ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Opening
Nachdem wir letzte Woche noch Jesse (Aaron Paul) ins Haus
der Familie White haben stürmen sehen und Zeuge wurden, wie er in absoluter
Rage einen Benzinbehälter über dem Fußboden und der Einrichtung entleerte,
sehen wir nun Walt (Bryan Cranston) in seinem Wagen vorfahren. Aus sichere
Entfernung sieht er Sauls (Bob Odenkirk) Wagen in der Einfahrt seines Hauses
stehen. Die Vermutung liegt nahe, dass sich Jesse bereits im Gebäude befindet.
Walt schnappt sich seine Pistole und nähert sich über den hinteren Außenbereich
der White-Residenz dem Haus. Er versucht, durch die gläserne Verandatür
hindurch sich einen Überblick zu verschaffen, doch kann er nicht viel erkennen.
Er öffnet die Schiebetür vorsichtig und tritt ein, seine Waffe im Anschlag.
Breaking Bad-typisch brummend-blecherne Musik setzt ein. Jetzt wird es
spannend. Von Jesse ist auf den ersten Blick keine Spur, doch bemerkt Walt
relativ schnell den mit Benzin getränkten Teppichboden. Der Blick wandert
Richtung Flur, Walt sucht erst einmal Deckung. „You show yourself right now!“
brüllt Walter, in der Hoffnung, Jesse möge ihn doch hören und seiner Forderung
nachkommen. Keine Reaktion. Walt schreitet den Flur entlang, die Musik spitzt
sich mehr und mehr zu, die Anspannung Walts und der gesamten Situation
überträgt sich immer mehr auf den Zuschauer. Walt überprüft die einzelnen
Räume, in denen sich jedoch kein Jesse finden lässt. Letztendlich steht er vor
der geschlossenen Schlafzimmertür. Langsam umschließt er den Türknauf, öffnet
die Tür und tritt zögerlich hinein. Die
Hintergrundmusik ist spätestens jetzt unerträglich, und als wäre dies nicht
genug verweilen wir auf dem Flur und sehen nur, wie Walt das Schlafzimmer
betritt. Die Kamera fährt langsam zurück und mit Spannung erwarten wir, was
wohl als nächstes passiert. Ein Schuss vielleicht? Die Antwort: nichts. Walt taucht erneut in der Tür
zum Schlafzimmer auf. Jesse scheint also auch nicht im Schlafzimmer zu sein.
Ist er überhaupt noch im Haus? Walt begibt sich zum Wagen in der Einfahrt und schaut
sich diesen etwas genauer an. Dort befindet sich auf dem Armaturenbrett eine
Disk, auf welcher Reste einer weißen, pulvrigen Substanz zu erkennen sind. Und
Schnitt. Ein recht nervenaufreibender Beginn dieser Folge, der nicht nur Walt,
sondern auch den Zuschauer im Dunkeln tappen lässt.
Fix it
Tja, wo ist Jesse nur hin? Nachdem Walt sich einen Überblick
verschafft und Huell (Lavell Crawford) unterrichtet hat, was dieser nun zu tun hat, versucht er
Jesse telefonisch zu erreichen. Ohne Erfolg. Wieder einmal kann er Jesse nur
ein „We will fix this.“ auf der Mailbox hinterlassen. Walt versucht dann, das
Haus wieder herzurichten, unter anderem mit der Hilfe von einer
Reinigungsfirma, welche er engagiert hat. Seine Familie und insbesondere Skyler
(Anna Gunn) soll von dem Vorfall am besten nichts erfahren. Jedoch hat sich der
verräterische Benzingeruch schon im Teppichboden festgesetzt, da kann man nicht
mehr viel machen. Also versucht Walt auf eine andere Weise Herr der Lage zu
werden und hat auch schon eine Idee. Er tränkt seine Kleidung in Benzin, auch
der Fahrersitz seines Wagens bekommt ein bisschen was von auffällig riechenden
Flüssigkeit ab. Als Skyler nach Hause kommt und das Haus betritt, sieht man
Walt mit Junior (RJ Mitte) gemeinsam im Wohnzimmer stehen bzw. ersteren auf dem
Boden kniend und mit Reinigungsmittel bewaffnet den Teppich bearbeiten.
Natürlich fällt Skyler sofort der Benzingeruch auf, doch Walt hat sogleich die
passende Geschichte parat: So ist ihm doch ein äußerst unglückliches Malheur an
der Tankstelle passiert, irgendeine „pump malfunction“, die ihn
komplett in Benzin getränkt hat. Er fuhr dann schleunigst nach Hause, riss sich
die Klamotten vom Leib und schmiss diese auf den Fußboden. Dummerweise saugte
sich dann der Teppich mit dem Benzin der besudelten Kleidung voll, und jetzt haben wir
den Salat. Es ist keine Überraschung, dass Skyler ihn etwas ungläubig anschaut,
selbst Junior schaut ob dieser hanebüchenen Geschichte etwas seltsam drein.
Letzterer zeigt dann auch eine großartige Reaktion: „Dad, please, can you just
tell the truth?“ (Junior zu Walt) Walts Gesichtsausdruck wirkt etwas
überrascht, damit hat er wohl nicht gerechnet. Doch stellt sich schnell heraus,
dass Junior halt doch eine gute Seele ist und sich einfach nur Sorgen um seinen
Vater macht. So geht der Sohnemann nämlich davon aus, dass sein Vater aufgrund
dessen Krebserkrankung mal wieder ohnmächtig geworden ist und nun versucht, diesen
Vorfall zu vertuschen. Das spielt Walt ein wenig in die Karten, zumindest was
seinen Sohn angeht. Skyler verhält sich die gesamte Zeit verdächtig ruhig. Sie
weiß, dass irgendetwas nicht stimmt. Wir kommen später darauf zurück. Familie
White braucht nun erstmal eine neue Bleibe, insbesondere Baby Holly kann man
die Benzingerüche nicht zumuten. Zum Schmunzeln brachte mich Juniors Vorschlag,
vorübergehend doch bei Hank (Dean Norris) und Marie (Betsy Brandt) einzuziehen,
welcher aber sogleich von Walt abgeschmettert wird. Die Whites ziehen vorerst
in ein Hotel. Die Aussprache zwischen Walt und Skyler steht noch aus und wir
können uns sicher sein, dass wir diese noch zu sehen bekommen.
Old Yeller
Wir sehen Saul in seinem Wagen sitzen, zusammen mit seinem
Handlanger Kuby (Bill Burr). Der Anwalt musste ziemlich heftig einstecken und sieht nach
Jesses gewalttätigen Angriff auf ihn äußerst ramponiert aus. Kommt davon, wenn
man seine Dojo-Mitgliedschaft nicht verlängert. Walt kommt hinzu und nimmt auf
der Rückbank Platz. Es gibt immer noch keine Spur von Jesse, er ist nirgendwo
aufzutreiben. Weder bei sich zu Hause oder seinen Freunden Beaver, äh, Badger
und Skinny Pete, die sich offensichtlich nur über die SciFi-Serie Babylon 5
unterhalten. Walt ist sich auf jeden Fall sicher, dass er Jesse beruhigen kann,
Saul wiederum ist eher skeptisch. Letzterer bietet Walt dann auch sofort ein
passendes Gleichnis an, ähnlich wie sein „Send him to Belize“-Vorschlag in
Buried. Es gab mal einen treuen, liebenswerten Hund namens Old Yeller, der von allen geliebt wurde. Er war ein wirklich toller Hund. Irgendwann bekam Old Yeller aber die Tollwut. Also musste man
reagieren. Der Rest der Geschichte erübrigt sich, Sauls Vorschlag ist
eindeutig. „You’re full of colorful metaphors, aren’t you Saul?“ (Walt) Walt hält nicht viel von dieser Idee, ganz im Gegenteil, er ist überhaupt nicht
davon angetan, ähnlich wie mit Sauls
Vorschlag bezüglich Hank in Buried. “Do not float that idea again.“ (Walt zu Saul) Walt meint es
ernst. In Buried brachte er das Argument, dass Hank ein Teil der Familie ist,
deswegen könnte er ihm niemals etwas antun. Seine Reaktion auf Sauls Vorschlag
mit Blick auf Jesse lässt auch hier tief blicken, dass Walt etwas an Jesse
liegt, vielleicht sogar viel mehr als nur das, dass Walt ihn ebenfalls als Teil
seiner Familie sieht, womit wir wieder einmal bei der Vater-Sohn-Beziehung
zwischen Walter und Jesse wären. „Find him [Jesse].“ (Walt zu Saul und Kuby) Walt
steigt aus dem Auto und bewegt sich mit einem Behälter für Eis in der Hand in
Richtung des Hotels, in welchem er und seine Familie wohl vorerst untergebracht
sind.
No big deal
Wir befinden uns in einem schön eingerichteten Hotelzimmer,
Skyler liegt auf dem Bett, Walt ist gerade hinzugekommen, irgendeine beiläufige
Lüge parat, um seine längere Abwesenheit zu erklären. Doch Skyler ist ja nicht
auf den Kopf gefallen. „How is Saul doing?“ (Sky zu Walt) Walt versucht noch,
ihr ein schlechtes Gewissen einzureden, spioniert sie doch ihrem Gatten nach.
Doch ist dieses Thema schnell ad acta gelegt. Skyler konfrontiert Walt mit
dessen bizarren Tankstellen-Geschichte und Walt rückt schließlich mit der
Wahrheit raus. Er erzählt Skyler von Jesse, der Typ, der mal zum Essen
eingeladen war (S05E06 Buyout, einer der wohl besten Momente dieser Serie, meiner Meinung nach zumindest), und dass dieser gerade etwas frei dreht („He
[Jesse] has the tendency to fly off the handle.“). Aber das ist keine große
Sache. Walt gibt sogar zu, dass er etwas getan hat, dass Jesse so zornig gemacht hat,
jedoch hatte Walt auch gar keine andere Wahl, als diese Sache zu tun. Sky ist natürlich
besorgt und als sie Walter fragt, ob Jesse je jemanden verletzt hat, versichert
dieser ihr, dass dem nicht so sei, obwohl Walt ganz genau weiß, was Jesse mit
Saul angestellt hat. Walt wird mit Jesse reden, er wird das Problem schon lösen
können. Auch hier interpretiert Skyler Walts Worte recht frei, kennt sie doch
ihren Ehemann bzw. sein Alter Ego Heisenberg nur zu gut. „These are just euphemisms you’re using,
right?“ Skyler rechnet damit, dass Walt Jesse umbringen wird. Dem ist
aber nicht so, Walt reagiert ähnlich wie in der Szene zuvor mit Saul. Langsam
muss es Walter ein wenig komisch vorkommen, dass ein jeder so viel
Potenzial zum Töten in ihm sieht, auch wenn dies ob Walts vergangener Taten nicht
überraschend ist. „Walt, you need to deal with this.“ (Skyler) Skyler macht
sich wirklich Sorgen und drängt Walt, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Jedoch:
“Jesse isn’t just some... some rabid dog.” (Walt zu Skyler, womit die Brücke zu
Sauls Metapher geschlagen wäre). Seine Frau lässt nicht locker, dieser Jesse
ist eine Bedrohung, und nach all dem, was passiert ist, darf er jetzt auch
nicht noch zu einem Problem werden. „We’ve come this far. For us. What’s one
more?“ (Sky zu Walt) Auch hier bin ich etwas überrascht gewesen, bittet Skyler
doch Walt förmlich darum, Jesse den Garaus zu machen. Auch Skyler zeigt keine
Skrupel, insbesondere wenn es um die Sicherheit ihrer Familie geht.
He can’t
keep getting away with this
Es folgt ein fantastischer Einfall der Serienmacher. Wir
sehen wie bereits in der letzten Folge Confessions noch einmal Jesse, wie er
wutentbrannt ins Haus der Familie White eindringt und das Benzin verschüttet.
Vorher wird noch das mysteriöse weiße Pulver auf der Disk erklärt, welche wir
bereits im Opening gesehen haben. Jesse hatte sich vor der Durchführung seines
Vorhabens mit Hilfe von Kokain noch einmal ordentlich gepusht. Als er kurz
davor ist, die White-Residenz in Flammen aufgehen zu lassen, tritt Hank,
welcher Jesse von Sauls Büro aus gefolgt ist, in Erscheinung und richtet seine
gezückte Waffe auf Jesse. Jesse wirkt völlig aufgelöst, Hank versucht ihn zu
beruhigen. „He [Walt] can’t
keep getting away with this!“ (Jesse) „He won’t. You really want to burn him
down... let’s do it together.” (Hank) Aaron Pauls Auftritt geht durch
Mark und Bein, und auch das Zittern von Hank bzw. Dean Norris verdeutlich die
Anspannung in dieser Szene. Die Ahnung, die so mancher hatte, bestätigt sich:
Jesses Hass auf Mr. White treibt ihn in die Arme von Hank (bildlich gesprochen,
versteht sich). Dieser kann jetzt eventuell einen Vorteil daraus für sich und
seine Ermittlungen ziehen. Jesse schließt sich Hank an, das ungleiche Paar
verlässt das Haus und macht sich auf den Weg zum DEA-Büro. Im Hintergrund sieht
man noch den Wagen von Walt um die Ecke biegen, doch da sind Hank und Jesse
schon so gut wie weg. Jesse hat sich etwas beruhigt, doch sieht er immer noch
etwas konsterniert aus. Die Vorstellung, dass er gegen Mr. White aussagen
muss, amüsiert ihn ein wenig. „Waiting
to be a witness against Mr. White, it’s… it’s gonna go great for me.”
In Treatment
Marie besucht derweil ihren Psychiater (Bruce McKenzie), in der Hoffnung,
dass er ihr vielleicht irgendwie helfen kann, mit der derzeitigen Situation
umzugehen. Doch kann sie ihm natürlich nicht viel verraten, da sonst ihr
Ehemann Hank in Gefahr sein könnte. So beschreibt sie etwas kryptisch die
Gräueltaten Walts und dessen geheimes Leben als Großkrimineller. „We all have our secrets.“
(Psychiater) „Not like this. Not like him.“ (Marie) Marie scheint zu
resignieren (“He screwed us and he won.”), der Psychiater kann nicht viel
machen. Dann nuschelt Marie auf einmal etwas vor sich, anscheinend den Namen
eines Mittelchens, dass das Problem Walt wohl lösen könnte. Der Psychiater
grätscht aber sogleich entscheidend dazwischen. Das würde doch nichts bringen.
Marie selbst sagt, dass sie niemals in der Lage wäre, jemanden zu verletzen oder gar zu töten,
selbst Walt nicht; so scheint es zumindest. Aber: „It just feels good to think about it.“ (Marie) Ihr Hass auf Walt
ist groß. Sehr groß.
Is this bad
for Walt?
Lilafarbene Koffer. Diese können doch nur Marie gehören. Marie
kommt nach Hause und prompt steht Hank mit gepackten Koffern vor ihr. Marie
soll mal eine Weile aus dem Haus raus, schön ins Wellness-Hotel Spa-Urlaub
machen etc. Davon hält Marie aber nicht besonders viel und will erstmal wissen,
was überhaupt los ist. „We
have a guest.“ (Hank) Nach einem Schnitt sehen wir den schlafenden Jesse fix und fertig auf einem Bett liegen. Hank versucht sich zu erklären, doch Marie interessiert
sich nur für eine Sache: “Just answer me this one question: Is this bad for
Walt?“ „Yeah. Very.“ (Hank) „Good. I’m staying. I heat up lasagna.“ (Marie)
Marie ist fest entschlossen, Walt fertig zu machen, selbst wenn dafür der Kerl
in ihrem Haus nächtigt, der Hank und ihr damals nach dem Vorfall zwischen ihrem Gatten und Jesse in der Folge
One Minute (S03E07) strafrechtlich ordentlich zugesetzt hatte. In diesem Moment klingelt
Jesses Telefon. Hank nimmt ab und hört sich die von Walt auf die Mailbox
gesprochene Nachricht für Jesse an, welche wir bereits am Anfang der Folge
gesehen bzw. gehört haben. Hank muss jetzt schnell handeln, bevor Walt es
schafft, vielleicht doch irgendwie in Kontakt mit Jesse zu kommen und diesen
dann eventuell zu Walts Gunsten bearbeiten kann. Vielleicht kann Hank ja Jesses Telefon dabei
helfen…
Don’t you worry
Es ist Nacht und Walt sitzt am Pool des Hotels, wo er und
seine Familie abgestiegen sind. Der Schlaf meidet ihn. Ähnlich ergeht es
Junior, der sich zu seinem Vater gesellt. Der aufmerksame Sohnemann macht sich aufgrund Walts
Krebserkrankung nach wie vor große Sorgen um ihn, doch ist Walt voller
Zuversicht. „You think I came
all this way just to let something as silly as lung cancer take me down? Not
a chance.” (Walt zu Jr.) Auch hier lässt sich mal wieder eine gewisse
Doppeldeutigkeit in Walts Worten erkennen. Man ersetzte zum Beispiel das Wort
„lung cancer“ mit „Hank“ oder „Jesse“ o.ä. Walt bleibt selbstbewusst und
zuversichtlich. Er findet eine Lösung, egal für was. „I’m not going anywhere.“ (Walt) Junior
hingegen sieht man dessen Besorgnis wirklich an. Walt wird sich seine
Gedanken machen, wie es wohl weitergehen wird, auch mit Hinblick auf seinen
Sohn, den er über alles liebt.
Just tell us your story
Jesse hat seinen (Blut)Rausch ausgeschlafen und erwacht im
Schlafzimmer von Hank und Marie. Dabei fallen ihm sofort Familienfotos von Mr.
White und dessen Frau auf. So recht glauben mag Jesse es nicht, was aus seinem
ehemaligen Chemielehrer geworden ist. Im Flur (welcher eine verblüffende
Ähnlichkeit mit dem Flur im Hause White hat (siehe Zimmeranordnung), beziehungsweise
erinnert die Kameraeinstellung stark an das Opening der Folge) trifft Jesse auf
Marie, welche ihm Kaffee anbietet. Für Jesse scheint die Situation etwas
unangenehm, was wiederum verständlich ist. Jesse betritt das Wohnzimmer, in dem
Hank alles für eine Videoaufnahme vorbereitet, Kollege Gomey (Steven Michael
Quezada) ist auch am Start und verzieht keine Miene, als Hank ihm abermals
Jesse vorstellt. Jesse zweifelt auch sogleich an Hanks Vorhaben, doch dieser
lässt sich nicht beirren: Jesse soll sich einfach hinsetzen und alles erzählen,
was es zu erzählen gibt. Jesse nimmt Platz, Hank beginnt mit der Aufnahme.
Jesse erinnert sich daran, als er zum ersten Mal auf Mr. White traf. „He was my
teacher.“ (Jesse über Mr. White) Wohl wahr. Und das gleich in mehrerer Hinsicht.
Es gibt einen Cut und wir befinden uns auf dem Balkon des
Hauses von Hank und Marie. Anscheinend machen die Beteiligten eine kurze Pause.
Gomey steht am Geländer, Hank kommt hinzu. „You believe him?“ (Hank) „Yeah, I do unfortunately.“ (Gomey) Doch
wie geht’s weiter? Es folgt ein fließender Übergang zur nächsten Szene…
He cares for you
Denn Hank konnte wirklich einen Vorteil aus Jesses Telefon
ziehen. So hat Walt erst kürzlich eine weitere Nachricht hinterlassen, in der
er Jesse mitteilt, dass er sich mit ihm auf einem großen öffentlichen Platz in
Albuquerque, dem Civic Plaza, treffen möchte. Die perfekte Möglichkeit, Jesse
zu verkabeln und noch mehr belastende Informationen über Walt zu sammeln. Jesse
ist weniger begeistert. Er kennt nun mal Mr. White wie kein anderer. „So your plan is to do his plan?“ (Jesse)
Jesse hat berechtigte Zweifel, ob das so gut gehen wird. Mr. White ist ein
harter, gnadenloser Hund, und auch Hank stimmt Jesse in diesem Punkt zu. Jedoch
beruhigt er auch Jesse. Walt wird ihm schon nichts antun, Jesse bedeutet
Walt schließlich etwas, womit er nicht Unrecht hat. Jesse sieht das natürlich
etwas zynisch („Yeah, no, Mr. White’s gay for me, everyone knows that.”), doch
Hank spricht da einen validen Punkt an. Hank ist sich sicher, dass Walt bei dem
Treffen versuchen wird, Jesse wieder auf seine Seite zu ziehen, so wie schon so
viele Male zuvor. Und im Zweifel sind er und Gomez ja direkt in der Nähe. Doch Jesse verdeutlich den beiden noch einmal die
Situation: „Look. You two guys
are just… guys. Mr. White, he’s the devil. He is smarter than you, he is
luckier than you. Whatever you think is supposed to happen, I’m tellin’ you,
the exact reverse opposite of that is gonna happen.” (Jesse) Jedoch gibt
es einfach keine andere Möglichkeit, so zumindest sagt es Hank. Jesse ist
entnervt und sucht erst einmal die Toilette auf. Sobald er aus dem Raum raus
ist, meldet sich Gomey zu Wort, und auch er hat seine Zweifel an der von
Hank geplanten Operation. Walt könnte tatsächlich versuchen, Jesse umzubringen. Hank
ist dies jedoch egal. Dann wird Jesse halt getötet. Hauptsache, sie haben es
auf Band. Jesse ist für Hank nur Mittel zum Zweck, ein Junkie, nicht mehr und
nicht weniger. Was kümmert Hank Jesse, hier geht es darum, dass er seinen
Schwager dingfest macht.
Nice try
Der Tag des anberaumten Treffens zwischen Walt und Jesse.
Der weitläufiger Albuquerque Civic Plaza erstreckt sich vor uns. Hank sitzt mit
Jesse zusammen in einem Wagen, verkabelt letzteren und schwört diesen noch
einmal auf dessen Aufgabe ein. Nach kurzen Funk-Check mit Gomey („Pancho Villa
Selma Hayek, Pancho Villa Selma Hayek!“ … „Loud and clear idiota.“) kann es
auch schon losgehen, Walt hat bereits auf einer Bank auf dem Plaza Platz
genommen. Die Seitentür des Wagens öffnet sich, Jesse atmet noch einmal tief
durch und begibt sich dann auf den Weg. Er nähert sich langsam dem Platz, die
Anspannung ist ihm ins Gesicht geschrieben. Auch wir verfolgen gespannt die
Szene. Auf einmal bemerkt Jesse einen verdächtig dreinblickenden Mann mit
Glatze. Er zögert. Sein Blick wechselt zwischen Walt und dieser Person. Könnte
es sein, dass er hier wirklich in eine Falle läuft? Auch als Zuschauer ist man sich unsicher. Jesse dreht ab, sehr zum
Unmut Hanks. Er bewegt sich auf ein Münztelefon zu. Ich als Zuschauer frage
mich natürlich, ob Walts möglicher Plan eventuell bereits läuft. Jesse ruft vom Münztelefon aus Walt auf dessen Mobiltelefon an. „Hello?“ (Walt) „Nice try asshole.“ (Jesse) Jesse fällt nicht drauf
rein. Er hat auf einmal Selbstbewusstsein getankt und droht jetzt sogar Walt. „Next time I’m gonna get you where
you really live.“ Dann legt er auf und dreht Walt endgültig den Rücken zu. Jesse
ist sich sicher, es Mr. White gegeben zu haben. Dessen Plan ging nicht auf. Aber
Moment, gab es überhaupt einen solchen Plan? Der verdächtige Glatzkopf entpuppt
sich nämlich kurz nach dem Verschwinden Jesses als stinknormaler Familienvater,
der nur auf seine Tochter gewartet hat. Da war Jesse wohl ein wenig voreilig.
Get in
Jesse entfernt sich vom Geschehen. Im nächsten Moment kommt
Hank herangerauscht und ist nicht besonders glücklich über den Verlauf des
Treffens. Jesse bleibt jedoch
ruhig. „There’s another way to get him. A better way.”
Rabid dog after all?
Auch Walt ist aufgrund des missratenen Treffens mit Jesse
nicht besonders glücklich. Zudem hat dieser ihm und seiner Familie nun
unverfroren gedroht. Hat Walt jetzt komplett die Kontrolle über Jesse verloren?
Stellt er doch eine Gefahr für ihn, seine Frau und seine Kinder da? Walt greift
zum Telefon. Am anderen Ende der Leitung nimmt jemand ab. Nach zögerlichen
Beginn des Gesprächs wird klar, wer dieser jemand ist. „Todd. I think I might have another job for
your uncle.“ (Walt) Und mit dieser verhängnisvollen Art des Foreshadowings
endet Rabid Dog. Greift Walt nun doch zu drastischeren Mitteln? Müssen wir uns
berechtigte Sorgen um Jesse machen? Die Antwort darauf bringt wohlmöglich die
nächste Folge…
Gesamteindruck
Gut. Was recht furios beginnt, sich dann in der ersten
Hälfte der Episode eher ein wenig unspektakulär gestaltet und dann in der
zweiten Hälfte noch einmal ordentlich anzieht, endet mit einer unangenehmen
Andeutung, wohin die Reise gehen könnte. Zu Beginn gibt es einige offenen
Fragen zu klären, ebenso wie ein paar neue Konstellationen zu etablieren, so
zum Beispiel die Zusammenarbeit zwischen Hank und Jesse. Die Karten werden neu
gemischt, es werden immer wieder spannende Momente eingewoben, und so baut sich
die Folge bis zu den verheißungsvollen letzen 10 Sekunden der Episode immer
weiter auf. Wieder einmal bekommen wir viele sehr gute Aufnahmen zu sehen und die
Musik gestaltet sich teilweise als äußerst nervenaufreibend und belastend (im
positiven Sinn). Aaron Paul fällt meiner Meinung nach auch in dieser Folge am
meisten auf, was natürlich auch seiner dramatischen und unverkennbaren Art des
Schauspiels und dem Handlungsbogen seiner Figur geschuldet ist. Eine gute und äußerst effektive Folge, gerade in Hinblick
auf das, was uns jetzt eventuell erwartet.
Wie hat euch Rabid Dog gefallen, haben sich eventuell einige
von euren Vermutungen bestätigt, was fandet ihr gut, was hat euch weniger gut
gefallen? Ist Aaron Paul einfach klasse oder was? Was erwartet ihr von der
nächsten Folge bzw. von den nächsten Folgen im Allgemeinen? Es gibt ja nur noch
vier weitere Episoden, dann ist tatsächlich Schluss mit Breaking Bad. Sind die Tage Jesses
bereits gezählt oder beginnt jetzt erst der heiße Tanz? (Ich sage: letzteres.)
Eure Meinung, Ideen, Kritik, Feedback in den Kommentarbereich. Und vielen Dank
dafür.
Nächste Woche Sonntag läuft dann Folge 13 der fünften Staffel von Breaking Bad, namentlich To'hajiilee. To'hajiilee? Was war denn das gleich nochmal? Ach ja, Internet sei dank, To'hajiilee ist der Ort, wo Walt und Jesse das erste Mal gemeinsam im Wohnwagen Meth gekocht haben. Und in Buried hat Walt dort sein Geld verbuddelt. Dann dürfen wir ja durchaus gespannt sein, was sich nächste Woche an diesem Ort so abspielen wird. Bis dahin.
Insgesamt sehe ich es wie du: Überdurchschnittliche gute Folge,in der Paul hervorsticht.
AntwortenLöschenAllerdings glaube ich nicht, dass Jesse in den nächsten Folgen stirbt. Einerseits, weil es den Spannungsbogen drastisch verkürzen würde, andererseits, weil Walt sich scheinbar zu viel an Jesse liegt.
Darüber hinaus, stell ich mir drei Fragen:
a) Wie bindet man die Vorrausdeutung aus 5.1 (walts 52. Geburtstag) bzw 5.9 (Rückkehr zur White Residence/Walt holt das Ricin) ein? Wird dieser gesamte "Handlungsstrang" in die letzte Folge gepackt?
b) Gibt es nochmal einen Rückgriff auf das Video, das Walt in der Pilot-Folge aufnimmt? (Eventuell grade spannend, weil die nächste Folge "To'hajiilee" heißt)
c) Wie geht Walt/Heisenberg mit Todd, seinem Onkel und Kenny um, die grade munter auf eigene Faust Meth produzieren und eine potenzielle Gefahr für Walt darstellen, da sie den Produktionsablauf kennen/allgemein zu viel wissen?
Bzw gibt es was den Handlungsstrang angeht eine "Konfliktlösung"/Entwicklung, da Walt die beiden grade angeheuert hat?
Ja, ich denke auch nicht, dass Jesse demnächst das Zeitliche segnen wird, dafür ist er wirklich zu wichtig für die Serie. Der wird schon bis zum bitteren Ende mit dabei sein. (oder?) ;)
LöschenDeine drei Fragen gefallen mir gut. Die Brücke zwischen dem Jetzt und dem Zauselbart-Walt aus der Zukunft muss noch geschlagen werden, dafür bleiben ja nur noch 4 Folgen. Bin gespannt. Zu dem Video aus der allerersten Folgen gibt es ja die eine oder andere Theorie (die alleserklärende Videobotschaft für Junior und Holly z.B.), ich denke schon, dass man diese irgendwie noch mit einweben wird. Wäre zumindest passend.
Tja, und zu Todd und Co.: Die Geschichte interessiert mich auch sehr. Ich meine, wer stellt sich diesen Typen im Ernstfall entgegen? Dafür kommt ja eigentlich nur Walt in Frage. Wer weiß, vielleicht ist Walts Maschinengewehr aus S05E01 ja für diese Herren bestimmt.
Es gibt wirklich noch einige offene Fragen, ich bin sehr gespannt wie man diese in den letzten 4 Folgen versuchen wird zu beantworten.