Es folgen wie immer meine Gedanken zur sechsten Episode der fünften Staffel von Breaking Bad, Buyout.
ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Opening
Wie bedrückend. Nach dem schockierenden Ende der letzten
Episode (Dead Freight) sehen wir Walter, Mike und Todd zurück im
„Hauptquartier“. Von Jesse (vorerst) keine Spur. Kein Gespräch, keine
Hintergrundgeräusche, nur ein paar ruhige Klänge begleiten die Szenerie. Der
erschossene Junge wird, so hart wie es jetzt auch klingen mag, auf altbekannte Weise
„entsorgt“. Dabei achte man besonders auf Walter und dessen Blick. Ich möchte
keine These aufstellen, was gerade in seinem Kopf vorgeht. Eine äußerst intensive
Szene. Jesse tritt dann doch noch in Erscheinung, außerhalb des Gebäudes, denn
das kann er sich nicht antun. Als er sich eine Zigarette anzündet, sieht man,
wie sehr er zittert. Todd taucht auf und steckt sich ebenfalls einen
Glimmstängel an. Ohne zu zittern. „Shit happens huh?“ (Todd). Zack. Das haben
wir erwartet. Jesse klebt ihm eine. Aber richtig.
Todd
Todd muss sich dann den drei Amigos stellen, von welchen
Jesse eindeutig die Position des Anklägers einnimmt. Ersterer versucht seine
Tat zu rechtfertigen („I’m sorry, but I had to do it.“), Jesse hingegen will
mit Todd überhaupt nichts mehr zu tun und ihm aus dem Geschäft haben. Es muss
abgestimmt werden. Wieder einmal kommt es in Breaking Bad zum Duell
Emotionalität (Jesse) gegen Rationalität (Mike). Walter befindet sich bezüglich
diesen speziellen Themas (Mord eines Kindes, als Vater) in einer Grauzone, obwohl sich mit
der Zeit gezeigt hat, dass er selbst in diesem Fall seine Gefühle beiseiteschieben und rational
handeln würde. Es gibt drei Optionen: 1) Todd wird gefeuert, muss dementsprechend
geschmiert werden, bleibt ein Risikofaktor usw. 2) Todd wird beseitigt. Keine
Erklärung notwendig. 3) Todd bleibt im Team, wo er kontrolliert und im Auge
behalten werden kann. Jesse will ihn raus haben, Walter und Mike wollen ihn
behalten. Das bedeutet Spannung. Auch Mike zeigt sich am Ende dieser Szene
etwas sauer, wusste auch er nicht, dass Todd beim Zugüberfall bewaffnet war.
Mike hatte in diesem Fall keine Kontrolle gehabt, was ihn wurmt. Man darf
gespannt sein, wie es mit Todd weitergeht.
Dead drop
Mike wird währenddessen weiterhin vom DEA überwacht. Diese
erhoffen sich einen kleinen Teilerfolg, als sie Mike dabei beobachten, wie er
ein dead drop platziert. Ich bitte euch. Doch nicht mit Mike. Als würde er es
nicht wissen, wenn er beobachtet wird. Mike’s dead drop zauberte mir dann ein
breites Grinsen ins Gesicht.
Doesn’t it
feel good to get it off your chest?
Skyler stattet ihren Kindern bzw. nur Holly, Junior isoliert
sich mehr und mehr, einen Besuch ab und Marie lässt gleich mal wieder die Hobby-Psychologin
raushängen. Dabei öffnet sich Skyler sogar ein wenig, auch wenn es Marie in
tausend Jahren nicht nachvollziehen werden kann. Sky erwähnt zumindest, dass
sie Angst um ihre Kinder hat. Bei ihr zu Hause wären sie nicht sicher. „Not being safe from what?“ (Marie)
„From us. From Walt and me.“ (Skyler) Das ist interessant. Entweder
deckt sie Walter nach wie vor oder sie wird immer noch von Schuldgefühlen
zerfressen, macht sich selbst Vorwürfe und zählt sich daher selbst als Gefahr
für ihren Nachwuchs. Ich tippe auf letzteres, es hat sich oft genug angedeutet,
dass auch sie von den Vorfällen in der Vergangenheit (Ted, Gustavo Fring) sehr mitgenommen wurde. Marie wiederum geht mir persönlich ein
wenig auf die Nerven, denn es ist eine Anstrengung ihr dabei zuzusehen, wie sie versucht ihrer
Schwester zu helfen, so nett sie es auch meinen mag. Aber auch das ist nichts neues.
Drew Sharp
Walter und Jesse sind „auf Arbeit“ und machen gerade Pause, da
flimmert eine Nachrichtensendung über die Mattscheibe, welche über das
verschwinden eines kleinen Jungen irgendwo in einem County von New Mexico
berichtet. Natürlich wissen wir, welche Junge gemeint ist, und auch Walter und
Jesse erkennen das Bild schnell wieder. Jesse ist prompt wieder sehr
angeschlagen, seine Augen werden wässrig. Es sind nur Vermutungen, aber ist
nahe liegend, dass ihm Gedanken an seine Ex-Freundin Andrea und ihrem Sohn
Brock, für dessen Tod er beinahe verantwortlich gewesen wäre (Was wiederum ja nicht stimmt. Habe ich das richtig in
Erinnerung Walter?). Es ist nicht einfach
für ihn. Walter versucht ihn zu beruhigend, Jesse wird noch genügend Zeit für
„soul searching“ haben. Als Jesse dann früher gehen darf, weil er anscheinend
doch etwas Ruhe nötig hat, pfeift Walt tiefenentspannt ein Liedchen vor sich
hin. Der Ausdruck in Jesse’s Gesicht sagt alles: Er ist fassungslos. Die
Leichtigkeit Walt’s irritiert ihn, Mr. White nimmt das in seinen Augen alles zu
gleichgültig auf. Jesse bekommt einen Anruf. Und dieser bringt einiges ins
Rollen…
We’re out
Wir befinden uns in der Vamonos Pest-Garage/Büro und werden
Zeugen eines Paukenschlags. Denn Mike steigt aus. Das DEA und die Feds gehen
ihm langsam ziemlich auf den Geist, außerdem hat er einen Käufer für das
gestohlene Methylamin an der Angel, für jeden sind gut 5. Mio. US-Dollar drin.
Walt redet auf Mike ein, ohne Erfolg. So werden Jesse die Aufgaben Mike’s
übertragen, doch auch dieser will aussteigen. Walt steht allein auf weiter
Flur. Natürlich versucht er auch Jesse zu arbeiten, doch für Jesse scheint
dieser Ausstieg auch der einzige Ausweg zu sein, die Belastung und den Druck
loszuwerden. Auch wenn er die verlockende Summe von 5 Mio. US-Dollar als Grund
angibt.
Increasing the market share
Mike und Jesse treffen sich mit dem potenziellen Käufer für
das Methylamin. Es scheint auch alles geklärt zu sein, doch gibt es ein
Problem, welches den ganzen Deal ins Wanken bringt: Der dritte Partner. Von dem
hatte Mike dem Käufer nämlich nichts erzählt und es stellt sich heraus, dass
der Käufer gar nicht so scharf auf das Methylamin, sondern eher auf das
Verschwinden des „blue stuff“ von den Straßen ist. Das können aber weder Mike
noch Jesse garantieren, wissen sie denn nicht, welch diabolische Pläne in
Walter’s Kopf reifen. Das findet der Käufer natürlich gar nicht gut,
deswegen heißt es ab jetzt alles oder nichts. Entweder er bekommt das gesamte
Methylamin oder der Deal wird abgeblasen.
Jesse’s way
Jesse hat den ersten Versuch, Mr. White vom Deal zu
überzeugen. Er wird sogar von Walt zu ihm nach Hause eingeladen, etwas ganz
neues. Jesse ist immer noch aufgewühlt und umso eindringlicher versucht er, Mr.
White vom Deal zu überzeugen. Und dann kommt er endlich auf das Thema zu
sprechen, was mir schon Ewigkeiten auf der Zunge liegt: Was treibt Walter White
an? Was will er erreichen, was ist sein Ziel, warum will er nicht aus dem
Meth-Business aussteigen? Was sind die Gründe? Geld? Stolz? Ambitionen? Walt
erzählt eine kleine Geschichte, welche deutlich macht, um was es geht. Einst
stieg er aus einer frischgegründeten Firma (Grey Matter) aus und wurde dafür
auch von seinen damaligen Partner entlohnt, 5000 Dollar gab es damals für Walt.
Heute ist die Firma Milliarden wert. Das nagt an ihm, er hat eine Gelegenheit
versäumt und das wird ihm bestimmt nicht noch einmal passieren. Es folgt der Satz
dieser Episode: „I’m in the empire business.“ (Walter) Ein Imperium soll es
sein. Vielleicht sogar ein Vermächtnis? Walt will etwas nachholen. Doch dafür
hätte er sich vielleicht eine einfache Branche aussuchen sollen. Jesse bringt es auf den Punkt. „I
don’t know. Is a meth empire really something to be that proud of?”
Dinner
Es folgt ein äußerst befremdliches Dinner mit Skyler, Walter
und Jesse, da Jesse keine Ahnung hat, dass der Haussegen bei den Whites mehr
als schief hängt. So findet sich dieser abermals zwischen zwei Fronten wieder,
diesmal zwischen Mrs. und Mr. White. Skyler tut sich diese Farce (Walter hatte
zusätzlich Marie noch von ihrer Affäre mit Ted erzählt) nicht lange an und
verschwindet mit einem bis zum Rand gefüllten Glas Wein vom Essenstisch. Und Walt
erzählt Jesse, was zwischen ihm und seiner Frau nicht stimmt. Spätestens jetzt bemerkt
Jesse, dass Mr. White in letzter Zeit so einige Probleme zu bewältigen hatte
bzw. nach wie vor hat. „This
business [meth business] is all I have left now… And you wanna take it away from
me.” (Walter)
Mike’s way
Walter versucht, dass Methylamin aus der Vamonos Pest-Garage
zu stibitzen, doch wartet dort schon Mike auf ihn. Und jetzt ist er dran,
Walter vom Deal zu überzeugen. Nicht, dass Walt eine Wahl hätte. Mike fixiert
ihn und hält ihn fest, bis der Deal erfolgreich abgeschlossen wird. Walter
wird seine 5 Mio. Dollar bekommen, soll aber bis dahin keine Dummheiten machen. Da
Mike noch etwas Dringendes zu erledigen hat, lässt er Walter allein. Die
Chance. Walt will sich irgendwie befreien und schafft das auch, selbst wenn er
sich dabei höllische Schmerzen zufügen muss. Wie wir sehen können ist er zu
allem bereit. Und das macht ihn so gefährlich.
A toll on
Mike's physical and mental well-being
Saul Goodman (Bob Odenkirk) haben wir schon länger nicht mehr gesehen. Ein
ulkiger Typ. Wie schafft er es, als Anwalt so erfolgreich zu sein? Das frage ich
mich immer wieder. Er ist ein fähiger Rechtsvertreter, von seinem eigenartigen
Aussehen und seiner teilweise fragwürdigen Arbeitsweise mal abgesehen. So
verschafft er Mike im Angesicht Hanks, der fleischgewordenen DEA, ein bisschen
Zeit, um den Methylamin-Verkauf abzuwickeln. Wenn es doch nur so einfach wäre...
Everybody wins
Denn als Mike zurück zum „Hauptquartier“ fährt und das
Garagentor öffnet, ist der Methylamin-Tank weg. Wutentbrannt zieht er seine
Waffe und stürmt ins Büro, wo Jesse zusammen mit Walter auf ihn wartet. Die
Musik zieht sofort an und ganz kurz bekommt man das Gefühl, dass Mike’s
Geduldsfaden endgültig zerrissen ist. Aber nur ganz kurz. Denn
Walter hat einen Plan. Mike bekommt seine 5 Mio. Dollar, Jesse bekommt seine 5
Mio. Dollar und Walter bekommt sein Methylamin. „Everybody wins.“ (Walter) Aber
wie?
Gesamteindruck
Sehr gut. Buyout hatte es nicht leicht, in die Fußstapfen von Dead
Freight zu treten. Das musste diese Episode auch gar nicht, wählte sie doch
auch ein ganz anderen Ton als die vorangegangene. Die Nachwehen Dead Freight’s
werden deutlich und wie Walter, Mike und insbesondere Jesse damit umgehen. Ich
wiederhole mich gerne, Bryan Cranston und Aaron Paul haben erneut ganz großes
Schauspiel abgeliefert. Auch Jonathan Banks präsentiert sich stark wie eh und
je, auch wenn die beiden Erstgenannten mehr im Zentrum dieser Episode stehen. Da
Mike und Jesse aussteigen und Walter nun anscheinend auf eigene Faust
weitermachen will, bin ich natürlich mehr als gespannt, wie es weitergehen
wird. Wie schaut Walt’s Plan aus, ist der Ausstieg für Jesse wirklich so
einfach, wie er ihn sich erhofft, welche Rolle wird Mike einnehmen etc. pp. Es
gibt wieder einmal einige Fragen zu beantworten. Buyout mag auf den ersten
Blick nicht die Kracherfolge wie Dead Freight gewesen sein, doch leitet sie
möglicherweise abermals eine sehr interessante Wendung in Breaking Bad ein. Ich
fiebere schon einmal Folge 7, Say My Name, entgegen.
Wie hat euch Buyout gefallen, was fandet ihr gut, was fandet
ihr schlecht? Habt ihr irgendwelche Theorien, wie es weitergehen, wie
Walt’s Plan aussehen könnte etc., dann schreibt sie in den Kommentarbereich, ich würde
mich darüber und die anschließende Diskussion freuen. Weitere Anregungen,
Meinungen oder Kritik gerne in den Kommentarbereich, auch das hilft mir
weiter.
Am Sonntag, den 26. August, läuft dann schon die siebte und vorletzte
Folge der ersten Hälfte der fünften Staffel von Breaking Bad, Say My Name. Dazu
dann wieder alles hier, auf bommebastisch.blogspot.de.
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