Justified stand schon etwas länger auf meiner Liste von
Serien, die ich mir unbedingt irgendwann einmal ansehen möchte. Und so habe ich mir in den vergangenen
Wochen die bisherig erschienenen drei Staffeln von Justified angeschaut und bin
hellauf begeistert gewesen.
Justified läuft seit 2010 auf dem Pay-TV-Sender FX und
basiert auf zwei Romanen (Pronto, Riding the Rap) und ein paar Kurzgeschichten (bspw. Fire in the Hole) des amerikanischen
Schriftstellers und Drehbuchautors Elmore Leonard. Leonard zeichnet sich vor
allen Dingen durch seinen einzigartigen Stil als Kriminalautor und den
detailgetreuen Milieustudien in seinen Werken aus, was wiederum in Justified
mehr als deutlich wird.
Zur Serie selbst: US-Marshal Raylan Givens steht im Mittelpunkt des Geschehens. Nachdem er in Miami recht willkürlich
und abseits aller Vorschriften einen Typen mit Verbindung zum organisierten
Verbrechen umgepustet hat, wird er zurück in seine Heimat nach Kentucky
versetzt, bis sich die Lage wieder etwas beruhigt hat. Givens greift also den
alten Kollegen ein wenig unter die Arme, doch bringt seine Wiederkehr den ein oder anderen Stein ins Rollen, sodass neue und zusätzlich immer mehr Konflikte entstehen: Drogenhandel, Mord- und Totschlag, der
rigorose Raylan Givens ist mittendrin. Er bringt ein wenig Schwung in den Laden (ob absichtlich oder rein zufällig sei mal dahingestellt),
was nicht nur seinen Widersachern, sondern von Zeit zu Zeit auch seinen Vorgesetzten
arg missfällt.
Anfangs wirkt Justified wie eine klassische „case of the
week“-Serie, Givens taucht da auf, wo er gebraucht wird und löst das Problem, zumeist auf die harte Tour.
Die erste Hälfte der ersten Staffel steht eindeutig im Zeichen der Einführung von
Charakteren und der Erläuterung des Settings. Man nimmt sich die Zeit, den
Protagonisten und sein Umfeld zu definieren. Dramaturgisch wird anfangs nicht
all zu viel geboten, doch das ändert sich auf halber Strecke schlagartig. Ab
Mitte der ersten Staffel bis Ende dritte Staffel werden die Plotlines
zusammenhängender und komplexer, kontinuierlich führen die Serienschöpfer neue
Figuren ein, Twists und unerwartete Überraschungen häufen sich. Der Fokus liegt
aber nach wie vor auf Protagonist Givens, welcher immer mehr an Tiefe gewinnt.
Es bleibt von Folge zu Folge spannend, außerdem kann man leicht Merkmale eines (klassischen) Western (unzählige Showdowns, Mexican standoffs, damsel in distress etc.) ausmachen, was nicht nur an (Anti)Held Raylan Givens liegt, welcher stilsicher einen Cowboyhut trägt. Und ganz nebenbei verfügt Justified auch noch über reichlich Comedy-Potenzial, was größtenteils
den einzigartigen und teils auch sehr skurrilen Charakteren zu verdanken ist.
Apropos Charaktere. Timothy Olyphant (Live Free Or Die Hard, Damages)
verkörpert US-Marshal Raylan Givens und hat hier die Rolle seines Lebens
gefunden. Ein Modern-Day-Sheriff mit markigen Sprüchen, abgeklärter Attitüde,
wenn nötig absoluter Konsequenz und eine Portion eigenartigen
Oststaaten-Charme. Generell kann man, wenn über
die Besetzung von Justified spricht, nur Gutes sagen. Es wurde astrein gecastet,
die Darsteller präsentieren sich durch die Bank glaubwürdig und überzeugend.
Erwähnenswert wäre hier Langzeit-Antagonist Walton Goggins (The Shield), in seiner Rolle
als Boyd Crowder, welcher großartig auftrumpft. Außerdem feiern diverse
Gaststars tolle Auftritte, darunter Margo Martindale (Dexter; als Matriarchin
und Kleinstadt-Patriotin mit Gespür für den Drogenhandel; 2011 mit
einem Emmy ausgezeichnet), Jeremy Davies (Lost; Martindales Sohn, bizarrer, überspitzter
Geist; hat ein ganz besonderes Verhältnis gegenüber Raylan Givens; 2012 mit einem
Emmy ausgezeichnet) oder Neal McDonough (Band of Brothers; verrückter Anzugsmensch der Dixie
Mafia, will Givens ans Leder).
Mich persönlich konnte vor allem das Setting überzeugen. Ich
habe eine Art Faszination für den westlichen Osten der USA entwickelt, diese
ländliche Gegenden, wo Rednecks und Hillbillies fernab großer Metropolen leben
und ihren eigenen inneramerikanischen Mikrokosmos samt angepassten
Wertevorstellungen und Normen entwickelt haben (vgl. Winter’s Bone). Justified
fühlt sich von vorne bis hinten echt an und zieht einen in diese Welt, welche
man eigentlich nur aus Film, Fernsehen oder Büchern kennt. Der zweite große Pluspunkt ist Timothy Olyphant (auch Produzent). Man kann ihn nur cool finden. Olyphant zeigt, was für ein guter Schauspieler er eigentlich ist. Ich hatte ihn nie wirklich auf dem Schirm, seine Filmografie ist nicht sehr eindrucksvoll, doch in Justified zeigt er sein wahres Können und präsentiert sich stark und sehr sympathisch.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Justified in erster
Linie ein fantastisches Unterhaltungsformat ist. Es macht einfach großen Spaß
zuzusehen. Man bekommt von allen etwas geboten: rasante, waghalsige Action;
spannende Auseinandersetzungen, ob es Schießereien oder verbale Reibereien
sind; urige, einmalige Charaktere; überraschende Wendungen, sowie überzeichnete,
explizite Momente. Das Gesamtpaket stimmt. Und so verzeiht man auch mal etwas
kleinere Makel, seien es schöpferische Bequemlichkeiten oder bizarre Plotlines.
Darüber sieht man gerne hinweg. Denn Justified schafft es immer wieder, einen
zu packen, zu fesseln, einen zum Lachen und Mitfiebern zu bringen. Nach jeder
Episode war die Vorfreude auf die nächste riesengroß. Justified ist kein
kompliziertes Serien-Drama, es ist einfach, aber im positiven Sinne, weil es
unglaublich gut unterhält. Eine ausgezeichnete („Zwischendurch-“) Serie, die ich
jedem nur wärmstens empfehlen kann. Und wenn möglich im Originalton schauen, es
ist eine Bereicherung.
Bis dato gibt es drei Staffeln von Justified, davon Staffel
1 und 2 erhältlich bei Amazon, jedoch recht teuer. Deshalb lieber auf
Amazon.co.uk gehen, wo man die beiden ersten Staffel für je gut 10 Pfund
erwerben kann. Staffel drei erscheint Ende Februar 2013. Um die Drehe wird dann
auch die vierte Staffel von Justified ausgestrahlt werden.
ACHTUNG, LEICHTE SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Die Prämisse ist eigentlich recht interessant: wie aus dem Nichts
hört einfach alles auf zu funktionieren. Sämtliche strombetriebenen oder mechanische
Gerätschaften, Maschinen etc. geben den Geist auf, „physics went insane“. Im
Umkehrschluss muss sich die Menschheit neu orientieren, Regierungen werden
nichtig bzw. neu gegründet, man betreibt eigene Agrar- und Jagdwirtschaft, um
nicht wie viele andere vor die Hunde zu gehen. Metropolen sind vom Grünwuchs
überwuchert, Miliztruppen kontrollieren das Geschehen. Also alles schon ein
wenig apokalyptisch. Wenn es denn auch so aussehen würde. Revolution hat stilistisch
etwas vom gefloppten Terra Nova, rundgeluscht und knallig-bunt, sehr hell und
extrem CGI-lastig. Das ist wiederum nicht all zu schlimm, wenn es den seinen
Zweck erfüllt. Revolution mag stellenweise recht schmuck aussehen, jedoch für
meinen Geschmack auch viel zu sauber, um als post-apokalyptische Welt-ohne-Strom
durchzugehen. Am deutlichsten sieht man das an den Darsteller, den sich dem
Umstand entsprechend feiner nicht kleiden könnten. Das wirkt auf mich eher wie
Familienurlaub im Survival Camp, ins Setting passt keiner so recht.
Ach, und die Darsteller selbst. Die wunderhübsche, emotional
ambivalente, notfalls bestimmt auch richtig toughe Protagonistin, die ihren
asthmageplagten, aber nach „Ich geh' viermal die Woche ins Fitness, trotz
Apokalypse!“ aussehenden Bruder retten muss, nachdem deren Vater, welcher
irgendwas ganz wichtiges über den totalen Stromausfall weiß, getötet und
Brüderchen an dessen Stelle von der Militia, mit Gustavo Fring
als Befehlshabener (Giancarlo Esposito
ist die ärmste Sau, wird er doch von jetzt an bis in alle Ewigkeit nur noch type-gecastet), entführt wurde, um ihm zu irgendeinen voll gefährlichen
Diktator-Typen zu bringen. Dazukommt dann der krasse Schwertkampf-Onkel,
welchen Bright Eyes anbettelt, ihr zu
helfen, weil Familie und so. Dann gibt’s noch so einen krassen, muskelbepackten
Samoaner, der eigentlich böse ist, dann aber doch nett, oder auch nicht, keine
Ahnung, klassisches Device, wird bestimmt noch superspannend. Eine akzentuöse
Ziehmutter, die vergifteten Schnaps mit sich rumschleppt und der (Achtung,
Überraschung!) Nerd, ACDC-T-Shirt tragend und ein ehemaliges hohes Tier bei so
einem Konzern namens Google. Logisch.
Positiv zu erwähnen ist, dass es doch schon ein wenig zur Sache
geht und wesentlich „blutiger“ ist, als ich erwartet hatte. Gut, ansonsten hätte
sich Jon Favreau, welcher beim Piloten Regie führte, wohl auch nicht darauf eingelassen.
Aber ansonsten… Da J.J. Abrams (ich mag ihn ganz gerne) und Eric Kripke produzieren, wird sicherlich noch ziemlich krass
rumgetwistet, eine kleine Vorschau gibt es schon zum Ende der ersten Episode,
als eine Frau via mysteriöses USB-Stick-Medaillon einen Rechner zum Laufen
bringt und geheimnisvoll mit Mister X chattet. Aufregend! Insgesamt ist mir
Revolution viel zu platt und langweilig, es schlägt in die gleiche Kerbe wie so
vieles andere zuvor, überseichte Unterhaltung, dann kommt demnächst bestimmt
noch reichlich Liebesgeplänkel dazu, irgendjemand vom Haupt-Cast wird recht
zügig das Zeitliche segnen etc. pp., kurzum, nix für mich. Revolution wurde jedoch kürzlich um neun weitere Folgen auf insgesamt 22 Episoden verlängert und bekommt somit eine volle erste Staffel, also scheint es einen gewissen Appeal zu haben. Mir hat schon der Pilot gereicht, aber
wer seinen Spaß mit dieser Serie hat, soll ihn sich von mir nicht nehmen
lassen.
Revolution läuft seit 17. September immer montagabends auf NBC.
ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Unser aller Lieblingsserienkiller geht in die siebte Runde
und mal ganz ehrlich: Reicht’s nicht langsam? Keine Frage, Dexter ist ein
wunderbar unterhaltsames Format, mit spannenden Wendungen und diesem unheimlich
angenehmen Appeal, einen kaltblütigen Serienmörder bei dessen Drahtseilakt
zwischen vorgegaukelter Normalität und seinem Dark Passenger zuzusehen. Der
Cast ist einem (größenteils) sausympathisch und Michael C. Hall hat sich mit seinem
Charakter Dexter Morgan schon längst ein Denkmal gesetzt.
Ich bin ein großer Fan dieser Serie. Es ist zwar unfassbar seicht, doch
macht mir diese nach wie vor interessante Prämisse, einen krankhaften
Psychopathen zu beobachten, ihn zu verachten, mit ihm zu sympathisieren etc. großen Spaß, Dexter anzuschauen.
Jedoch muss man auch ehrlich zugeben, dass Dexter schon
wesentlich bessere Zeiten gesehen hat. Die 6. Staffel hatte ihre Höhen, doch
war es für mich nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Vielleicht ein wenig zu
spirituell, zu viel halb-inzestuöses "Schwester-Bruder"-Gedöhns zwischen Debra (Jennifer Carpenter) und
Dex, vielleicht sogar ein bisschen zu abgedreht? Und auch die 5. Staffel hatte
mich nicht wirklich vom Hocker gerissen, seit Trinity und Staffel 4 hat mir in
den beiden darauf folgenden Staffeln immer irgendetwas gefehlt.
In der Auftaktfolge zur 7. Staffel sehen wir, wie Dexter und
Debra mit dem neuen Umstand, dass Dexter jemand vor Debras Augen umgebracht
hat und sein eigentlicher Charakter nun zum Vorschein kommt, zu kämpfen haben. Dabei trifft es Debra ein wenig härter, da sie so etwas
nie im Leben erwartet hätte. Dex hingegen hatte sich schon oft ausgemalt, wie
es sein würde, wenn gerade Debra sein wahres Ich erkennen würde. Doch auch er
hat schwer daran zu knabbern, hat er doch jetzt einen Sohn, um den sich kümmern
muss und niemals in Stich lassen möchte.
Nebenbei wird ein klassischer Sub-Plot eingeführt,
irgendwelche ukrainischen Mobster, die ihr Geld mit Zwangsprostitution und
höchstwahrscheinlich auch Drogenhandel verdienen. Hier wird in einer kurzen
Szene auch Ray Stevenson eingeführt, welcher als Oberboss dieser kriminellen
Organisation in dieser Season noch so einiges an Screentime abgreifen wird.
Dann gibt es noch den creepy Freund von Dexter’s
Babysitterin / Batista’s Schwester, namentlich Louis, welcher irgendeinen
Narren an Dexter gefressen hat und diesem anscheinend ordentlich auf die Nerven
gehen will. Detective Anderson wird gleich in den ersten Minuten umgepustet,
Schauspieler Billy Brown feiert also nur ein kurzes Intermezzo. Debra fühlt
sich fürchterlich an Ice Truck Killer Brian / Rudy erinnert und zieht
Parallelen, Dexter macht seinen obligatorisch Kill, bla bla bla, alles gar
nicht so wichtig, denn hängenbleiben wird den meisten wohl eh nur die finale Szene, der Höhepunkt dieser Episode. Dex kommt nach Hause kommt und Debra hat all sein „Werkzeug“
und seine „Sammlung“ vor ihm aufgebahrt. Die Szene in Are you…?, in welcher
Dexter es Debra gegenüber auch zugibt. „Did you kill all these people? (Debra) „I did.“ (Dexter) „Are you… are
you a serial killer?“ (Debra) “Yes.” (Dexter). Eine wahnsinnig gute, intensive Szene, in welcher Dexter über seinen Schatten springt und nach seinem Bekenntnis fast ein wenig erleichtert die Augen schließt. Es ist (endlich) raus.
Es könnte diese Staffel wirklich sehr interessant werden. Früher
oder später musste es so kommen, Debra weiß nun, wer bzw. „was“ Dexter wirklich ist (obwohl, eigentlich ist sie erst an der Spitze des blutgetränkten Eisberges), er hat sich
schon immer vor diesen Moment gefürchtet, muss jetzt aber mit dieser neuen
Situation leben. Spannung sollte in dieser Staffel garantiert sein, ich hoffe
nur, dass man sich nicht verrennt und zu viel vornimmt. Zum einen können
diverse Story Arcs ordentlich für Nervenkitzel und Suspense sorgen, zum anderen kann zu
viel auch schnell zu viel des Guten werden und das Gesamtergebnis einfach
überladen. Ich bin gespannt, wie man an diese Sache rangeht. Man befindet sich
auf der Zielgeraden, also könnte Staffel 7 locker eine (oder mehrere) große
Überraschung mit sich bringen. Klassisches Device: Der Tod einer arrivierten
Serienfigur. Passend zur Serie. Noch elf Folgen und wir sind um einiges
schlauer. Und dann wird wahrscheinlich das große Warten auf’s Finale losgehen.
Die siebte Staffel von Dexter läuft seit 30. September 2012 wöchentlich immer
sonntagabends auf Showtime.
ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Es ist schon eine ganze Weile her, als
ich die erste Staffel von The Walking Dead gesehen habe. Negativ
hängengeblieben sind ein paar zweifelhafte Entscheidungen und das ab
und an für meinen Geschmack unlogische Verhalten einiger Charaktere,
sowie eine schrecklich mit anzuschauende und daher unvergessliche
CGI-Explosion zum Staffelfinale. Hinzukam die Anzahl von gerade mal 6
Episoden, wodurch sich die Handlung teilweise etwas sprunghaft und
überhastet präsentierte. Aber im Großen und Ganzen war es doch
recht gelungen. Das Thema Zombie-Apokalypse ist zwar nicht wirklich
neu, doch in Form einer Serie mit längeren Handlungsbogen könnte
sich so etwas als sehr vielversprechend gestalten. Dazu sah es noch
ganz wunderbar aus, tolle Kulissen und ein ansehnlich gestaltetes
Setting konnten überzeugen.
Jetzt, wenige Wochen vor der Premiere
der dritten, habe ich mir die zweite Staffel von The Walking Dead
angesehen. Ich bin größtenteils ohne Erwartungen an die Sache
herangegangen. Die erste Staffel war gut, hatte mich aber nicht von
den Socken gerissen. Und auch die zweite Staffel macht einige Sachen
gut, doch insgesamt muss ich sagen, dass ich enttäuscht bin. Was
ganz interessant anfängt, entwickelt sich nämlich, mit ein paar
Höhenpunkten mittendrin, immer mehr zu einer Seifenoper, die
irgendwann nur noch nervt und mir ein Staffelfinale liefert, dass
mich skeptisch auf die demnächst erscheinende dritte Staffel blicken
lässt.
The Walking Dead sieht auch in der
zweiten Staffel sehr gut aus, Setting, Requisiten, die Walker, das
passt vorne und hinten. Durch die Erhöhung der Anzahl der Episoden
von 6 auf 13 hat man wesentlich mehr Zeit, genauer auf die
einzelnen Charaktere einzugehen, was mir persönlich gefällt, da es
mich natürlich interessiert, wie jeder Einzelne tickt bzw. wie er/sie sich in die Gruppe um Rick (Andrew Lincoln) einbringt. Dass der
Zuschauer das mehr zu sehen bekommt ist gut und wichtig. Und es
gelingt auch, die verschiedener Charaktere in ihren Ansichten und
Überzeugungen deutlicher als noch in Staffel 1 zu präsentieren, doch
zeigt sich ein großes Manko: Zu viel Interaktion. Sprich zu viel
Beziehungsnonsens, zu viele aufgesetzte Streitereien und zu viel
ödes, voraussagbares Palaver.
Aber halt, bevor ich mich dazu äußere
ein paar Worte zum Plot. Die Gruppe rund um Rick, seine Frau Lori
(Sarah Wayne Callies) und Heißsporn Shane (Jon Bernthal) findet sich
am Anfang dieser Staffel auf einem Highway wieder, als plötzlich
eine Zombie-Horde über besagte Schnellstraße schlendert. Sophia (Madison Lintz),
die Tochter von Carol (Melissa McBride) wird panisch und flüchtet
vor einem Walker in den angrenzenden Wald. Rick sprintet sofort
hinterher, verliert sie jedoch aus den Augen. Und zack haben wir das
Trigger-Event für mehr als die Hälfte der sich hinziehenden
Handlung dieser Staffel. Sophia geht verloren und muss gesucht
werden, Rick macht sich Vorwürfe, andere halten die Suche für
sinnlos. Und dann wird auch noch Rick und Lori's Sohn Carl (Chandler Riggs)
versehentlich angeschossen, wodurch die Gruppe auf der Farm des
Veterinärmediziners Hershel (Scott Wilson) plus Familie/Freunde landet, welche von
nun an der Mittelpunkt jedweder Handlung ist. So ein
verkappter Unsere kleine Farm/Alle unter einem Dach + [insert random
zombie flick right here]- Hybrid.
Klar, es werden neue Figuren
eingeführt, was interessant ist. Doch finde ich es persönlich nach
einer Weile anstrengend. Da alle ständig auf einem Haufen sind,
fliegen öfters mal die Fetzen, doch wirklich entnervend ist dann das
aufgezwungene Liebesgetue. Das Liebesdreieck Rick-Lori-Shane macht
natürlich weiterhin den Großteil des Techtelmechtels aus, dazukommt
der junge Glenn (Steven Yeun), welcher sich in Hershel's Tochter Maggie (Lauren Cohen) verguckt.
Selbst Carol zeigt Gefühle für Einzelgänger Daryl (Norman Reedus), welche aber vermutlich
eher auf einem Mutter-Sohn-Aspekt beruhen. Ähnlich wie bei Dale (Jeffrey DeMunn), der
weiterhin versucht, sich väterlich um Andrea (Laurie Holden) zu kümmern, ohne
Erfolg. Zusätzlich gibt's immer wiederkehrenden Stress zwischen
Anführer Rick und dem inoffiziellen Vize Shane. Man sieht viel
zwischenmenschliche Interaktion, viel Reibung. Zu viel. Weniger ist
manchmal mehr, und genau so sieht es hier in der zweiten Staffel aus.
Es gibt einfach zu viel Problemherde, zu oft musste ich mit den Augen
rollen und gelangweilt gähnen, auch aufgrund schon viel zu oft
dagewesener Verhaltensmuster.
Neben nach wie vor einigen seltsamen
Entscheidungen der Charaktere (Hallo, Zombie-Apokalypse, nachdenken!)
und einem sehr anstrengenden Carl Grimes gibt es aber natürlich auch
ein paar gute Dinge in dieser Season. Als persönliche Höhepunkte gelten die
siebte (Pretty Much Dead Already; leicht offensichtliche, aber auch
clevere Auflösung des Verschwundene-Sophia-Plots), die zehnte (18 Miles Out; übefällige und gelungene Solonummer zwischen Rick und Shane), sowie die elfte
Episode (Judge, Jury, Executioner; Good Bye Dale. Schade, aber
äußerst effektiv. Auch wenn der Walker, welcher Dale reißt ein
bisschen sehr leise/ stealthy ist...). Zwar ist die
Charakterentwicklung stets arg stereotypisch und oft vorhersehbar,
doch punktet die zweite Staffel auch dadurch, dass Figuren wie Dale
(guter Mann mit moralischer Relevanz für die Gruppe, trotz stetigem
Pathos) oder Daryl (lässiger I-don't-give-a-damn-Stereotyp-Redneck,
der Laune macht) mehr Spielraum bekommen.
Obwohl, im Vergleich zum
Figurentrio Rick, Shane und Lori ist das immer noch viel zu wenig.
Die Beziehung zwischen diesen drei Personen steht im absoulten
Mittelpunkt und schaukelt sich immer höher, Lori's unerwartete
Schwangerschaft sorgt gleich für noch etwas mehr Sprengstoff. Und
dass es zwischen Rick und Shane irgendwann krachen musste, konnte sich
ein jeder denken. So kommt es in der zwölften Folge (Better Angels) auch zum
Showdown, welche meiner Meinung nach aber ein wenig ernüchternd
ausfällt. Dass dann noch Rick's Sohn Carl den zum Walker
wiederauferstandenen Shane umpustet, setzt der dramaturgischen
Plattheit die Krone auf. Wieder einmal zu viel des Guten.
Zum Staffelfinale bekommen wir dann
noch einmal eine große Ballerei zu sehen. Unzählige Walker aus dem
Nichts, deren Auftauchen auf der scheinbar so sicheren Farm (ganz
ehrlich, was macht ihr da eigentlich den ganzen Tag außer euch zu
zoffen bzw. lieben bzw. in moralischen Grundsatzdiskussionen zu
verlieren? Ich würde versuchen mir eine derartige Verteidigung zu
errichten...) in drei schnellen Cuts erklärt ist. Dumm. "Für
ein geiles Season-Finale brauchen wir nochmal krass viele Zombies und
Schrotflinten-Action (nichts gegen Schrotflinten-Action!) und ein
paar semi-tragische Opfertode!" Ja, schon irgendwie okay, aber
viel zu platt und einfach, um das wirklich richtig gut finden zu können. Im
Endeffekt muss die Belegschaft in einzelnen Splittergruppen von der
Farm flüchten, um sich dann etwas später erneut auf dem Highway
wiederzutreffen. Und was hat uns dann dieses Farm-Intermezzo
gebracht, außer ein paar aussortierte bzw. neue Charaktere, sich
wiederholenden Beef und überschwängerte Beziehungskomplikationen
unter allen Beteiligten?
Klar, die Figuren haben sich (weiter)
entwickelt bzw. gewandelt. Vor allem Rick, der am Ende deutlich
macht, dass er von nun der einzig wahre, unumstrittene Boss ist. Doch
braucht man für eine derartige Rollenetablierung eine ganze Staffel?
Die Übriggeblieben sitzen wieder einmal verängstigt vor einem Feuer
und stehen vor dem Nichts, doch wenn sie etwas können, dann ist es
das Hoffen und Glauben an eine bessere Zeit. Ganz toll. Die zweite
Staffel bringt mich persönlich nicht weiter bzw. liefert mir
inhaltlich zu wenig Wesentliches und zu viel Banales.
Ich bin alles in allem doch etwas
enttäuscht von der zweiten Staffel von The Walking Dead. Anfangs
keimte in mir wieder das Gefühl der Lust auf diese Serie auf, cooles
Setting, ordentliches Konfliktpotenzial zwischen den Charakteren,
welches man eigentlich nur noch geschickt und vor allem subtil
ausnutzen musste. Doch dann werden so viele einfache Fehler gemacht,
dass es mich im Verlauf der Season immer mehr geärgert hat. Es gibt
diese (besagten) Highlights, welche mich von Zeit zu Zeit haben hoffen
lassen, doch verfällt die Serie zu schnell wieder in ihren
altbekannten, vorhersehbaren Trott.
Demnächst geht es dann mit der dritten
Staffel weiter (am 14. Oktober 2012) und auch da bin ich skeptisch. In den letzen Zügen
der dreizehnten Episode Beside Dying Fire sehen wir die
alleingelassene Andrea von Zombies verfolgt durch den Wald hetzen,
als eine vermummte Person mit einem Katana bewaffnet den Andrea
angreifenden Walker enthauptet. Zusätzlich führt der/DIE Unbekannte
noch zwei armlose, aneinandergekettete Zombies mit sich herum. Alles klar. Es
folgt noch eine verhängnisvolle Totale auf ein Gefängnis, in
welchem sich auch ein Großteil der Handlung der dritten Season
abspielen wird. Rick und co. haben ihr sporadisches Lager
nichtsahnend unweit von diesem Trakt aufgeschlagen. Super. Ersetze
Farm mit Gefängnis. Dazu eine potenzielle Gefahr durch andere
Menschen, welche auch ums Überleben kämpfen. Survival of the Fittest. Wurde schon während dieser Season aufgegriffen und sorgte
(Überraschung!) für noch mehr Beef und wird wohl in Staffel drei
keine ganz unwichtige Rolle einnehmen. Kann, wenn man es richtig
angeht, gut werden. Kann.
Einige Genrefans werden wohl nach wie
vor ihren Spaß mit The Walking Dead haben, ich persönlich werde mir
die dritte Staffel erst einmal nicht zu Gemüte führen. Vielleicht
macht sie ja einiges besser, aber ich habe da meine Zweifel. The
Walking Dead schafft es immer noch zu unterhalten, doch haben ich von
diesem Serienformat etwas mehr erwartet. Mehr Tiefe zum Beispiel. So
sackt es leider in Richtung Oberflächlichkeit ab.
Seid ihr große Walking Dead-Fans und
wollt mir contra geben? Her damit! Ich freue mich über jede Art des
konstruktiven Inputs, auch Kritik und Anregungen sind hier sehr gerne
gesehen. Wie fandet ihr die zweite Staffel und freut ihr euch auf die
dritte, was muss besser werden, was wünscht ihr euch? Ab in den
Kommentarbereich damit.
The Walking Dead - Season 2 - Trailer
The Walking Dead - Season 3 - Trailer - ComicCon 2012
Auf geht’s, meine Gedanken zur achten und somit letzten
Episode der ersten Hälfte der fünften Staffel von Breaking Bad, Gliding Over All. Viele kleine
Details und ein hundsgemeines Finale. Und jetzt ein Jahr warten. Not fair.
ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Opening
Walter sitzt im Büro von Vamonos Pest und denkt nach. Doch
er ist nicht allein. Eine Fliege surrt durch den Raum. Die erste Referenz von
vielen in Gliding Over All. Wir erinnern uns Fly (S03E10), die etwas andere
Breaking Bad-Episode. Damals war es auch eine Fliege, die Walter als Vorwand nutzte,
nicht weiterarbeiten zu können/wollen. Die Fliege kontaminierte das Labor, also musste
sie erst gefangen/getötet werden, bevor es weitergehen konnte. Und wieder ist es
eine Fliege, auf die sich Walter White konzentriert. Die Fliege, Symbol für
Verwesung, für den übel riechenden Gestank den eine verfaulte Sache mit sich
bringt. Und sie stört ihn. Ein Reminder. Was hat Walt getan? Die Ermordung
Mike’s macht ihm zu schaffen, keine Frage. Er wirkt sehr nachdenklich, seine Körpersprache ist ein Indiz
dafür. Als er dann mit Todd Mike’s Leichnam auf altbewährte Weise entsorgen
will, taucht Jesse auf. Und es wird sogleich sehr unangenehm. Jesse erkundigt
sich nach Mike („He got out safe?“) und Walter antwortet eindeutig zweideutig:
„He’s gone.“ Jesse macht sich außerdem noch Sorgen um Mike’s Jungs,
welche im Gefängnis einsitzen und möchte gerne wissen, wie Mr. White und er
jetzt vorgehen sollen. „We? Who’s we? There is no "we", Jesse.“ (Walt) Jesse ist
raus. Walt macht das noch einmal deutlich. Er kümmert sich darum. Allein.
When I
heard the Learn’d Astronomer
Eine kurze Duschszene. Entscheidend hierbei ist der Blick
auf die Ablage für Klolektüre: Dort liegt Walter Whitman’s Leaves of Grass. Und
zwar eine ganz besondere Ausgabe. Erneut ein kleiner Hinweis (S03E06, Sunset),
diesmal auf Gale Boetticher und Walt’s damalige Zusammenarbeit mit diesem. Doch
das ist längst nicht alles. Dieses Buch wird in Gliding Over All noch eine
äußerst wichtige Rolle spielen…
Rattle some cages
Wir sehen Hank, wie er zusammen mit zwei Rechtsvertretern
und Dennis Markowski, ehemaliger Strohmann für Gustavo Fring in dessen
Wäscherei, in einem Raum sitzt. Dennis will auspacken und Hank heiße
Informationen zukommen lassen, verlangt dafür aber eine ganz Menge. Die Anklage
wird komplett fallengelassen, Dennis ist ein freier Mann, absolute Immunität
etc. Ein müdes Lächeln huscht über Hank’s Gesicht. Er hat noch acht weitere Typen
hinter schwedischen Gardinen, die ihm nützliche Informationen geben können und
dafür wahrscheinlich sogar weniger verlangen als der gute Dennis. „So settle in Dennis. Enjoy your new
home. I’m gonna go rattle some cages.“ (Hank) Lässig.
Czech Republic
Walt trifft sich mit Lydia, da diese die Namen der neun „Angestellten”
Mike’s hat, um welche sich Walter „kümmern“ möchte. Plus den Anwalt, welche
auch endgültig von der Oberfläche verschwinden soll. Walt legt wie immer einen
äußerst coolen, Heisenberg-esquen Auftritt hin, Lydia hingegen ist wie so oft
ihre große Nervosität anzumerken. Und doch überrascht sie mal wieder, als sie
Walt eine interessante Idee vorschlägt: Er solle doch sein Produkt nach Übersee
exportieren, genauer, in die Tschechische Republik. Der Markt dort scheint sehr vielversprechend. Going International also.
So ist wesentlich mehr Kohle drin und Lydia hat die perfekten Kontakte für
diese Operation. Walt zögert noch. Sie scheint nicht auf den Kopf gefallen zu
sein (laut Lydia wollte sogar Fring in dieses Geschäft mit einsteigen), doch
bleibt sie ein Unsicherheitsfaktor. Dennoch, Walt schlägt ein, auch wenn sein
Gesicht sehr zweifelhaft aussieht. Lydia gibt Walter die neun bzw. zehn Namen
und verlässt den Laden. Prompt werden dem Zuschauer Walter’s eigentliche
Absichten offenbart. Unter seinem Hut kommt ein kleines Glasbehältnis zum Vorschein
und wir können stark davon ausgehen, dass es sich um das altbekannte Ricin
handelt. Wie gesagt, Lydia ist ein Unsicherheitsfaktor. Und sie weiß zu viel.
Jetzt hat sich jedoch eine neue Möglichkeit für Walter ergeben. Wie so oft
liegen Leben und Tod in Breaking Bad sehr dicht beieinander.
The way I
want it
Walter will das Problem mit Mike’s Jungs angehen und Todd
schlägt vor, mit dessen Onkel Kontakt aufzunehmen, da dieser für solche Angelegenheiten ein Händchen zu haben scheint. Und schon sehen wir, wie sich ein paar Rechte über die erwähnten zehn Typen unterhalten und die Möglichkeit des Vorhabens diskutieren. Walt sitzt ruhig im Hintergrund, geistesabwesend. „It could be done. Just not the way
you want it.“ (Todd’s Onkel) Aber Walter kennt nur einen richtigen Weg. Seinen
Weg. “It could be done exactly how I want it.” (Walter) Walt zieht den
Heisenberg durch, auch im Angesicht dreier vermutlich kaltblütiger Nazis, egal,
wer da vor ihm steht. „The
only question is: Are you the man to do it?“ (Walter) Einfach wird das nicht. Zehn
Morde in drei verschiedenen Gefängnissen innerhalb von zwei Minuten. Das ist der Plan. „Figure it
out. That’s what I’m paying you for.“ (Walter)
Take A Deep Breath
Showtime. Obwohl es recht bizarr und grotesk ist, es
„Showtime“ zu nennen. Pick yourself up.
Dust yourself off. And start all over again. Wir sehen eine großartig gedrehte Videomontage, in
welcher die zehn angesprochen Zielperson in ihren jeweiligen Gefängnissen, nun ja,
„beseitigt“ werden. Dazu läuft Nat „King“ Cole’s Pick Yourself Up. (Hier eine Version von Frank Sinatra). Es ist äußerst makaber. Leute werden brutal
abgestochen oder bei lebendigem Leibe in ihrer Zelle angezündet und verbrannt,
und im Hintergrund läuft lässige Swing-Musik. Ab und an sehen wir Walt
tiefenentspannt am Fenster stehen, mit seiner Uhr (Jesse’s Geburtstagsgeschenk.
Tick-tick-ticking, die Zeit läuft ab, doch für wen?) die Zeit stoppend. Ein
fantastischer Moment dieser Episode, so hart und gnadenlos er auch sein mag.
Monsters
Hank wird über die Vorfälle bezüglich seiner potenziellen
Zeugen unterrichtet und kann es kaum fassen. Als Walter bei Marie und Hank zu
Besuch ist, um seine Tochter zu besuchen, kommt Hank gerade von der Arbeit und
ist ziemlich deprimiert. Ein Glas Whiskey mit seinem Schwager Walt könnte da
vielleicht ein wenig Abhilfe schaffen. Hank erzählt von einem Sommerjob
(Metapher-Alarm!), den er als Jugendlicher hatte. Dort musste er Bäume
markieren, später kamen dann die eigentlichen Holzfäller, um die Bäume zu
fällen. Ein einfacher Job. Zumindest im Vergleich zu Hank’s jetzigen. Es nimmt
ihn mit und macht ihm zu schaffen. „Tagging trees is a lot better than chasing
monsters.“ (Hank) Und das Monster sitzt ihm direkt gegenüber. Walter weiß, was
er ist. Er hat es akzeptiert. Daher
auch seine recht trockene, fast schon desinteressierte Antwort „I used to love to go camping.”
Crystal Blue Persuasion
Erneut eine Videomontage und erneut macht das Zusehen große
Freude. Es ist einfach sehr gut gemacht. Alles es ist wunderbar, Walter und Todd
produzieren eifrig und scheffeln eine ganze Menge Kohle. Der Export nach
Tschechien wird angekurbelt, es könnte nicht besser laufen. Und die Montage
geht immer weiter und weiter, es ist kein Ende in Sicht. Immer mehr Geld fließt in die
Kassen. Und zum Ende hin sehen wir doch eine kurze Szene mit einem etwas
erschöpften Walter White. Langweilige Routine? Macht das Böse- und Illegalsein
keinen Spaß mehr? Fehlt irgendetwas? Ja. Jesse.
Hier übrigens eine Live-Version von Crystal Blue Persuasion (was ein
passender Songtitel).
Tommy James and the Shondells - Crystal Blue Persuasion
Repair the family
Auch Sky besucht Marie und Hank, um Holly und Junior zu
sehen. Marie versucht sich mal wieder daran, ihrer Schwester Mut zu machen und
geht davon aus, dass sich die Situation zwischen ihr und Walt doch jetzt langsam gebessert
haben muss. Sie könnten doch die Kinder zurücknehmen und wieder eine richtige
Familie werden. Doch Skyler weiß es besser.
Take a drive with me
Endlich sehen wir mal das Ausmaß der Verdienste Walt’s. Mein
lieber Scholli. Skyler fährt mit Walter zu einem Depot mit Lagerräumlichkeiten.
Und in einem dieser Lagerräume liegt ein riesiger Haufen Geld. „How much is this?“ (Walter) „I have
no earthly idea.“ (Sky) Skyler kam einfach nicht mehr mit. Es ist ZU VIEL Geld. “How
much is enough? How big does this pile have to be?” (Sky) Größer,
weiter, schneller, das ist Walt’s Credo. Doch wann ist Schluss, wann ist der
Punkt endgültig erreicht?
Towel dispenser
Warum zeigt man uns das? Warum sehen wir Walter White bei
einer Röntgenuntersuchung und warum gibt es diesen Hinweis auf den zerbeulten
Papierhandtuchspender, welchen Walt vor gut zwei Staffeln (4 Days Out, S02E09)
demoliert hat? Und wir sehen auch nichts weiter zu dieser Aufnahme, kein Arztgespräch oder ähnliches. Diese Szene lässt Raum für Spekulationen. Ist
alles in Ordnung bei Walter oder ist der Krebs vielleicht zurück? Wir erinnern uns, in 4
Days Out hat Walter in diesen Papierhandtuchspender geschlagen, weil die
Krebserkrankung deutlich zurückgegangen ist und er nicht mit diesem guten Ergebnis
gerechnet hatte. Das war der Ausdruck seiner Wut darüber, welchen Weg er beschritten hatte, dass er längst alles durchgedacht hatte und jetzt doch weiterleben „muss“. Dieses neue Leben, welches ihm vielleicht irgendwann die Familie kosten könnte. Wie können wir jetzt sein Verhalten deuten? Erinnert er sich
im Angesicht des eingeschlagen Metallkastens schlicht daran? Daran, dass es da erst so richtig losging, mit ihm und Heisenberg? Oder ist der Krebs
wirklich zurück, doch sieht er es jetzt recht locker? Geldsorgen dürfte Familie White keine mehr haben geschweige denn je wieder bekommen. Eine fiese kleine Szene,
die viele Fragen offen lässt und zum Spekulieren anheizt.
Something for you
Walt stattet Jesse einen Besuch ab. Letzterer weiß, was
Walter bezüglich der eingebuchteten Jungs von Mike getan hat. Glücklicherweise
weiß er nicht, was Walter mit Mike gemacht hat. Wie auch immer, Walt beginnt in
alten Erinnerungen zu schwelgen, als Jesse und er noch mit dem RV unterwegs
waren. Er wird fast ein bisschen nostalgisch. Jesse ist bei der ganzen
Angelegenheit nicht ganz wohl. Was will Mr. White wirklich? Kurz vor seinem
Abgang sagt Walter zu Jesse „I left something for you.“ Und Jesse ist
vorsichtig. Er hat den „neuen“ Mr. White bzw. Heisenberg nur zu gut kennen
gelernt. Umso erleichterter ist er, als er feststellt, dass Mr. White ihm „nur“
einen ordentlichen Batzen Geld hinterlassen hat. Jesse sinkt zu Boden und holt eine entsicherte Waffe
hervor. Er hatte Angst. So viel, dass er (eventuell, es ist immerhin Jesse…) bereit
gewesen wäre, Mr. White zu erschießen.
I’m out
Wieder einmal dieser Satz. „I’m out.“ Dieses Mal sagt es
Walt zu Skyler. Er ist draußen, endgültig. Skyler schaut verwundert. Kann sie
ihm glauben? Hört er wirklich auf? Oder ist es wieder nur eine Finte, eine
Lüge? Serienschöpfer Vince Gilligan zufolge
meint Walter das ziemlich ernst. „We can either take him at his word or not —
he is of course infamous for being one of the world’s greatest liars — but I
tend to believe, personally, that he was telling [Skyler] the truth when he
told her that.“ Ein empfehlenswerter Artikel von Collider.com. (Interessant
hierbei ist die Art und Weise, wie Gilligan über „seine“ Figur Walter White
spricht. Als wäre sie eine real existierende Person, auf die er keinen Einfluss hat. Verrückt.) Doch was bewegt
Walter zu dieser Entscheidung? Macht es wirklich keinen Spaß mehr? Fehlt ihm
der Thrill, den er mit Konkurrenten wie Gustavo Fring oder einem Partner wie
Mike hatte? Ist es nicht mehr dasselbe ohne Jesse? Oder ist der Krebs wirklich
zurück? Will er einfach wieder seine Familie beisammen haben? Fragen über Fragen.
Und keine Antworten.
A family again?
Skyler und Walter sitzen zusammen mit Marie und Hank
harmonisch am Gartentisch. Junior spielt mit Holly, alles wirkt friedlich. Ist
es das? Ist Familie White glücklich wiedervereint? Es wird bedeutungsloses
Palaver ausgetauscht, einfacher Smalltalk, es passiert nix besonderes. Doch
dann…
To W.W.
Hank muss auf die Toilette. Sofort schießt dem Zuschauer ein Gedanke durch den Kopf: Das Buch.
Und schon sitzt Hank auf der Schüssel und greift nach der Klolektüre. Whitman’s Leaves of Grass. Mit einer
Widmung im Einband. „To my other favorite W.W. It’s an honour working with you.
Fondly, G.B.” Hank’s Gesichtsausdruck ändert sich schlagartig (und das
liegt nicht an dem Umstand, dass er auf dem Klo sitzt). Eine Rückblende.
Staffel 4, Episode 4, Bullet Points. Hank zeigt Walt das Notizbuch von Gale
Boetticher. Und auch da gab es eine Widmung an einen W.W. „Woodrow Wilson?
Willy Wonka? ... Walter White?“ (Hank) Walt lacht leicht auf. „You got me.“ (Walt).
Cut auf das fast schon entsetzte Gesicht von Hank. Kann es sein… ist es möglich
dass… Ein Paukenschlag zum Ende. Und wir müssen uns ein Jahr lang gedulden.
Verflucht.
Gesamteindruck
Es ist nicht das große (Staffelhälfte)Finale gewesen, das vielleicht manch einer
erwartet hat. Nichtsdestotrotz, ich fand es hervorragend. Kein wortwörtlich großer
bzw. kleiner Knall wie am Ende der vierten bzw. dritten Staffel, dafür aber ein
sinnbildlicher gigantischer, der das Warten auf die letzten acht Episoden
dieser überragenden Serie unerträglich macht. Hank weiß es. Er weiß es. Was
passiert jetzt, wie wird er vorgehen? Und mich lässt einfach nicht die Szene
mit der Röntgenuntersuchung in Ruhe. Der Krebserkrankung Walt’s wurde im
Verlauf der Serie immer weniger Beachtung geschenkt. Ist hier etwas im Busch?
Ach, es ist wie bereits geschrieben einfach nur unfair. Man wird fürchterlich auf die
Folter gespannt. Doch was bleibt uns anderes übrig, als zu warten, zu hoffen,
zu bangen und zu spekulieren?
Wie hat euch Gliding Over All gefallen, was ist euch
aufgefallen? Die Frage, ob ihr es wie ich nicht glauben könnt, dass man jetzt ein
ganzes Jahr auf die finalen acht Episoden warten muss, erspare ich mir. Eure
Gedanken, Ideen, Meinung in den Kommentarbereich, genau wie Kritik oder
Anregungen. Ich freue mich darüber.
Das war’s jetzt erst einmal mit Breaking Bad, im Sommer 2013
geht’s weiter. Vielleicht kommt noch einmal ein abschließender Text zu dieser
Staffelhälfte, ein paar zusammenfassende Worte. Wie immer dann hier zu finden,
auf bommebastisch.blogspot.de.
Es folgen meine Gedanken zur siebten Episode der fünften Staffel von Breaking Bad, Say My Name.
ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Opening
Wie so oft eine starke Einleitung. Walter, Mike und Jesse
brausen zu mechanischen Klängen durch die karge Steppe New Mexicos, um sich mit
Declan zu treffen und den Methylamin-Deal abzuwickeln. Nun, nicht ganz, wissen
wir doch, dass Walter einen Plan hat (Buyout). Und
dieser sieht vor, mit Declan gemeinsame Sache zu machen, Mike bekommt seine
Abfindung, Walter UND Jesse (eigentlich ja auch raus aus dem Geschäft…) kochen
für Declan das Meth, alle sind glücklich. Doch was will Declan mit
Walt, was kann er ihm geben? Und ab hier wird es richtig cool. Walt bringt
zuerst zwei Vergleiche an, zum einem zwischen einem unterdurchschnittlichen
Baseballteam und den New York Yankees, zum anderen zwischen einer minderwertigen
Billig-Cola und den Branchenprimus Coca Cola. Declan hat hier die zwei besten
Meth-Köche Amerikas vor sich stehen („The two greatest meth-cooks in Americaright here.“),
und Walt sagt dass mit einer Überzeugung, auf eine Art und Weise, welche
deutlich macht, wie stolz er auf den Status als einer der besten Meth-Köche
Amerikas zu gelten, ist. Das wirkt schon irgendwie bizarr, doch Walter meint es
ernst. „Say my name… I’m THE cook. I’m the man who killed Gus Fring.“ (Walter) Say my name. „You’re
Heisenberg.” (Declan) „You’re goddamn right.” (Walter) Walter spielt
seine Rolle eiskalt runter und lässt sich nicht beirren. Ein starker Auftritt.
I’m out too yo
Walter und Jesse. Walter scheint in seinem Plan irgendwie
vergessen zu haben, dass Jesse raus ist. Und das verwundert auch letzteren ein
wenig, hat er es ihm doch eindeutig klargemacht. Doch wir kennen Walt zu gut,
er will Jesse (natürlich) erneut hinbiegen und überzeugen, doch weiter zu
machen, auf ihn einreden, notfalls manipulieren. Mike’s Blick spricht Bände, er
wusste, dass es so kommen würde.
Mike
Mike hingegen verlässt nun endgültig die Gruppe. Zwischen
ihm und Walter werden keine unnötigen Sentimentalitäten ausgetauscht, so etwas gab es zwischen den beiden eh nie. Mit Jesse
aber hatte er eigentlich eine doch recht angenehme Beziehung. Das war ganz am
Anfang noch nicht so gewesen, jedoch bekam Jesse neben Mr. White mit Mike mit
der Zeit eine zweite verkappte Vaterfigur an die Seite gestellt. Nicht
verwunderlich, dass der Junge sich des Öfteren zwischen den beiden und ihren
gegensätzlichen Ansichten wieder fand. Und Mike wird sich auch seine Gedanken
über Jesse machen. In Mike’s Augen ist und bleibt Jesse ein Kind, ein kleiner
Junge, der nicht weiß, was er machen soll, unsicher ist und eigentlich an die
Hand genommen werden muss. Von
Walter? Das bezweifelt Mike. „Kid… just look out for yourself.“ (Mike) Und
Walter beobachtet diese Szene. Ein fast unheimliches Bild. Er wird Jesse
nie wirklich gehen lassen.
Hey Mrs. White
Ein Szene, die mich zum Lachen brachte. Walt hat den Tank
voller Methylamin in seiner Autowaschanlage versteckt und holt diesen nun
gemeinsam mit Jesse wieder ab, ist der Deal mit Declan doch in Sack und Tüten.
Skyler „empfängt“ die beiden und beäugt erst einmal deren Gefährt. „Vamonos.“ (Jesse) „I wish.“
(Skyler) Zugegeben, ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, insbesondere
als Jesse das „Vamonos“ von sich gab.
To Kaylee
Best Grandpa ever. Mike’s Laufbursche/ Anwaltkumpel betritt
eine Bank und wird zu den Schließfächern geführt. Er hat einen großen Koffer
bei sich, welcher, oh Wunder, mit einer ganzen Menge Geld gefüllt ist. Legacy
costs. Der Laufbursche verteilt das Geld auf verschiedene Schließfächer, der
Großteil geht aber in ein ganz bestimmtes Fach. „To Kaylee on her 18th
birthday“. Mike liebt seine kleine Enkeltochter nun einmal über alles und
hinterlässt ihr zu ihrem 18. Geburtstag eine kleine Überraschung. Eine
herzensgute Aktion.
Warrant
Denn Mike weiß, dass es jetzt ganz schnell gehen muss.
Deshalb trifft er die nötigen Vorbereitungen. Durch die Wanze in Hank’s Büro weiß
er, dass das DEA demnächst bei ihm an die Tür klopfen und seine Bleibe durchsuchen
wird. Ganz offiziell und mit richterliche Genehmigung. So entsorgt er vor allem
eine gefühlte Bazillion an Waffen und als das DEA dann seine Wohnung auf den Kopf
stellt, heißt es Fehlanzeige. Mike ist sauber. Ihn legt so schnell keiner auf’s
Kreuz.
I’m done
Wie erwartet kommt es zwischen Jesse und Mr. White zum
klärenden Gespräch. Walter ist schon wieder voll drin und möchte am liebsten
gleich wieder loslegen, Jesse hingegen macht ihm erneut klar, dass er endgültig
raus ist. Da haben wir es wieder, dieses Lehrling-Meister-Dilemma für Walt. Er
braucht Jesse einfach, er kann ihn nicht gehen lassen. Er funktioniert für
Walter wie ein verquerer Anker, nicht um ihn zu zügeln oder zu bremsen, sondern
irgendwie um alles durchzustehen, um weitermachen zu können. Und er will ihn
um keinen Preis der Welt verlieren. Also bearbeitet er Jesse. Er wird emotional
und erinnert daran, was sie beide schon gemeinsam durchgemacht und vollbracht
haben. Der Zuschauer bzw. ich erinnere mich in diesem Moment eher an all die
Male, als Walter Jesse hinterrücks für dessen Zwecke und Vorteile manipulierte.
Als das nicht funktioniert, fährt Walter andere Geschütze auf, so wie wir ihn
kennen gelernt haben. Dabei lässt er (indirekt) auch nicht aus, dass ihm
Jesse’s emotionales Gehabe ein wenig gegen den Strich geht. Warum macht er sich
so einen Kopf, wenn er alles haben kann? Er „spielt“ zum wiederholten Mal Jesse
und verwehrt ihm sogar dessen Anteil an dem Methylamin-Deal. „You’re so pure, you have such emotional depth.
No, no, no, no, you shouldn’t touch that dirty money. I'll save you from
that Jesse.” (Walt) Und ich ertappe mich dabei, wie ich Jesse entgegen rufe, er solle
doch einfach nein dazu sagen, er soll sich von Walter endlich losreißen. Und
Jesse macht es. Sehr gut. Das überrascht sogar Walt. Jesse hat sich von Mr. White losgesagt. Vorerst…
Todd
Walter braucht einen Ersatz für Jesse. Also heuert er Todd
an. Vorsicht, Wortwitz: Doch stimmt auch die Chemie zwischen den beiden? Das
war es, was er unter anderem an Jesse zu schätzen wusste (das und dass er ihn
nach seinen Wünschen manipulieren konnte). Nun, Willkommen im Kochstudio.
Walter zeigt Todd, wie die Arbeit zu erledigen ist, der wird aber noch eine
Weile brauchen, um das alles zu verinnerlichen. Walt scheint dem Jungen eine
Chance geben zu wollen, doch so wohl ist ihm dabei nicht. Mit Jesse
war das halt ganz anderes…
Für Musikfreunde: Der Song, welcher während der Montage im
Hintergrund läuft.
The Monkees - Goin' Down
Cake pops
Hank hat etwas Stress mit seinem Vorgesetzten, führt der
Fring-Fall doch ins nichts. Und nebenbei verschlingt er auch noch ein
ordentliches Sümmchen an Finanzmitteln. Die Spur ist kalt, doch Hank bleibt
beharrlich. Irgendwie muss er doch an diesen Michael Ehrmantraut rankommen
können. Doch Ehrmantraut ist tabu, für die Überwachung desselbigen dürfen keine
Gelder mehr verpulvert werden. Doch was ist mit diesem Anwalt, welcher die
„Angestellten“ Mike’s vertritt? Und so passiert es, dass genau dieser während
einer seiner Touren zur Bank, um dort Zahlungen zu platzieren, von der DEA
hopsgenommen wird. Genauer, von Gomey, welcher dabei ein herrlich diebisches
Grinsen im Gesicht hat.
Mr. and Mrs. White
Die obligatorische Dinner-Szene darf nicht fehlen. Erneut
wird Sky’s Abneigung gegenüber Walter manifestiert, dafür braucht Vince
Gilligan nur wenige Sekunden. Bei Walter gibt es ein köstliches Mahl aus der
Mikrowelle. Wesentlich interessanter ist jedoch, wie Walter beginnt, von seinem
Tag und seinem neuen Arbeitskollegen zu berichten, als wäre nichts dabei und
alles wie immer, als würde er einer normalen Tätigkeit nachgehen. Skyler erhebt
sich und lässt Walter mit seinem Ruck-Zuck-Fertig-Essen sitzen. Mehr muss man
dazu auch nicht sagen.
And the
Oscar goes to...
Walter White. Walt stattet Hank erneut einen Besuch ab, und
zieht mit ihm dieselbe Nummer wie in Dead Freight ab. Er weiß nicht, was er tun
soll, sein Beziehung mit Skyler wird immer schlechter (was der Wahrheit entspricht), bla bla bla. Nur dieses Mal muss er selbst ein bisschen nachhelfen, bis
Hank ihm endlich einen Kaffee holt. Kaum ist Hank aus seinem Büro verschwunden,
entfernt Walt die Abhörutensilien, welche sich als äußerst nützlich erwiesen haben,
jetzt aber ein Risiko darstellen, da Hank’s Büro früher oder später auch auf
den Kopf gestellt werden wird. Polizeiroutine. Doch dann wird es richtig
spannend. Mike versicherte immer wieder, dass keiner seiner Jungs auch nur ein
Sterbenswörtchen über ihn, Walter, Jesse, deren Tätigkeit etc. verlieren würde.
Grund dafür sind natürlich auch die Schmiergelder, welche Mike deren Familien
regelmäßig zukommen lässt. Dummerweise wurde nun Mike’s Laufbursche
festgenommen und dieser droht auch noch, alles auszupacken. Walt, der dieses
Gespräch zwischen Hank und Gomey mitbekommt, muss Mike sofort warnen, könnte auch er von diesen neuen Umstand schwer getroffen werden.
One last look
Mike genießt sein deutlich lockereres Leben. Er sitzt auf
einer Parkbank und schaut seiner Enkeltochter beim Schaukeln zu. Als das
Telefon klingelt, ist Dan Wachsberger, Anwalt und Laufjunge, am Apparat und
möchte sich mit Mike treffen. Es gibt irgendein Problem. Schon hier wirkt Mike
etwas verwundert. Kaum hat er aufgelegt, da klingelt das Telefon schon wieder. Diesmal
ist Walter am anderen Ende der Leitung und warnt Mike, dass das DEA ihm auf den
Fersen ist und jeden Moment auftauchen wird. „Somebody flipped!“ (Walter) Und
da sind sie auch schon, Polizeiwagen fahren vor und Mike muss schnell handeln. Noch
ein letzter Blick in Richtung seiner Enkelin. Er möchte sie nicht alleine
lassen, doch es bleibt ihm keine andere Wahl. Mike verschwindet.
Never say never
Jesse und Walter haben sich bei Saul eingefunden, welcher sich
(ironischerweise) maßlos über den „Clown“ Dan Wachsberger aufregt. Sie haben Kontakt mit Mike,
welcher nun die während seiner Vorbereitungen für den endgültigen Ausstieg in
einem Auto am Flughafen platzierte Tasche braucht, um sich aus dem Staub machen
zu können. Walter übernimmt das. Er wird Mike die Tasche bringen. Und Walter riskiert
natürlich auch einen Blick in diese Tasche und findet dort eine Waffe. Wir
wissen, was passieren wird. Ein letztes Mal Walter gegen Mike. Nur die beiden.
Shut the
fuck up. And let me die in peace.
Die finale Konfrontation. Eigentlich hätte es auch die
einfache Übergabe einer Tasche sein können, aber es ist das Ende einer meiner
Lieblingscharaktere dieser Serie. Walter trifft auf Mike und es kommt zu einem
Wortgefecht. Walt möchte die Namen von Mike’s neun Jungs haben, sie sind und
bleiben ein Risikofaktor für die gesamte Operation. Mike blockt ab, schnappt
sich die Tasche und verabschiedet sich. Und dann fällt der Tropfen, welcher das Fass
zum Überlaufen bringt. „You’re welcome.“ (Walt) Für was soll Mike Walter
dankbar sein? Alles war perfekt, alles lief gut unter Gustavo Fring. Es gab
keine Probleme, jeder verdiente mehr als genügend Geld und dann kam Walter
White und machte alles zunichte. „It was perfect. And you just had to blow it up. You and your pride and
your ego.” (Mike) Walt’s Ambitionen, seine Gier danach, der einzig Wahre
zu sein, das hat alles vermasselt. Mike wird es endlich los, und er ist froh,
dass alles vorbei ist. Als Mike im Auto sitzt, öffnet er die Tasche und
natürlich fehlt die Waffe. Wir wussten es, wir haben es geahnt, jetzt passiert
es. Ein Dröhnen setzt ein. Walter stapft energisch auf Mike’s Wagen zu und
drückt ab. Das Fenster zerberstet, der Wagen rollt los, bleibt jedoch nach
wenigen Metern stehen. Walt realisiert, was er getan hat. Er rennt zum Wagen, doch Mike ist nicht finden. Walter geht hinab zu
einem Flussufer und dort sitzt er. Als würde er die Idylle genießen. Mike sitzt
regungslos da und hat längst erkannt, dass das sein Ende ist. Walt wirkt
panisch. Hat er es wirklich getan? Hat er Mike erschossen? Ist er zu weit
gegangen? Ist er jetzt endgültig an einem Punkt in seinem Leben angekommen, an
dem es absolut kein Zurück mehr gibt? Das hätte nicht passieren müssen, es
scheint, als hätte Walt dies gar nicht gewollt. Doch Mike weiß es besser. Und
wir auch. Mike und der Zuschauer, beide wussten, dass es irgendwann genau
darauf hinauslaufen würde. Walter oder Mike. „Shut the fuck up. And let me die in peace.” (Mike) Eine Totale auf das Flussufer, Mike sitzt, Walter steht neben ihm. Mike fällt zu Boden. Ausblende.
Gesamteindruck
Dreck. Mike ist tot. Wie konntet ihr nur, wie konntet ihr
mir nur Mike nehmen? Die „Stimme der Vernunft“, soweit möchte ich gehen. Full
Measures-Mike, der alte Hase, derjenige, welcher sich als letztes Walter bzw. Heisenberg
gestellt hat. Es musste so kommen. Entweder man hebt sich einen Micheal
Ehrmantraut für das große Serienfinale auf, oder er und sein Tod stellen eine
bedeutende Etappe auf den Weg dorthin dar. Eine starke Episode, welche Jonathan
Banks noch einmal die Screentime und vor allem ein Ende gibt, welches er sich, so makaber und widersprüchlich es klingen mag, auch verdient hat. Eine tolle Serienfigur. Im
Zusammenspiel mit Bryan Cranston war das groß. Ganz groß. Aber verdammt noch
mal, Mike ist tot! Was jetzt? Es wird interessant zu sehen sein, wie Walter
damit umgehen wird. Denn jetzt ist wirklich niemand mehr da. Bis auf Jesse. Oh
Jesse. Respekt, wie er sich gegen Mr. White behauptet hat. Doch auch er muss
sich vorsehen. Mir gefällt das nicht, mir gefällt das ganz und gar nicht. Ich
habe ein äußerst mulmiges Gefühl. Heisenberg fängt jetzt erst richtig an. Say My Name.
Wie hat euch Say My Name gefallen? Seid ihr auch ein wenig angesäuert/schockiert, dass Mike tot ist? Was denkt ihr, wie geht es jetzt weiter? Wird Walter jetzt erst richtig loslegen oder belastet ihn seine Tat zu sehr? Ideen, Theorien, Meinungen bitte in die Kommentarbereich, ich freue mich darüber. Genauso wie über diverse andere Anregungen oder Kritik.
Nächste Woche, am 02. September, läuft dann auch schon die letzte Episode dieser Staffelhälfte, Gliding Over All. Ich bin sehr gespannt. Denn danach müssen wir uns wieder gut ein Jahr gedulden, im Sommer 2013 geht es dann erst wieder mit Breaking Bad weiter. Zu Gliding Over All dann wieder alles hier, auf bommebastisch.blogspot.de.
Es folgen wie immer meine Gedanken zur sechsten Episode der fünften Staffel von Breaking Bad, Buyout.
ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Opening
Wie bedrückend. Nach dem schockierenden Ende der letzten
Episode (Dead Freight) sehen wir Walter, Mike und Todd zurück im
„Hauptquartier“. Von Jesse (vorerst) keine Spur. Kein Gespräch, keine
Hintergrundgeräusche, nur ein paar ruhige Klänge begleiten die Szenerie. Der
erschossene Junge wird, so hart wie es jetzt auch klingen mag, auf altbekannte Weise
„entsorgt“. Dabei achte man besonders auf Walter und dessen Blick. Ich möchte
keine These aufstellen, was gerade in seinem Kopf vorgeht. Eine äußerst intensive
Szene. Jesse tritt dann doch noch in Erscheinung, außerhalb des Gebäudes, denn
das kann er sich nicht antun. Als er sich eine Zigarette anzündet, sieht man,
wie sehr er zittert. Todd taucht auf und steckt sich ebenfalls einen
Glimmstängel an. Ohne zu zittern. „Shit happens huh?“ (Todd). Zack. Das haben
wir erwartet. Jesse klebt ihm eine. Aber richtig.
Todd
Todd muss sich dann den drei Amigos stellen, von welchen
Jesse eindeutig die Position des Anklägers einnimmt. Ersterer versucht seine
Tat zu rechtfertigen („I’m sorry, but I had to do it.“), Jesse hingegen will
mit Todd überhaupt nichts mehr zu tun und ihm aus dem Geschäft haben. Es muss
abgestimmt werden. Wieder einmal kommt es in Breaking Bad zum Duell
Emotionalität (Jesse) gegen Rationalität (Mike). Walter befindet sich bezüglich
diesen speziellen Themas (Mord eines Kindes, als Vater) in einer Grauzone, obwohl sich mit
der Zeit gezeigt hat, dass er selbst in diesem Fall seine Gefühle beiseiteschieben und rational
handeln würde. Es gibt drei Optionen: 1) Todd wird gefeuert, muss dementsprechend
geschmiert werden, bleibt ein Risikofaktor usw. 2) Todd wird beseitigt. Keine
Erklärung notwendig. 3) Todd bleibt im Team, wo er kontrolliert und im Auge
behalten werden kann. Jesse will ihn raus haben, Walter und Mike wollen ihn
behalten. Das bedeutet Spannung. Auch Mike zeigt sich am Ende dieser Szene
etwas sauer, wusste auch er nicht, dass Todd beim Zugüberfall bewaffnet war.
Mike hatte in diesem Fall keine Kontrolle gehabt, was ihn wurmt. Man darf
gespannt sein, wie es mit Todd weitergeht.
Dead drop
Mike wird währenddessen weiterhin vom DEA überwacht. Diese
erhoffen sich einen kleinen Teilerfolg, als sie Mike dabei beobachten, wie er
ein dead drop platziert. Ich bitte euch. Doch nicht mit Mike. Als würde er es
nicht wissen, wenn er beobachtet wird. Mike’s dead drop zauberte mir dann ein
breites Grinsen ins Gesicht.
Doesn’t it
feel good to get it off your chest?
Skyler stattet ihren Kindern bzw. nur Holly, Junior isoliert
sich mehr und mehr, einen Besuch ab und Marie lässt gleich mal wieder die Hobby-Psychologin
raushängen. Dabei öffnet sich Skyler sogar ein wenig, auch wenn es Marie in
tausend Jahren nicht nachvollziehen werden kann. Sky erwähnt zumindest, dass
sie Angst um ihre Kinder hat. Bei ihr zu Hause wären sie nicht sicher. „Not being safe from what?“ (Marie)
„From us. From Walt and me.“ (Skyler) Das ist interessant. Entweder
deckt sie Walter nach wie vor oder sie wird immer noch von Schuldgefühlen
zerfressen, macht sich selbst Vorwürfe und zählt sich daher selbst als Gefahr
für ihren Nachwuchs. Ich tippe auf letzteres, es hat sich oft genug angedeutet,
dass auch sie von den Vorfällen in der Vergangenheit (Ted, Gustavo Fring) sehr mitgenommen wurde. Marie wiederum geht mir persönlich ein
wenig auf die Nerven, denn es ist eine Anstrengung ihr dabei zuzusehen, wie sie versucht ihrer
Schwester zu helfen, so nett sie es auch meinen mag. Aber auch das ist nichts neues.
Drew Sharp
Walter und Jesse sind „auf Arbeit“ und machen gerade Pause, da
flimmert eine Nachrichtensendung über die Mattscheibe, welche über das
verschwinden eines kleinen Jungen irgendwo in einem County von New Mexico
berichtet. Natürlich wissen wir, welche Junge gemeint ist, und auch Walter und
Jesse erkennen das Bild schnell wieder. Jesse ist prompt wieder sehr
angeschlagen, seine Augen werden wässrig. Es sind nur Vermutungen, aber ist
nahe liegend, dass ihm Gedanken an seine Ex-Freundin Andrea und ihrem Sohn
Brock, für dessen Tod er beinahe verantwortlich gewesen wäre (Was wiederum ja nicht stimmt. Habe ich das richtig in
Erinnerung Walter?). Es ist nicht einfach
für ihn. Walter versucht ihn zu beruhigend, Jesse wird noch genügend Zeit für
„soul searching“ haben. Als Jesse dann früher gehen darf, weil er anscheinend
doch etwas Ruhe nötig hat, pfeift Walt tiefenentspannt ein Liedchen vor sich
hin. Der Ausdruck in Jesse’s Gesicht sagt alles: Er ist fassungslos. Die
Leichtigkeit Walt’s irritiert ihn, Mr. White nimmt das in seinen Augen alles zu
gleichgültig auf. Jesse bekommt einen Anruf. Und dieser bringt einiges ins
Rollen…
We’re out
Wir befinden uns in der Vamonos Pest-Garage/Büro und werden
Zeugen eines Paukenschlags. Denn Mike steigt aus. Das DEA und die Feds gehen
ihm langsam ziemlich auf den Geist, außerdem hat er einen Käufer für das
gestohlene Methylamin an der Angel, für jeden sind gut 5. Mio. US-Dollar drin.
Walt redet auf Mike ein, ohne Erfolg. So werden Jesse die Aufgaben Mike’s
übertragen, doch auch dieser will aussteigen. Walt steht allein auf weiter
Flur. Natürlich versucht er auch Jesse zu arbeiten, doch für Jesse scheint
dieser Ausstieg auch der einzige Ausweg zu sein, die Belastung und den Druck
loszuwerden. Auch wenn er die verlockende Summe von 5 Mio. US-Dollar als Grund
angibt.
Increasing the market share
Mike und Jesse treffen sich mit dem potenziellen Käufer für
das Methylamin. Es scheint auch alles geklärt zu sein, doch gibt es ein
Problem, welches den ganzen Deal ins Wanken bringt: Der dritte Partner. Von dem
hatte Mike dem Käufer nämlich nichts erzählt und es stellt sich heraus, dass
der Käufer gar nicht so scharf auf das Methylamin, sondern eher auf das
Verschwinden des „blue stuff“ von den Straßen ist. Das können aber weder Mike
noch Jesse garantieren, wissen sie denn nicht, welch diabolische Pläne in
Walter’s Kopf reifen. Das findet der Käufer natürlich gar nicht gut,
deswegen heißt es ab jetzt alles oder nichts. Entweder er bekommt das gesamte
Methylamin oder der Deal wird abgeblasen.
Jesse’s way
Jesse hat den ersten Versuch, Mr. White vom Deal zu
überzeugen. Er wird sogar von Walt zu ihm nach Hause eingeladen, etwas ganz
neues. Jesse ist immer noch aufgewühlt und umso eindringlicher versucht er, Mr.
White vom Deal zu überzeugen. Und dann kommt er endlich auf das Thema zu
sprechen, was mir schon Ewigkeiten auf der Zunge liegt: Was treibt Walter White
an? Was will er erreichen, was ist sein Ziel, warum will er nicht aus dem
Meth-Business aussteigen? Was sind die Gründe? Geld? Stolz? Ambitionen? Walt
erzählt eine kleine Geschichte, welche deutlich macht, um was es geht. Einst
stieg er aus einer frischgegründeten Firma (Grey Matter) aus und wurde dafür
auch von seinen damaligen Partner entlohnt, 5000 Dollar gab es damals für Walt.
Heute ist die Firma Milliarden wert. Das nagt an ihm, er hat eine Gelegenheit
versäumt und das wird ihm bestimmt nicht noch einmal passieren. Es folgt der Satz
dieser Episode: „I’m in the empire business.“ (Walter) Ein Imperium soll es
sein. Vielleicht sogar ein Vermächtnis? Walt will etwas nachholen. Doch dafür
hätte er sich vielleicht eine einfache Branche aussuchen sollen. Jesse bringt es auf den Punkt. „I
don’t know. Is a meth empire really something to be that proud of?”
Dinner
Es folgt ein äußerst befremdliches Dinner mit Skyler, Walter
und Jesse, da Jesse keine Ahnung hat, dass der Haussegen bei den Whites mehr
als schief hängt. So findet sich dieser abermals zwischen zwei Fronten wieder,
diesmal zwischen Mrs. und Mr. White. Skyler tut sich diese Farce (Walter hatte
zusätzlich Marie noch von ihrer Affäre mit Ted erzählt) nicht lange an und
verschwindet mit einem bis zum Rand gefüllten Glas Wein vom Essenstisch. Und Walt
erzählt Jesse, was zwischen ihm und seiner Frau nicht stimmt. Spätestens jetzt bemerkt
Jesse, dass Mr. White in letzter Zeit so einige Probleme zu bewältigen hatte
bzw. nach wie vor hat. „This
business [meth business] is all I have left now… And you wanna take it away from
me.” (Walter)
Mike’s way
Walter versucht, dass Methylamin aus der Vamonos Pest-Garage
zu stibitzen, doch wartet dort schon Mike auf ihn. Und jetzt ist er dran,
Walter vom Deal zu überzeugen. Nicht, dass Walt eine Wahl hätte. Mike fixiert
ihn und hält ihn fest, bis der Deal erfolgreich abgeschlossen wird. Walter
wird seine 5 Mio. Dollar bekommen, soll aber bis dahin keine Dummheiten machen. Da
Mike noch etwas Dringendes zu erledigen hat, lässt er Walter allein. Die
Chance. Walt will sich irgendwie befreien und schafft das auch, selbst wenn er
sich dabei höllische Schmerzen zufügen muss. Wie wir sehen können ist er zu
allem bereit. Und das macht ihn so gefährlich.
A toll on
Mike's physical and mental well-being
Saul Goodman (Bob Odenkirk) haben wir schon länger nicht mehr gesehen. Ein
ulkiger Typ. Wie schafft er es, als Anwalt so erfolgreich zu sein? Das frage ich
mich immer wieder. Er ist ein fähiger Rechtsvertreter, von seinem eigenartigen
Aussehen und seiner teilweise fragwürdigen Arbeitsweise mal abgesehen. So
verschafft er Mike im Angesicht Hanks, der fleischgewordenen DEA, ein bisschen
Zeit, um den Methylamin-Verkauf abzuwickeln. Wenn es doch nur so einfach wäre...
Everybody wins
Denn als Mike zurück zum „Hauptquartier“ fährt und das
Garagentor öffnet, ist der Methylamin-Tank weg. Wutentbrannt zieht er seine
Waffe und stürmt ins Büro, wo Jesse zusammen mit Walter auf ihn wartet. Die
Musik zieht sofort an und ganz kurz bekommt man das Gefühl, dass Mike’s
Geduldsfaden endgültig zerrissen ist. Aber nur ganz kurz. Denn
Walter hat einen Plan. Mike bekommt seine 5 Mio. Dollar, Jesse bekommt seine 5
Mio. Dollar und Walter bekommt sein Methylamin. „Everybody wins.“ (Walter) Aber
wie?
Gesamteindruck
Sehr gut. Buyout hatte es nicht leicht, in die Fußstapfen von Dead
Freight zu treten. Das musste diese Episode auch gar nicht, wählte sie doch
auch ein ganz anderen Ton als die vorangegangene. Die Nachwehen Dead Freight’s
werden deutlich und wie Walter, Mike und insbesondere Jesse damit umgehen. Ich
wiederhole mich gerne, Bryan Cranston und Aaron Paul haben erneut ganz großes
Schauspiel abgeliefert. Auch Jonathan Banks präsentiert sich stark wie eh und
je, auch wenn die beiden Erstgenannten mehr im Zentrum dieser Episode stehen. Da
Mike und Jesse aussteigen und Walter nun anscheinend auf eigene Faust
weitermachen will, bin ich natürlich mehr als gespannt, wie es weitergehen
wird. Wie schaut Walt’s Plan aus, ist der Ausstieg für Jesse wirklich so
einfach, wie er ihn sich erhofft, welche Rolle wird Mike einnehmen etc. pp. Es
gibt wieder einmal einige Fragen zu beantworten. Buyout mag auf den ersten
Blick nicht die Kracherfolge wie Dead Freight gewesen sein, doch leitet sie
möglicherweise abermals eine sehr interessante Wendung in Breaking Bad ein. Ich
fiebere schon einmal Folge 7, Say My Name, entgegen.
Wie hat euch Buyout gefallen, was fandet ihr gut, was fandet
ihr schlecht? Habt ihr irgendwelche Theorien, wie es weitergehen, wie
Walt’s Plan aussehen könnte etc., dann schreibt sie in den Kommentarbereich, ich würde
mich darüber und die anschließende Diskussion freuen. Weitere Anregungen,
Meinungen oder Kritik gerne in den Kommentarbereich, auch das hilft mir
weiter.
Am Sonntag, den 26. August, läuft dann schon die siebte und vorletzte
Folge der ersten Hälfte der fünften Staffel von Breaking Bad, Say My Name. Dazu
dann wieder alles hier, auf bommebastisch.blogspot.de.
Prometheus. Viele haben Ridley Scott's Prequel/Nicht-Prequel/Alien-Universum-Film entgegengefiebert, dessen Wide Release eigentlich schon vor gut zwei Monaten war. Also in den Staaten. Oder in Großbritannien. Oder im Vietnam. Aber nicht in Deutschland. Da wurde der Kinostart eiskalt verschoben (Vielen Dank, Euro 2012). Aber ich will auch gar nicht meckern, seit 09. August läuft Prometheus ja endlich in den deutschen Lichtspielhäusern.
Und es wird viel darüber diskutiert. Die einen waren doch recht begeistert, die anderen mehr oder weniger verstimmt. Die einen schoben dieses Unbehagen gegenüber dem Film der zu hohen Erwartungshaltung, die anderen den irreführenden Werbekampagnen rund um Prometheus zu. Und so weiter und so fort, man kommt bei Prometheus anscheinend auf keinen gemeinsamen Nenner. Was ich persönlich gut finde, denn (sinnvolle) Diskussion ist immer gut.
Ich war mit meinem guten Kumpel Adrian im Kino, damit wir uns selbst ein Bild von Prometheus machen konnten. Alien ist super, Aliens ist auch super und an der Rest der Serie erinnern wir uns nicht... Wir waren auf jeden Fall sehr gespannt und ihr dürft euch jetzt an unserer kleinen Kurzbesprechung erfreuen.
Wie uns Prometheus gefallen hat, was gut, was schlecht oder was besonders erwähnenswert daran ist, dass hört ihr hier direkt unter diesem Absatz. Ein bisschen Palaver, frei heraus, ungezwungen und viel länger als gedacht. Vielleicht haben wir an irgendeiner Stelle auch irgendetwas verplant. Dennoch: Viel Spaß.
Kritik, Anregungen oder eure eigene Meinung können wie immer gerne im Kommentarbereich hinterlassen werden, ich bzw. wir freuen uns darüber. Und an alle Alien-Cracks: Seid gnädig.
Was für eine Folge. Das war ganz groß. Es folgen meine
Gedanken zur fünften Episode der fünften Staffel von Breaking Bad, Dead Freight.
ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Opening
Typisch.Wir befinden uns einer steppenartigen Umgebung und
beobachten, wie ein Junge mit seinem Motorrad durch die Gegend heizt. Bis er
auf einmal anhält und eine Spinne erspäht. Fasziniert von diesem Tierchen
verfrachtet er es in ein übliches Einmachglas. In der Ferne ist ein Zug zu
hören… In dieser Szene ist auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches zu
erkennen. Bis auf den Zug in der Ferne. Der Auftakt zu einer grandiosen
Episode.
Skyler
doesn’t love me any more
Die große Show des Walter White. Wie mich dieser Charakter
fasziniert, anwidert, begeistert, den Kopf schütteln lässt. Walter stattet Hank
in seinem neuen ASAC-Büro einen Besuch ab und legt die Karten offen auf den
Tisch. Ein gebeutelter Mann, dessen Frau ihn nicht mehr liebt, Tränen kullern
über seine Wangen, Walter hat die ganze Geschichte mit Skyler anscheinend doch
ziemlich mitgenommen. Anscheinend. Denn als Hank dem betroffenen Walter einen
Kaffee holen möchte und das Zimmer verlässt, zeigen sich Walt’s wahre
Absichten. Flugs befestigt er Spionageelektronik an Hank’s Rechner, ebenso
verwanzt er das Büro, sodass er und seine „Partner“ genau wissen, was bei
seinem Schwager so abgeht. Walt ist so falsch und skrupel- und gewissenlos,
doch das stört einen nicht mehr. Man erwartet solche Dinge von Walter. So weit
sind wir schon.
Lydia
Interessant wird es dann, als der eigentliche Grund für die
„Verwanzung“ von Hank’s Büro klar wird. Walter, Jesse und Mike sind sich nach
wie vor nicht sicher, ob der Tracker am Methylamin-Fass von Lydia oder von der
Polizei dort angebracht wurde. Mike lässt mal wieder eine seiner speziellen
Fähigkeit aufblitzen und Lydia wird eiskalt ausgespielt. Wo Jesse noch nichts
überstürzen möchte, ist sich Mike seiner Sache sicher (Herrlich: “Everyone sounds like
Meryl Streep with a gun to their head.”). An Methylamin kommt man auch auf andere
Weise, Walt nickt es ab und so scheinen die Tage von Lydia gezählt. Denkste.
Denn wie es sich (in letzter Sekunde) herausstellt, hat das DEA-Büro in
Houston, Texas das Fass markiert, und nicht nur dieses, sondern auch noch alle restlichen dazu. Dadurch ist das Madrigal-Lagerhaus vom Tisch und Lydia (welche
einen persönlichen Erfolg und Aufschwung dadurch feiern kann) darf vorerst
weiterleben.
Heist?
Nachdem das Lagerhaus tabu ist, wo bekommen Walter, Jesse
und Mike ihr Methylamin her? Und wer hätte es gedacht, Lydia hat einen
Vorschlag. Ein Zug mit allerlei Chemikalien an Bord, darunter auch eine
beachtliche Menge an Methylamin, durchquert Halb Amerika, darunter auch New
Mexiko, wo sich eine Gelegenheit bietet, das Methylamin zu „ergattern.“ Denn in
New Mexiko durchfährt jener Zug sogenanntes Dark Territory bzw. eine Dead Zone.
Sprich ein signalfreier Streckenabschnitt, mit keinen Kontaktmöglichkeiten zu wem auch
immer. „That’s where you do
it.“ (Lydia)
„That’s where we do what exactly?“ (Walt) “Get your methylamine.” (Lydia) “Like…
rob it? Like JESSE James?” (Jesse) Oh boy. Ein Zugüberfall. Wie gut wäre
das denn bitte? Mike stellt recht schnell klar, was bei so einem Vorhaben zu
beachten ist und welche Risiken zu berücksichtigen sind. Der klassische Mike.
Er hat Zweifel. Vor allem gegenüber Lydia. Kein Wunder, wollte diese ihn doch
umbringen lassen. Zurück zum möglichen Zugüberfall. Ob ihr es mir glaubt oder
nicht, aber just in diesem Moment als Lydia den Vorschlag machte, dachte ich
sofort an das Opening dieser Episode. Das Geräusch eines Zuges in
weiter Ferne. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war ich dermaßen angespannt und
übertrieben neugierig, wie es in Dead Freight weitergehen würde.
The Junior-Insertion
Ein kurzer Einwurf. Holly und Junior sind bei Marie und Hank
untergekommen, wollen doch Skyler und Walt etwas Zeit für sich haben, um
diverse Probleme aus der Welt zu schaffen. Das denken zumindest Marie und Hank.
Junior nimmt das ziemlich stark mit, möchte er doch wissen, warum er nicht mehr
zu Hause wohnen darf. Ich bin wahnsinnig gespannt darauf, welche Rolle er in den
letzten 11 Episoden von Breaking Bad (übergreifend) einnehmen wird. Wird er
seinen Vater bis zum bitteren Ende so wahrnehmen wie bisher auch? Oder erfährt
die Wahrheit über seinen Dad? Und, auf letzteren Fall bezogen, wie wird Junior dann
darauf reagieren? Mal schauen, was sich Vince Gilligan einfallen lässt bzw.
schon hat einfallen lassen.
Heist!
Die drei Amigos beraten sich erneut. Wir sehen ein
klassisches Streitgespräch zwischen Walter und Mike, ein Auf- und Abwiegen der
Möglichkeiten, Risiken etc. Und Jesse sitzt wie so oft zwischen zwei Stühlen.
Doch dann hat er den (in dieser Staffel nach „Magnets bitch!“ in Live Free or Die bereits den zweiten richtig guten) Geistesblitz. Jesse James halt. Er hat
die Idee, wie sie an das Methylamin auf dem Zug herankommen können…
Preparation
Es ist so cool. Prompt kommen in mir die Gefühle für einen
Good Ol’ Western Train Robbery hoch. Walter, Jesse und Mike haben sich eine Stelle
ausgeguckt, an welcher der „Überfall“ ablaufen soll. Es zeigt sich wieder
einmal, dass Jesse doch ein helles Köpfchen besitzt. So wird an einer kleinen
Brücke, welche der Zug überqueren wird, eine Grube ausgehoben, in welche zwei
Tanks eingelassen werden. Einer davon ist leer, der andere mit Wasser gefüllt. Wenn
der Zug zum Stehen kommt, wird der Tank-Wagon mit dem Methylamin angezapft und
der Inhalt in einen der Tanks abgefüllt. Wenn dies geschehen ist, wird das
Wasser aus dem anderen Tank in den ehemals mit Methylamin gefüllten Tank-Wagon
geleitet. Dadurch entsteht der Eindruck, der Tank-Wagon wäre nach wie vor
unangerührt und niemand schöpft Verdacht. Natürlich nur bis zu dem Zeitpunkt,
wenn der Tank-Wagon an seinem Zielort geöffnet wird, doch da sind Walter, Jesse
und Mike schon längst über alle Berge. Keine Zeugen, keine Probleme. Cooler
Plan. Und das scheinen auch Walter und Jesse zu wissen (Mike - same procedure
as every time – bleibt vorsichtig/ skeptisch), denn irgendwie merkt man ihnen
an, dass sie sich schon selbst ein bisschen geil finden. Insbesondere, als sie Todd (Jesse Plemons)
(Vamonos Pest) das Vorhaben erklären. Der junge Todd ist also offensichtlich als
Helfer mit an Bord. Und das macht mich misstrauisch. Breaking Bad hat es
geschafft, dass ich wirklich jeder Figur, sobald sie in Erscheinung tritt,
sofort misstraue. Traue niemand. Und deswegen bin ich auch bei Todd skeptisch.
Was ist das eigentlich für ein Typ? Wenn ich zu diesem Zeitpunkt der Folge
gewusst hätte, wie es weitergeht…
Out burying bodies?
Eine kurze, aber wunderbare Szene. Skyler zickt mal wieder rum und
bemerkt die verstaubte Kleidung Walt’s. „Out burying bodies?“ (Skyler). Kurze
Pause. Und dann mit einer Lässigkeit und Coolness, die ihresgleichen sucht:
„Robbing a train.“ (Walter) Skyler’s Blick. Unbezahlbar. In einer ganz
eigenartigen Art ein wenig Genugtuung für Walter, sogar ein wenig Genugtuung
für mich, den Zuschauer.
Now, go go go!
Und da ist er, dieser Moment in dem jener Teil in Dead Freight beginnt,
welcher vielen, ach was rede ich, jedem, der diese Serie schaut, für immer in
Erinnerung bleiben wird. Der Überfall. Die Ausführung des Plans. Großartig. Es
liegt eine gewisse Anspannung in der Luft. Mit einem Shot aus der
Ego-Perspektive des sich nähernden Zuges setzt die Musik ein, einfach aber
effektvoll. Mit einem Lastwagen als Blockade auf dem nahe liegenden Bahnübergang wird der
Zug langsam zum Stehen gebracht. Walter, Jesse und Todd warten unter der kleinen
Brücke auf den Moment, an dem der Startschuss fällt. Der Zug hält, die Musik
setzt aus. „Now, go go go!“ (Walter) Hektische, mitreißende Musik setzt ein.
Walter, Jesse und Todd stolpern unter der Brücke hervor und rasen Hals über
Kopf zu ihren jeweiligen Positionen. Während der „Lockvogel“ die Zugführer
ablenkt, machen sich Jesse und Todd an den Tank-Wagon ran. Ein Rädchen greift
ins andere, man kann die Anspannung in den Gesichtern der Beteiligten sehen. Es
läuft. Wortwörtlich.
The Good
Samaritan
„Oh oh.” (Mike) Aus dem nichts taucht ein Ungetüm von
Fahrzeug auf, mit einem äußerst hilfsbereiten Fahrer am Steuern. Für den ist es
ein leichtes, den LKW, welcher die Gleise blockiert, vom Bahnübergang zu
schieben. Die Blockade wird aufgelöst.
Hold it!
Tempo, Freunde. Mike drückt auf Tube, doch Walter will alles
herauskitzeln. Die Spannung steigt unaufhörlich, beide Zugführer befinden sich
wieder in der Lokomotive, doch der Methylamin-Wasser-Austausch ist noch nicht
komplett. „Hold it! Hold it steady!“ (Walt) … „Now!“ Die Prozedur ist beendet,
doch jetzt geht es erst richtig los. Der Zug kommt langsam wieder ins Rollen,
Jesse und Todd müssen zusehen, dass sie den Tank-Wagon wieder verschlossen
kriegen. Ersterer bleibt ungefährdet im Gleisbett liegen, letzterer springt vom anfahrenden
Zug. Done. They made it. „Yeah bitch!“ (Jesse)
The Kid with
the Motorbike
Walter, Jesse und Todd sind noch ganz aufgewühlt, da passiert
es. Das, was diese Serie so besonders macht. Das, was uns als Zuschauer sofort wieder
auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Vor wenigen Sekunden haben wir uns noch mit den
dreien gefreut, dass der Plan so gut funktioniert hat und sie ihn erfolgreich durchziehen
konnten. Doch dann passiert es. Walt schaltet
die Pumpe aus, doch wir hören weiterhin ein motorenartiges Geräusch. Walt sieht
ihn als erstes. Dann Jesse. Dann Todd. Der Junge mit dem Motorrad. Er hat sie
gesehen. Er winkt ihnen leicht ungläubig zu. Ein Shot auf das entgeisterte Gesicht
Jesse’s, ein Shot auf das entgeisterte Gesicht Walt’s. Was geht in diesem
Moment in ihren Köpfen vor? Todd winkt dem Jungen zurück. Und dann zieht er
eine Waffe und erschießt ihn. Der Junge fällt zu Boden. Mit ihm das Glas mit der
eingefangenen Spinne. Jesse’s „No!“ kommt zu spät. Ein schockierendes Ende. Ein
Schlag in die Magengrube. Das ist Breaking Bad.
Gesamteindruck
Ist überragend übertrieben? Nein. Diese Episode war
überragend. Man spürte förmlich, wie viel Spaß (während des Heist zum Beispiel) es den Darstellern gemacht haben muss, als sie Dead Freight gedreht haben. Das Sounddesign, die Kameraführung, der Heist an sich und dann
natürlich das Ende. Dieses Ende wird einiges in Gang setzen. Insbesondere Jesse
wird hart betroffen sein. Niemand sollte zu Schaden kommen, und vor allem kein
kleines Kind. Ich würde gar behaupten, dass diese Folge schon den Anfang vom
Staffelfinale markiert. Es ist einfach so ein Gefühl. Spekulativ: Es könnte zu einer Kettenreaktion kommen. Was ist mit Walter? Was
ging ihm durch den Kopf, als Todd den Jungen erschoss? Seine Reaktion war in
keiner Weise so dramatisch wie die von Jesse. War ihm bereits klar, was getan
werden musste und was passieren würde? Hat er rational schon so weit gedacht,
dass es nur eine Lösung für dieses „Problem“ geben würde? Und wer ist Todd
wirklich? In dieser Konstellation nimmt er die Position von Mike ein und mich
beschleicht das Gefühl, dass er mit diesem mehr zu tun haben könnte, als von
Walter und Jesse gedacht. Nach dieser Episode war ich erst einmal ziemlich
mitgenommen und musste eine Nacht darüber schlafen. Ein starkes Brett. Dead
Freight. Fehlfracht. Oder einfach Ballast. Dies trifft hier in vielerlei Hinsicht zu.
Wie hat euch Dead Freight gefallen, wart ihr vom Ende
ähnlich mitgenommen wie ich? Was ist euch aufgefallen, welche Fragen stellt ihr
euch nach dieser Episode? Hinterlasst einen Kommentar, eure Meinung, Anregungen
oder Kritik, ich freue mich darüber.
Am Sonntag, den 19. August, läuft Episode 6 der fünften
Staffel von Breaking Bad, Buyout. Dazu dann wieder meine Gedanken hier, auf
bommebastisch.blogspot.de.