ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Nach einer Woche Urlaub komme ich erst jetzt dazu, meine
Meinung und Gedanken zu der vierten Episode der fünften Staffel von Breaking
Bad zu äußern. Also ohne Umschweife und mit ein wenig Verspätung mein Senf zu
Fifty-One.
Opening
Ist das Leben nicht schön? H to the E to the I to the S und so weiter. Am Opening sieht man, dass sich Schöpfer Vince Gilligan an dieser
Stelle seiner Serie alles erlauben kann, selbst ein prolliges Vorgefahre der
dicksten Karren, die der ansässige Autohändler Albuquerques im Angebot hat. Von
der bestechenden Visualität so wie Akustik dieses Openings mal
abgesehen, zeigt sie uns auch, dass sich Walter an einem Punkt befindet, an dem
er etwas riskieren bzw. an dem er sein Leben einfach mal genießen will.
Unlogisch handeln, aus dem Bauch heraus. Egal, was die Nachbarn denken. Wenn die
wüssten.
Hank
Hank hat diese Episode ordentlich Screentime abgesahnt und
tritt auch relativ zeitig in Erscheinung, als er die gute Lydia, verantwortlich
für die Lieferung des Fasses Methylamin an Mr. White und Co. zur Produktion des
„Blue Ice“, in die Mangel nimmt. Dabei zeigt sich recht schnell, dass Lydia
labil und ein Risiko für die gesamte Operation von Walter, Jesse und Mike ist.
Doch dazu später mehr. Hank hingegen beschäftigt sich nach wie vor mit dem
Fring-Fall und bleibt misstrauisch. Überraschend für ihn kommt dann das
Angebot, neuer Chef (ASAC)
der DEA-Abteilung zu werden, nachdem Merkert letzte Folge freiwillig seinen Hut
genommen hat. Warum denn nicht? Hank nimmt an und ich find’s cool. Obwohl ich
einen leichten Anflug von (Selbst)Zweifel bei ihm verspürt habe. Gehört er
nicht „ins Feld“? Dort, wo er seine Stärken ausspielen kann? Aber Hank ist ein
helles Köpfchen, das wissen wir schon längst. Ich bin gespannt, wie sich seine
Rolle in den nächsten Episoden definieren wird.
Birthday Fifty-One
Bevor ich zum wohl längsten Absatz bis dato komme, noch drei weitere Punkte, welche ich gerne erwähnen möchte. Zum einen Walt’s Geburtstag.
Walter wird 51 und es ist fast genau ein Jahr her, als er seine Diagnose
bekommen hat. Ein Jahr. „Seems like longer, doesn’t it?“ sagt Marie. Absolut.
Ein Jahr ist vergangen seit Beginn der allerersten Staffel von Breaking Bad.
Unglaublich. Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Es ist so viel passiert, es
hat sich so viel dermaßen drastisch verändert. In dem Moment, als Walt diesen
Punkt in Fifty-One erwähnt, musste ich kurz inne halten. Ein Jahr. Wahnsinn.
Birthday Fifty-Two
An dieser Stelle verweise ich noch mal auf die erste Folgeder fünften Staffel von Breaking Bad, als wir im Opening einen
etwas abgehalfterten Walter White sehen, der sich in einem einfachen Diner mit
Bacon eine „52“ auf seinen Teller zaubert. Ein Jahr später als zur „aktuellen“
Zeit. Ich bin wahnsinnig gespannt darauf, wie diese Zeitthematik am Ende dann
gelöst wird bzw. was es mit dem Opening aus Live Free or Die auf sich
hat.
Jesse
Jesse bekommt man in Fifty-One nicht allzu oft zusehen,
dennoch soll er hier nicht unerwähnt bleiben. So setzt sich Jesse der
Gutherzige für Lydia und gegen ihre „Beseitigung“ ein, nachdem Mike (Full
measures!) die Dame („Lunatic“) um die Ecke bringen will. Letzterer geht
nämlich davon aus, dass der Tracker unter dem Fass Methylamin von Lydia selbst
und nicht wie von Jesse vermutet von der Polente dort angebracht wurde. Mike
erkennt das Risiko, dass mit der Zusammenarbeit mit Lydia einhergeht. Nicht,
weil sie die drei Amigos ausspielen könnte, sondern schlicht und einfach weil
sie dem Druck dieses illegalen Gebarens nicht Stand halten kann. Das könnte
früher oder später ein großes Problem werden. Mr. White hat dann das
Schlusswort, wobei man ihm deutlich anmerkt, dass er ganz andere Probleme hat
(dazu gleich mehr). Seine Aussage: Die Maschinerie muss weiterlaufen, egal wie,
das Methylamin ist notwendig, um das Meth herzustellen, nichts darf diesen
Prozess unterbrechen. Doch direkt gegen die Ermordung Lydia’s hat er sich auch
nicht ausgesprochen. Denn der Walt bzw. Heisenberg im Normalzustand hätte wohl
nicht lange gefackelt und sich auch gegen Lydia entschieden. Das Risiko ist
einfach zu groß.
The Skyler Diaries
Das zentrale Thema dieser Episode. Ich hatte es schon ein
klein wenig prognostiziert, was nicht schwer zu erkennen gewesen ist. Wir
erleben in der fünften Staffel von Breaking Bad eine sehr apathische,
teilnahmslose Skyler White, welche große Probleme damit hat, sich an die neue
Situation bzw. an ihr neues Umfeld inklusive skrupellosen Ehemann anzupassen.
Schuldgefühle, Sorgen um den Nachwuchs und Todesängste plagen Sky. In Fifty-One
läuft das Fass letztendlich über. Das fängt damit an, dass sie Junior aus
Walt’s Umfeld entfernen möchte („New environment“, „Boarding school“),
„gipfelt“ vorläufig in dem Versuch sich selbst umzubringen und endet in einer
gut sechsminütigen Szene, in welcher wir einen der besten Dialoge dieser
Staffel (Mutig: oder gar dieser Serie?) bis dato zu sehen bekommen.
Unmittelbar vor Skyler’s vermeintlichen Selbstmordversuch
sehen wir Sky, Marie, Hank und Walter noch recht entspannt beisammensitzen.
Doch hier stimmt etwas nicht. „Great dinner, Skyler.“ Sagt Hank, doch jeder am
Tisch weiß, dass es nicht so ist. Es ist furchtbar unangenehm, für Sky, für Marie und Hank, für den Zuschauer. Auch für Walter? Ich denke nicht so sehr wie
für die anderen, unterschätzt er die Situation doch ein wenig. Das
Walter White sich je in irgendeiner Form mal unterschätzen würde, hätte ich mir
nicht träumen lassen können. Als Skyler sich dann erhebt, geistesabwesend wie
sie ist, und gen Pool bewegt, ahnen wir, was kommen wird. Der Ausdruck in ihrer
Augen, wie Walt im Hintergrund herzerwärmend in den Erinnerungen des
vergangenen Jahres schwelgt; Skyler sieht in diesem Moment nur einen Ausweg:
Dieses unnatürliche, schimmernde Pool-Blau. Und als sie dann unter Wasser ist
hört sie nichts mehr. Nur noch dumpfe Geräusche, die kaum zu verstehen sind.
Isolation von alldem, was ihr Kopfzerbrechen bereitet. Der einzige Ausweg. Und
dann dieses kleine Lächeln, kurz bevor Walt sie aus dem Wasser fischt. Freude darüber, dass gleich alles vorbei ist? Dass sie nicht mehr
all die Dinge hören muss, die ihr solche Ängste und Sorgen machen? Eine
fantastische Szene, über welche man stundenlang reden/ diskutieren könnte.
Es folgt ein kleines Gespräch zwischen Walter, Hank und
Marie, in welchem die beiden letzteren anbieten, Holly und Junior für eine
Weile mit zu sich zu nehmen. Walt erkennt relativ schnell, dass dies Skyler’s
Idee gewesen ist, will sie doch die Kinder vor seinem Einfluss schützen. Und
prompt befinden wir uns im Schlafzimmer, Skyler gegen Walt, darauf haben wir
gewartet. Dabei kommt erstere ohne Umschweife aus den Startlöchern, darauf
hinweisend, dass sie die Kindern nicht mehr in diesem Haus haben möchte. „It
isn’t safe.“ Skyler legt ihre Ängste (abermals) offen, Walt bleibt (noch)
rational und versucht, seine Frau zu beruhigen. Man bekommt anfangs das Gefühl,
dass Skyler aufgrund ihrer Emotionalität leicht die Oberhand gewinnt und Walt
keinen Stich sieht, erfolgreich ihrer Argumentation entgegenzuwirken. Doch dann
wird der Schalter umgelegt (nach etwa 3 ½ Minuten des Gesprächs), Walt’s out,
Heisenberg’s in. Walt wirkt wie ausgewechselt, schlagartig bedrohlicher und sucht von hier an die
direkte Konfrontation. „What
is your next move?“ (Walt zu Sky) Es schaukelt sich hoch, doch Walt behält den
kühleren Kopf. Teilweise diskutiert er sie in Grund und Boden. Skyler
erkennt, dass sie Walt nichts entgegenzusetzen, bis auf den einen Trumpf,
welcher selbst Walter hart trifft. „How are you going to save our kids from this terrible environment?” Walt
zu Skyler. Walt thront über ihr, was kann sie jetzt noch tun? „What’s the plan
[Skyler]?“ Und Skyler offenbart sich, mit dem Rücken zur Wand. Jede Minute, in der die Kinder nicht in
der Nähe von Walter sind, ist ein Erfolg für sie. Sie ist machtlos. „All I can do is wait, hold
on.” (Sky) “What are you waiting for?” (Walt) “For the cancer to come
back.” (Sky) Boom. Sie wünscht sich den Tod Walt’s. Für die Sicherheit ihrer
Familie. Puh.
Das scheint angekommen zu sein, sehen wir doch Walt am Ende
der Episode gehorsam und unterwürfig. Der Riss ist eindeutig erkennbar, Walt
versucht die Angelegenheit noch zu kitten, doch Skyler beachtet ihn nicht.
Birthday Present
Das darf nicht vergessen werden. Jesse’s Geburtstagsgeschenk
für Walt. Eine Uhr. Ein Symbol für Zeit. Ein Symbol für Zeit, die abläuft. Walt’s
Zeit? Fifty-One hat einiges deutlich gemacht, insbesondere, dass Walt’s Zeit,
in welcher Form auch immer (metaphorisch für sein Leben, seine Beziehung mit
Skyler etc.) am Ablaufen ist. Auch hier trifft das Schlussbild mal wieder ins
Schwarze, ein Close-up von Walt’s neuer Uhr. Tick-tick-ticking… Wir erinnern
uns.
Gesamteindruck
Sehr gut. Viele Dialoge, viele neue Erkenntnisse bzw. Dinge, welche uns an mancher Stelle schon mehr oder weniger klar gewesen sind
und nun endlich auch ausgesprochen wurden und sich bestätigt haben. Bryan
Cranston hat sich mal wieder famos geschlagen und gerade auch Anna Gunn zeigte
im Zusammenspiel mit ersterem, was für eine gute Schauspielerin sie ist. Skyler
beschäftigt mich nach wie vor, ich kann sie nicht wirklich gut leiden, doch
oftmals ihre Punkte gut nachvollziehen. Ich hätte ihr zugetraut, Walt’s Leben
höchstpersönlich zu beenden, doch in Anbetracht des „Geburtstags-Bacons“ hier
in Fifty-One und in Episode 1, Live Free or Die, schwant mir ein eher unschönes
Ende für sie.
Das waren auch schon wieder meine Gedanken zu Episode 4 der
fünften Staffel von Breaking Bad, Fifty-One. Wie man erkennen kann, stand
dieses Mal Skyler etwas mehr im Mittelpunkt, verzeiht mir den etwas
ausführlicheren Absatz, aber das musste ich einfach loswerden.
Gestern (Uff!) lief bereits Folge 5, Dead Freight, also geht dieser kleiner
Text ja bereits schon als Re-Review durch. Meine Gedanken zu Dead Freight folgen dann die
Tage, eventuell sogar schon morgen. Double Feature sozusagen. Kritik,
Anregungen, Theorien etc. gerne in den Kommentarbereich, ich freue mich auf
euren Input.
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