Mittwoch, 18. September 2013

Breaking Bad S05E14 - Ozymandias

Es folgen etwas verspätet meine gesammelten und wie so oft äußerst umfangreichen Gedanken zur 14. Episode der fünften Staffel von Breaking Bad, Ozymandias.

ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!

Opening
Nachdem wir letzte Woche in einem für Walt als auch den Zuschauer äußerst ungünstigen Moment eingehalten haben, wartet die Eröffnung von Ozymandias eher entspannt und gar ein wenig idyllisch auf. Wir befinden uns nach wie vor in To’hajiilee und bekommen einen Rückblick zu sehen. Walt (Bryan Cranston) und Jesse (Aaron Paul) sind ganz am Anfang ihrer Geschichte und stellen in ihrem RV Crystal Meth her. Die (Arbeits)Beziehung zwischen den beiden ist noch ziemlich frisch, Walt kleinlich wie eh und je, und Jesse so vorlaut und frech wie wir ihn in den ersten Folgen von Breaking Bad kennen gelernt hatten. Dennoch ist es für den Zuschauer ein interessanter Blick zurück in die gute, alte Zeit. Dabei wurde nicht nur die Optik der ersten Folgen von Breaking Bad gut eingefangen, auch die Szene an sich funktioniert als ein wunderbarer Reminder, um es mal ganz neudeutsch auszudrücken. Man bekommt noch einmal vor Augen geführt, welch krasse Entwicklung Breaking Bad und insbesondere Walter White genommen hat. Ein kurzes Telefongespräch zwischen ihm und Skyler erinnert uns daran, dass er eigentlich ein ganz liebenswerter Familienvater war, optimistisch, dass er seine schwere Erkrankung besiegen kann, auch wenn er dafür illegale Geschäfte betreiben muss. Etwas mehr als ein Jahr später hat er eine Entwicklung genommen, die er sich wohl hätte nie vorstellen können.

Do what you got to do
Nach dem Opening setzen wir unmittelbar in der finalen Szene der letzten Folge (To’hajiilee) ein. Dabei gibt es einen schönen Übergang zwischen dieser und der vorangegangenen Szene, da wir uns praktisch an ein und demselben Ort befinden, wo Jesse und Walt im Opening noch zum ersten Mal gemeinsam Meth gekocht haben und wo sich nun der Showdown zwischen Walt, Hank und Jack abspielt. Der Kugelhagel verstummt und langsam lichtet sich das Feld. Hank (Dean Norris) ist am Bein getroffen, sein Blick geht auf seinen Kollegen und guten Freund Gomez (Steven Michael Quezada), der nicht so glimpflich davongekommen ist und leblos auf dem sandigen Wüstenboden liegt. Von Jesse ist keine Spur, er scheint Reißaus genommen zu haben. Hank versucht noch mit letzter Kraft Gomeys Schrottflinte zu erreichen, doch steht Jack (Michael Bowen) schon parat und unterbricht diesen Versuch. Jack fackelt auch nicht lange und will Hank sogleich von seinen Leiden erlösen, wäre da nicht Walt, der auf der Rückbank des zerschossenen SUVs Deckung suchen musste und jetzt hervorschnellt, um Jack davon abzuhalten, Hank hinzurichten. Walt glaubt daran, dass er Hank irgendwie retten bzw. dass sein Schwager verschont werden kann. Er bittet Jack eindringlich, Hank nicht zu töten und bietet ihm das Geld an, welches hier in To’hajiilee unter der Erde versteckt liegt. 80 Millionen US-Dollar. „That’s a hell of an offer.“ Da staunt selbst Jack nicht schlecht. Und was hält Hank von diesem Angebot? „My name is ASAC Schrader. And you can go fuck yourself.

Walt versucht, Hank zu beschwichtigen. Hier ist noch nichts verloren, doch Hank ist sich längst bewusst, wie diese Situation enden wird. You’re the smartest guy I ever met and you’re too stupid to see. He [Jack] made up his mind ten minutes ago.(Hank zu Walt) So einfach, wie sich Walt das vorstellt, geht es nicht, 80 Millionen hin oder her. So blickt Hank Jack noch einmal fest ins Gesicht. „Do what you got to do.“ Und Jack drückt ab, unmittelbar nachdem Hank diesen Satz von sich gegeben hat. Walt. Stille. Walts Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse des Leidens, er bricht zusammen und schlägt auf dem Boden auf. Sein Gesichtsausdruck hat fast etwas Gespenstisches. Hank ist tot. Und Walt hat großen Anteil daran, er hat dieses Unheil über Hank und somit über seine gesamte Familie gebracht.

Bevor es weitergeht muss ich mich natürlich kurz zu diesem Abschnitt im Speziellen äußern. Tja, das war’s. Ich und bestimmt auch viele andere hatten nach den letzten Episoden etwas in diese Richtung erwartet, doch dachte ich, dass man sich Hank wirklich bis zum Schluss aufhebt. Falsch gedacht. Weiterhin ziehen Vince Gilligan und Co. konsequent ihr Ding durch. Und Walt ist machtloser als je zuvor. Es gibt einfach keinen glorreichen, interfamiliären Zweikampf zwischen Hank und Walt. Breaking Bad bleibt real, hart und verteilt gnadenlos Schläge in die Magengrube. Und das gefällt mir sehr gut. Eure Eindrücke bitte in den Kommentarbereich, wir hatten da letzte Woche schon eine ähnliche Diskussion, die man anhand dieser Szene sicherlich noch einmal aufgreifen könnte.

No hard feelings
Es findet zwar kein Szenenwechsel statt, doch teile ich diese Sequenz lieber in zwei verschiedene Abschnitte. Walt liegt am Boden, vollständig geschockt. Jack wiederum zählt relativ schnell zwei und zwei zusammen, er ist ja nicht auf den Kopf gefallen. Die Koordinaten, die ihm Walt gab, sind doch schon ziemlich genau, also muss hier doch irgendetwas versteckt liegen. Und nach einer kurzen Buddeleinlage stoßen Jack und seine Mannen auch auf Walts Geldversteck. Walt liegt derweil nach wie vor regungslos im Sand, das Gesicht grässlich verzogen. Nur Todd (Jesse Plemons) sieht man etwas Mitleid für Walt an. Natürlich fragt man sich, was jetzt passieren könnte. Walt verliert gerade alles, erst wird Hank vor seinen Augen umgebracht, jetzt wird ihm sein Geld weggenommen, auch wenn ihm dies in diesem Moment nicht wirklich beschäftigt, ist er doch mit seinen Gedanken bei Hank. Dank Todds Fürsprache überlässt Jack Walt zumindest ein Fass mit Geld, und schlägt vor, die ganze Sache einfach zu vergessen. Walt scheint sich langsam wieder zu sammeln und schlägt ein.

Doch eine Sache wäre da noch: „Pinkman.“ (Walt) Walt projeziert seine gesamte Wut nun auf Jesse, der Hank theoretisch ja an diesen Ort geführt und eine Mitschuld trägt. Jack soll sich noch um Jesse kümmern. Kein Problem, sagt Jack, sobald Walt Jesse auftreiben kann und gefunden hat, kümmert er sich darum. I found him.(Walt) Die Kamera schwenkt auf Walts Wagen. Schon vorher gab es in dieser Folge einen Moment, in dem Walt das Fahrzeug entschlossen mit seinen Augen fixierte. Jetzt wird deutlich warum. Unter dem Wagen versteckt sich nämlich Jesse. Der wird prompt hervorgezogen und so scheint auch sein letztes Stündchen gezählt zu haben. Das Verrückte daran ist, dass ich mir wirklich vorstelle, dass Jesse jetzt einfach hingerichtet werden könnte, weil es den Machern von Breaking Bad schlicht und einfach zuzutrauen wäre. Doch springt abermals Todd dazwischen. Er schlägt vor, dass man Jesse erst einmal ausfragt, was er Hank denn erzählt hat, bevor man ihn um die Ecke bringt. Jack ist damit einverstanden, und auch Walt nickt es ab, doch hat er bevor Jesse abgeführt noch etwas zu sagen. I watched Jane (Krysten Ritter, Staffel 2) die. I was there. I watched her overdose and choked to death. I could have saved her. But I didn’t.” (Walt zu Jesse) Walt drückt Jesse noch einmal richtig einen rein. So wie Jesse Hank auf dem Gewissen hat (so sieht es zumindest Walt in diesem Moment), hat auch Walt jemanden auf dem Gewissen, der Jesse sehr viel bedeutete. Jesse ist wiederum von dieser Offenbarung äußerst hart getroffen und sackt kraftlos zusammen. Jesse wird ihn ein Auto verfrachtet, Jack und Co. fahren ab und Walt steht allein und zurückgelassen in der Wüste. Noch einmal gibt es den bildhaften Verweis auf das Opening. Damals, heute, die Unterschiede könnten nicht größer und dramatischer sein.

Times Are Gettin' Hard
Walt steigt in seinen Wagen ein und will diesen verhängnisvollen Ort verlassen. Interessanterweise setzen jetzt auch erst die Credits ein, man hat wohl ganz bewusst in den intensiven 20 Minuten zu Beginn der Folge darauf verzichtet, die Namen der Darsteller einzublenden. Walt ist ziemlich mitgenommen, er blickt noch einmal in den Rückspiegel, eine kleine Referenz bezüglich der zehnten Episode der fünften Staffel, Buried, als er auch in den Rückspiegel blickte und Hank dort stehen sah. Hier in To’hajiilee liegt nun sein Schwager ver- bzw. begraben, in dem Loch, wo Walt in Buried noch sein Geld versteckte. Walt macht sich auf den Weg, kommt aber nicht weit, ist der Tank seines Fahrzeuges doch beschädigt. Also rollt er das Fass voller Geldbündel durch die karge Wüstenlandschaft New Mexicos, dazu bekommen wir den melodisch eher leichten Song Take My True Love By The Hand von The Limeliters zu hören, was erst ein wenig unpassend und bizarr wirkt, aber nicht wirklich überraschend ist, kennt man solche untypischen Einlagen doch nur zu gut von Breaking Bad. Walt kommt schließlich an einer Hütte an, aus welcher ein indianischer Ureinwohner Amerikas tritt. Walt möchte dessen Pick-Up erwerben und bekommt diesen auch nachdem er ein fettes Bündel Geldscheine zückt. Mit dem Fass auf der Ladefläche geht es nun erst einmal Richtung Albuquerque.


Tell him
Marie (Betsy Brandt) betritt die Waschanlage der Familie White und wirkt äußerst erleichtert. Skyler (Anna Gunn) versucht derweil Walt zu erreichen, aber ohne Erfolg. Marie erklärt ihr in einem Vier-Augen-Gespräch auch sogleich, woran das liegt. Hank hat Walt nämlich festgenommen, der Spuk ist endgültig vorbei. Es fühlt sich wie eine Art Siegesrunde von Marie an, auch wenn das Gefühl von Euphorie eher durch Erleichterung ersetzt wird. Natürlich weiß sie nichts von dem schrecklichen Schicksal ihres Gatten. Skyler wiederum sieht während des gesamten Gesprächs sehr betroffen und aufgewühlt aus. Marie hofft, dass sich Skyler jetzt bessern wird und die Vergangenheit hinter sich lassen kann. Sie kann auf jeden Fall mit ihrer und Hanks Unterstützung rechnen. Doch es gibt Bedingungen. Zum einen muss das Video, dass Walt und Skyler angefertigt hatten, um Hank zu schaden, samt aller bestehenden Kopien vernichtet werden. Zum anderen muss Skyler Junior (RJ Mitte) erzählen, wer sein Vater wirklich ist. Das kommt für Skyler nicht in Frage, doch lässt Marie ihr keine andere Wahl. „You tell him or I will!“ (Marie zu Skyler)

Let’s cook
Für Jesse sieht es nicht so gut aus. Er ist eingekerkert und wurde ordentlich zu gerichtet. Die „Befragung“ durch Todd hat ihre Spuren hinterlassen, körperlich als auch geistig. So ist Jesse auch sehr verängstigt, als Todd ihn aus seinem Gefängnis holen will. Jesse hat anscheinend schon längst gesungen, was wollen sie jetzt noch von ihm? Eigentlich gibt es da ja nur noch eine Sache… Doch bleibt Jesse (vorerst?) am Leben und wird von Todd in die Lagerhalle geführt, in welcher sich das Drogenlabor befindet. Er blickt sich um und wird sogleich von Todd wie ein Hund (rabid dog?) an die Leine gelegt. Sein Blick wird auf ein Bild gelenkt, das an einer dünnen Metallstange hängt. Da er sich relativ frei bewegen kann, nähert er sich diesen Bild und erkennt darauf Andrea und Brock. Ein Druckmittel. Jack hat ihn in der Hand, und sollte er nicht spuren, wird er Andrea und Brock etwas antun. Todd tritt wieder in Erscheinung. „Let’s cook.“ (Todd zu Jesse) Jesse ist jetzt das Laboräffchen und ihm bleibt keine andere Wahl, als zu gehorchen. Was in dieser Szene und gerade am Ende sehr auffällt sind die beiden verschiedenen Gesichtshälften Jesses, welche irgendwie an das unrühmliche Ende von Gustavo Fring (Giancarlo Esposito) erinnern, ob gewollt oder nicht (sicherlich gewollt).

Liar
Zurück im Büro der Waschanlage erzählt Skyler in Anwesenheit von Marie ihrem Sohn Junior von seinem Vater. Junior kann es nicht glauben und ist sehr aufgebracht. Er ist kaum zu beruhigen und bezichtigt seine Mutter und sein Tante, Lügnerinnen zu sein. Für Junior ist sein Vater ein aufrichtiger Mensch, er hat ihn über die Jahre idealisiert, diese Geschichten über ihn können nicht stimmen. Toll zu sehen, dass auch RJ Mitte ein guter Schauspieler ist. Seine Auftritte sind ja eher reserviert und bestehen größtenteils daraus, dass er Frühstück isst, doch hier bringt er seine Aufgebrachtheit sehr gut rüber. Auch Skyler hat ihre Probleme, mit der Situation umzugehen und bricht in Tränen aus. Junior stürmt aus dem Büro und Marie rät Skyler, mit ihm erst einmal nach Hause zu fahren, er wird sich schon beruhigen.

We are family
Walt ist zu Hause angekommen und packt jetzt hektisch Koffer, hier können er und seine Familie nicht bleiben. Zur gleichen Zeit fahren Skyler und Junior (und Holly) vor. Junior ist logischerweise immer noch sehr aufgebracht. „If all this is true and you knew about it, than you’re as bad as him.(Junior zu Skyler) Korrekt. Und das weiß auch Skyler selbst. Skyler bemerkt den Pick-Up in der Einfahrt und prompt tritt auch Walt aus dem Haus heraus. Er hat es eilig und will, dass Skyler und Junior schnellstmöglich ihre Sachen packen, sie müssen weg von hier. Junior löchert seinen Vater mit Fragen, doch dieser wimmelt ihn ab. Skyler ist verwundert, dass Walt hier ist, erzählte ihr doch Marie, dass Hank ihn festgenommen hat. „Where is Hank?“ fragt sie ihn, Walt versucht auszuweichen, hat aber selbst mit sich und seinen Emotionen zu kämpfen. Man merkt Skyler schon eine gewisse Ahnung an. Wieder fragt sie ihn. Where is Hank?Walt redet auf Skyler ein, sie haben viel Geld, sie müssen einfach nur noch fort von hier und alles hinter sich lassen. Dann spricht es Skyler aus. „You killed him. You killed Hank.“ Es folgt die totale Eskalation.

Während Walt sich Juniors unzähligen Fragen stellen muss, bekommen wir eine verhängnisvolle Aufnahme zu sehen. Auf dem Küchentresen steht sowohl ein Telefon als auch ein Messerblock, im Hintergrund nähert sich Skyler langsam diesen beiden Gegenständen. Sie könnte die Polizei rufen, doch greift sie nach einem Messer und schon im nächsten Moment stellt sich schützend vor ihren Sohn und bedroht Walt mit der vorgehaltener Klinge. „Get out.“ Es reicht. Bis hierhin und nicht weiter. Walt versucht sie zu beruhigen, doch wie aus dem nichts greift Skyler an! Walt reißt die Hände hoch und bekommt einen ordentlichen Schnitt an seiner rechten Hand verpasst. Jetzt eskaliert die Situation endgültig. Walt und Skyler ergeben sich in ein wildes Getümmel, das Küchenmesser mittendrin, während Junior versucht die Gemüter zu beruhigen. Doch gerade dieses Küchenmesser lässt mich einfach nicht los, ich sehe vor meinem geistigen Auge schon Junior mit dem Messer im Bauch auf dem Teppichboden liegen 

Walt gewinnt die Oberhand und drückt Skyler zu Boden, Junior springt beherzt dazwischen und stellt sich schützend vor seine Mutter. „What the hell is wrong with you! We are family!“ brüllt Walt Skyler entgegen. Ja aber, what the hell is wrong with you Walt? Er hat komplett die Beherrschung verloren und hätte beinahe vor den Augen Juniors Skyler wohlmöglich etwas Unverzeihliches angetan. Junior greift zum Telefon und ruft die Polizei. Langsam realisiert Walt, was er getan hat. Er schnappt sich Holly und flieht, Skyler rennt ihm hinterher und versucht ihn aufzuhalten, jedoch ohne Erfolg. Walt biegt mit seinem Wagen um die Ecke, Skyler sackt völlig aufgelöst auf der offenen Straße zusammen und so endet dieser äußerst packende und dramatische Moment in Ozymandias, der einen etwas fassungslos hinterlässt.

No mama
Walt hat erfolgreich die Flucht ergriffen und kümmert sich erst einmal um Baby Holly, deren Windeln gewechselt werden müssen. Der kleinen Holly kommen dann ein paar herzzerreißende Worte über die Lippen. „No mama.“ Walts Blick sagt mehr als tausend Worte. Alles ist im Argen. So weit hat er es getrieben, er ist praktisch für Hanks Tod verantwortlich und er hat seine Frau, die Mutter seiner Kinder angegriffen. Hier gibt es nichts mehr zu kitten. Der Tiefpunkt.

Do not cross me
Wieder zurück im White-Haus ist bereits die Polizei vor Ort, ebenso wie Marie. Die stammelt ungläubig ein paar Dinge vor sich hin, man hat ihr anscheinend von Hanks Tod erzählt. Das Telefon klingelt. Walt ist am anderen Ende der Leitung und verlangt von Skyler, dass sie abhebt. Manch einer würde eventuell mit einer Entschuldigung Walts rechnen, aber weit gefehlt. Er rechtfertigt sich gegenüber Skyler, was arg seltsam anmutet. Er hatte sie gewarnt, was passieren würde, wenn man ihm zu nahe kommen würde. Walt wirkt sehr angefressen und redet Tacheles, harte Formulierung („You stupid bitch!“, Walt zu Skyler) und Drohungen inbegriffen. Skyler erkennt, wie gefährlich Walt gerade in diesem Moment ist, außerdem hat er ihre Tochter, also spielt sie mit. Walt meint es todernst, so hört es sich zumindest für Skyler an. Könnte sie ihn sehen, wusste sie, wie schwer es ihm fällt, diese Worte auszusprechen. Natürlich kommen sie auf Hank zu sprechen, und es ist wie es ist, Hank ist tot. You never gonna see Hank again. He crossed me. You think about that. Family or no. You let that sink in.(Walt zu Skyler) Harte Worte, doch sehen wir auch, wie unglaublich schwer sich Walt tut, diese Fassade aufrechtzuerhalten. Nicht nur Marie und Skyler haben Tränen in den Augen, auch Walt selbst ist emotional sehr betroffen. Ein letztes Mal bittet Skyler Walt, ihr Holly zurückzubringen und selbst nach Hause zu kommen. Mit brüchiger Stimme antwortet er ihr: „I’ve still got things left to do.“ Dann legt er auf. Unter Tränen zerstört er das Mobiltelefon und blickt in seinen Wagen, wo sich Holly befindet. Er hat längst erkannt, dass er alles verloren hat. 

Im Hintergrund sehen wir eine Feuerwehrwache. Die Feuerwehrleute darin werden auf einmal aufmerksam, als in der Garage die Signallichter eines Löschfahrzeugs aufleuchten. Ein Feuerwehrmann schaut sich das etwas genauer an und findet im besagten Löschfahrzeug Holly sitzen, die von Walt dort zurückgelassen wurde. Gut so Walt.

Interessant ist eventuell noch der Blick auf das Schachspiel zwischen zwei Feuerwehrmännern, welches man kurz vorher zu sehen bekommt. Der weiße König (My name is Ozymandias, king of kings...) wird hinter zwei weißen Bauern in Sicherheit gebracht, im Hintergrund sieht man noch einen weißen Springer und mehrere schwarze Spielfiguren. Ein schönes kleines und vor allem symbolträchtiges Detail. Es sieht schlecht aus für den weißen König. Er scheint noch eine minimale Chance zu haben, doch hat er eigentlich jede bedeutende Spielfigur verloren. Nur noch zwei Bauern bleiben ihm und wer weiß, wie lange diese ihn noch schützen können.

Adios
Walt sitzt an derselben Stelle, wo wir in Jesse noch in Confessions haben sitzen sehen. Offensichtlich ist Walt mit Saul in Kontakt getreten und hat nun selbst den Kerl angeheuert, der Jesse aus Albuquerque schaffen sollte. Mit ein paar Koffern und dem Plastikfass voller Geld steigt er in den vorfahrenden Wagen. Ein kurzer Blick in den Seitenspiegel und weg ist er. Ein herumstreunender Hund (rabid dog? #2) überquert die Straße. Das war Ozymandias.

Gesamteindruck
Hart und gnadenlos. Mit dem Tod Hanks hatte man ja irgendwie gerechnet, ich auf jeden Fall, dass er jetzt „schon“ kam überraschte mich ein wenig. Wenn man jedoch kurz überlegt dann verwundert es nicht wirklich. So ist nun mal Breaking Bad. In Ozymandias gab es wirklich viel, was mir sehr gut gefiel. Erstens, der endgültige Tiefpunkt Walter Whites, dieser gefühlt endgültige Abschluss seiner Entwicklung. Auch die Familie ist im letztendlich komplett entglitten, jetzt gibt es nur noch ihn. Zweitens, die Darsteller, obwohl das eigentlich immer zutrifft. Bryan Cranston macht das fantastisch, aber auch Anna Gunn gefiel mir außerordentlich gut. Generell muss man sagen, dass sehr viel mit Nahaufnahmen gearbeitet und viel Augenmerk auf die Mimik der Darsteller gelegt wurde. Wenn man dann noch Leute wie Cranston, Gunn, Dean Norris, Aaron Paul, Betsy Brandt oder RJ Mitte hat, kann eigentlich nur etwas sehr gutes dabei herumkommen, wie man ja dann auch schlussendlich sehen konnte. Rian Johnson, unter anderem Regisseur vom sehr guten Looper und welcher bereits bei der für meinen Geschmack wahnsinnig guten Folge Fly in der dritten Staffel (S03E10) und Fifty-One (S05E01) Regie führte, hat Ozymandias meiner Meinung nach ganz hervorragend inszeniert, mit vielen kleinen Details und Verweisen, mit sehr ausführlichen und intensiven Szenen und vor allem mit einer großartigen Eindringlichkeit. Sehr gut.

Wie geht’s nun weiter? Natürlich hat man Zauselbart-Walt und sein Maschinengewehr aus der ersten Folge der fünften Staffel (Live Free or Die) im Hinterkopf. Zieht sich Walt nun erst einmal zurück, um dann mit geballter Ladung zurückzuschlagen? Und was ist mit Jesse? Ich bin sehr gespannt, was als nächstes passieren wird. Zwei Folgen noch, Freunde. Aber erst einmal interessiere ich mich für eure Meinung über Ozymandias. Wie hat’s euch gefallen, was hat euch überrascht, was war in euren Augen nicht so gut? Was kommt jetzt auf uns zu? Vielleicht ein kleiner Zeitsprung? Läuft Walt demnächst Amok, eventuell schon nächste Woche? Eure Vermutungen, Ideen, Kritik und gerne auch Feedback in den Kommentarbereich. Dicken Dank dafür und die Beteiligung in den letzten Wochen. So macht mir das hier doch gleich viel mehr Spaß.

Ja, nächste Woche. Da gibt es dieses Problem. Urlaub. Ein Woche lang. Ob die auf Mallorca Internet haben? Da ich erst nächste Woche Samstag wieder im Lande bin, verschiebt sich die Veröffentlichung der Rezension der nächsten Folge, namentlich Granite State, ein wenig nach hinten. Tja. Das kommt davon, wenn man in seiner Urlaubsplanung das Serienfinale von Breaking Bad nicht berücksichtigt. Aber ich liefer es nach, versprochen. Bis dahin.

4 Kommentare:

  1. Gehts irgendwann auch weiter?

    AntwortenLöschen
  2. Das klassische Ich: großspurig ankündigen, dass ich trotz Urlaubs auch die letzten beiden Episoden reviewen werde, was ich dann aber natürlich nicht mache. Schande über mich. Natürlich habe ich die letzten beiden Folgen von Breaking Bad bereits gesehen und irgendwie möchte ich auch noch einen Beitrag dazu verfassen. Dann aber wohl eher gebündelt, und nicht einzelnd. Wie es die Zeit zulässt. Die hat mir bis jetzt immer einen Strich durch die Rechnung gemacht. :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das ist doch schon mal schön zu hören. Dachte schon dich gibts nicht mehr. Ob du es glaubst oder nicht, ich war jeden Tag auf deiner Seite. Du hast nunmal die besten Reviews geschrieben. Freue mich auf die Nächsten/ das Nächste.

      Löschen