Mike
etwas verwundert. Kaum hat er aufgelegt, da klingelt das Telefon schon wieder. Diesmal
ist Walter am anderen Ende der Leitung und warnt Mike, dass das DEA ihm auf den
Fersen ist und jeden Moment auftauchen wird. „Somebody flipped!“ (Walter) Und
da sind sie auch schon, Polizeiwagen fahren vor und Mike muss schnell handeln. Noch
ein letzter Blick in Richtung seiner Enkelin. Er möchte sie nicht alleine
lassen, doch es bleibt ihm keine andere Wahl. Mike verschwindet.
Never say never
Jesse und Walter haben sich bei Saul eingefunden, welcher sich
(ironischerweise) maßlos über den „Clown“ Dan Wachsberger aufregt. Sie haben Kontakt mit Mike,
welcher nun die während seiner Vorbereitungen für den endgültigen Ausstieg in
einem Auto am Flughafen platzierte Tasche braucht, um sich aus dem Staub machen
zu können. Walter übernimmt das. Er wird Mike die Tasche bringen. Und Walter riskiert
natürlich auch einen Blick in diese Tasche und findet dort eine Waffe. Wir
wissen, was passieren wird. Ein letztes Mal Walter gegen Mike. Nur die beiden.
Shut the
fuck up. And let me die in peace.
Die finale Konfrontation. Eigentlich hätte es auch die
einfache Übergabe einer Tasche sein können, aber es ist das Ende einer meiner
Lieblingscharaktere dieser Serie. Walter trifft auf Mike und es kommt zu einem
Wortgefecht. Walt möchte die Namen von Mike’s neun Jungs haben, sie sind und
bleiben ein Risikofaktor für die gesamte Operation. Mike blockt ab, schnappt
sich die Tasche und verabschiedet sich. Und dann fällt der Tropfen, welcher das Fass
zum Überlaufen bringt. „You’re welcome.“ (Walt) Für was soll Mike Walter
dankbar sein? Alles war perfekt, alles lief gut unter Gustavo Fring. Es gab
keine Probleme, jeder verdiente mehr als genügend Geld und dann kam Walter
White und machte alles zunichte. „It was perfect. And you just had to blow it up. You and your pride and
your ego.” (Mike) Walt’s Ambitionen, seine Gier danach, der einzig Wahre
zu sein, das hat alles vermasselt. Mike wird es endlich los, und er ist froh,
dass alles vorbei ist. Als Mike im Auto sitzt, öffnet er die Tasche und
natürlich fehlt die Waffe. Wir wussten es, wir haben es geahnt, jetzt passiert
es. Ein Dröhnen setzt ein. Walter stapft energisch auf Mike’s Wagen zu und
drückt ab. Das Fenster zerberstet, der Wagen rollt los, bleibt jedoch nach
wenigen Metern stehen. Walt realisiert, was er getan hat. Er rennt zum Wagen, doch Mike ist nicht finden. Walter geht hinab zu
einem Flussufer und dort sitzt er. Als würde er die Idylle genießen. Mike sitzt
regungslos da und hat längst erkannt, dass das sein Ende ist. Walt wirkt
panisch. Hat er es wirklich getan? Hat er Mike erschossen? Ist er zu weit
gegangen? Ist er jetzt endgültig an einem Punkt in seinem Leben angekommen, an
dem es absolut kein Zurück mehr gibt? Das hätte nicht passieren müssen, es
scheint, als hätte Walt dies gar nicht gewollt. Doch Mike weiß es besser. Und
wir auch. Mike und der Zuschauer, beide wussten, dass es irgendwann genau
darauf hinauslaufen würde. Walter oder Mike. „Shut the fuck up. And let me die in peace.” (Mike) Eine Totale auf das Flussufer, Mike sitzt, Walter steht neben ihm. Mike fällt zu Boden. Ausblende.
Gesamteindruck
Dreck. Mike ist tot. Wie konntet ihr nur, wie konntet ihr
mir nur Mike nehmen? Die „Stimme der Vernunft“, soweit möchte ich gehen. Full
Measures-Mike, der alte Hase, derjenige, welcher sich als letztes Walter bzw. Heisenberg
gestellt hat. Es musste so kommen. Entweder man hebt sich einen Micheal
Ehrmantraut für das große Serienfinale auf, oder er und sein Tod stellen eine
bedeutende Etappe auf den Weg dorthin dar. Eine starke Episode, welche Jonathan
Banks noch einmal die Screentime und vor allem ein Ende gibt, welches er sich, so makaber und widersprüchlich es klingen mag, auch verdient hat. Eine tolle Serienfigur. Im
Zusammenspiel mit Bryan Cranston war das groß. Ganz groß. Aber verdammt noch
mal, Mike ist tot! Was jetzt? Es wird interessant zu sehen sein, wie Walter
damit umgehen wird. Denn jetzt ist wirklich niemand mehr da. Bis auf Jesse. Oh
Jesse. Respekt, wie er sich gegen Mr. White behauptet hat. Doch auch er muss
sich vorsehen. Mir gefällt das nicht, mir gefällt das ganz und gar nicht. Ich
habe ein äußerst mulmiges Gefühl. Heisenberg fängt jetzt erst richtig an. Say My Name.
Wie hat euch Say My Name gefallen? Seid ihr auch ein wenig angesäuert/schockiert, dass Mike tot ist? Was denkt ihr, wie geht es jetzt weiter? Wird Walter jetzt erst richtig loslegen oder belastet ihn seine Tat zu sehr? Ideen, Theorien, Meinungen bitte in die Kommentarbereich, ich freue mich darüber. Genauso wie über diverse andere Anregungen oder Kritik.
Nächste Woche, am 02. September, läuft dann auch schon die letzte Episode dieser Staffelhälfte, Gliding Over All. Ich bin sehr gespannt. Denn danach müssen wir uns wieder gut ein Jahr gedulden, im Sommer 2013 geht es dann erst wieder mit Breaking Bad weiter. Zu Gliding Over All dann wieder alles hier, auf bommebastisch.blogspot.de.