ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!
Meine Gedanken zu Hazard Pay, die dritte Episode der fünften Staffel von Breaking Bad.
Opening
Eine recht unspektakuläre, aber dennoch sehr bedeutende
Eröffnung dieser Folge. Hazard Pay steht eindeutig im Zeichen des (Neu)Aufbaus
eines „laufenden Geschäfts“, so muss Mike erst einmal seine Schäfchen
zusammenhalten und sicher gehen, dass auch keines von diesen auspackt, wie z.B.
Dennis (Mike Batayeh), ehemals verantwortlich für die Wäscherei über Gus’ Drogenlabor.
Beeindruckend hier ist wie so oft Mike’s unvergleichbare, ruhige Art,
potentielle Probleme kühl und mit klarem Kopf anzupacken.
Walt Whitman
Ein Lächeln huscht über das Gesicht von Walter. Beim
Auspacken seiner Umzugskartons hält er Whitman’s Leaves of Grass in den Händen
und erinnert sich wohl an Gale Boetticher (David Costabile) und wie dieser ihm das Gedicht When I heard the Learn’d Astronomer rezitierte (S03E06 Sunset). Oder denkt er eher an Hank und wie
dieser ihn darum bat, ihm bei den Ermittlung rund um den Mord von Gale und
dessen Verbindungen zum Drogengeschäft zu helfen (S04E04 Bullet Points)? Diese
Widmung an „W.W.“ in Gale’s Notizbuch, welche, so Walt zu Hank damals,
eindeutig für Walter Whitman und nichts anderes steht, obwohl Walt es besser
weiß und eine eigene Vermutung hat, wofür das "W.W." stehen könnte. Eine kleine, unscheinbare Szene in Hazard Pay, doch sie hat in diesem Moment eine
unglaublich Tiefe.
Grow a pair
Walt, Jesse und Saul sitzen beisammen und insbesondere
letzterem soll klar gemacht werden, wie es von jetzt an weiterlaufen wird. Aus
den drei werden vier „Amigos“, Mike ist mit an Bord und macht auch gleich
deutlich, dass er die gesamte Kontrolle über das geplante Vorhaben hat. Und
Walt stimmt dem zu. Wie jetzt? Aber halt, das wäre ja auch zu einfach. „He handles the business, I handle
him.“ Kann man so verstehen, dass Walter dafür sorgt, dass das Arbeiten mit
Mike problemlos vonstattengeht. Oder auch so, dass Walt die Kontrolle
über denjenigen behält, welcher die Kontrolle hat und somit schlussendlich doch
kein Weg an Mr. White vorbeiführt. Nebenbei gemerkt, beim Anblick Huell’s (Lavell Crawford) gibt
es bei mir kein halten. Grandios, wie Mike dem im Stehen eingeschlafen
Bodyguard einen Blick zuwirft.
It’s perfect – Vamonos Pest
Und wo wird „gekocht“? Saul zeigt Walt, Mike und Jesse ein
paar Möglichkeiten, wo man einen neues Drogenlabor errichten könnte, darunter
natürlich auch seine allerliebste Lastertag-Arena, doch so richtig ist nichts
wirklich brauchbares dabei. Bis sie zu einem Unternehmen für Insektenvernichtung
kommen und Walt den Geistesblitz schlechthin hat. Die Drogenküche wird einfach
in einem abgesperrten Haus errichtet, in welchem eben jenes Unternehmen für
Ungezieferbekämpfung einen Auftrag zu erledigen hat. Die Gerüche und Abgase
fallen so nicht weiter auf, weil eh jeder denkt, dass es sich um Giftgase zur
Bekämpfung von Insekten handelt. Interessante Idee, doch bis auf Walt ist man
skeptisch. Und auch ich bin es. So absolut sicher erscheint mir der Einfall
nicht, in Häusern wildfremder Menschen kurzfristig ein Meth lab aufzubauen.
Früher oder später muss da etwas passieren bzw. schief gehen. Da es aber
einfach keine bessere Möglichkeit gibt, entscheidet man sich dennoch für Walt’s
Idee.
„We take a
vote?“ – „Why?“
Mike’s Frage, Walt’s Antwort. Passend zu den beiden oben
genannten Punkten. Zum einen gibt es anscheinend wirkliche keine bessere
Option, zum anderen zeigt Walt Mike indirekt, dass dieser sich seiner Kontrolle in dieser „Geschäftsgruppierung“
nicht allzu sicher sein soll.
Drug Lab
Ehrlich zugegeben, mich überkam schon ein seltsames Gefühl
der Freude, als Walter und Jesse ihr mobiles Drogenlabor aufgebaut haben. Die
Art und Weise, wie diese Szene gedreht wurde, wie beide wieder Hand in Hand arbeiten,
das habe ich mir wirklich sehr gerne angeschaut. Komisch, was diese Serie mit
einem macht.
Walter / Brock
Interessant wurde es bereits vorher, als Walt mit Jesse
zusammensitzt und auf Andrea und Brock trifft. Ja genau, jener Brock welchen
Walt beinahe… ihr wisst schon. Auch hier ist es nur ein kurzer Moment, ein
kurzer Ausdruck in Walt’s Gesicht, der aber so viel zu sagen hat. Großartig.
Walter / Jesse
Diese kolossale Drecksau. Jedes Mal, wenn Walter das
Gespräch mit Jesse sucht, verfolgt er einen Zweck. Da gibt es keinen wertlosen
Smalltalk, da ist alles vorkalkuliert und eingeplant. So erneut, als Walt Jesse
zu Andrea und Brock befragt. Wie er ihn zum aberzigsten Mal manipuliert und
Zweifel in Jesse sät, das kann einen nur anwidern. Walter spielt zwar die „Persönliche
Erfahrung“-Karte, aber ich kann es ihm nicht abnehmen. Er versucht, Jesse immer
näher an sich heranzuziehen, selbstsüchtig und ohne Rücksicht auf Jesse selbst.
Umso trauriger ist es, dass diese Manipulation Früchte trägt. Dazu später mehr.
Skyler
Skyler hat nach wie vor große Probleme. Da zeigt sich
eindrucksvoll, als sie einen totalen Breakdown erlebt. Marie (nervtötend wie eh
und je und indirekt Auslöser, neben Walt's Einzug zurück ins Haus) muss diesen über sich ergehen lassen und ist
sichtlich geschockt. (Neugierig und) Besorgt, wie Marie nun mal ist, verlangt sie
von Walt eine Erklärung für den Zusammenbruch ihrer Schwester. Und Walt ist mal
wieder ein A***. Gezwungenermaßen, weil sein Geheimnis ja wohl behütet
werden muss, aber dennoch. So erzählt er Marie von Skyler’s Affäre mit Ted
Beneke und dass dessen Unfall sie sehr mitgenommen hat. Somit schiebt er den
Grund für Sky’s Kollaps von sich weg und, an dieser Stelle war ich etwas
schockiert, lächelt leicht, als Marie ihn zum Abschied umarmt. Stolz darauf,
dass er seine Schwägerin so leicht abwimmeln konnte? Die Grenzen verschwimmen
immer mehr und Walt verfestigt weiter seine neue, scham- und reuelose Persönlichkeit.
Scarface
Eine unfassbare Szene. Walt schaut sich mit Holly auf dem
Schoß und Junior neben ihm Brian de Palma’s Scarface an, genauer die finale Szene mit
wilder Schießerei und etliche Toten. Skyler’s konsternierter Gesichtsausdruck
sagt alles. Und die Analogie zu Walter White’ „Werdegang“ ist offensichtlich.
Hazard Pay
Es bleibt nicht viel übrig. Walter, Mike und Jesse haben
ihren ersten Umsatz gemacht, jedoch wird dieser gleich drastisch reduziert. Mike macht
deutlich, warum er Teil dieser Partnerschaft ist und rechnet Walt vor, welche
Kosten zu berücksichtigen und welche Schulden noch zu tilgen sind. Das kann der
ambitionierte Walt anfangs nur schwer nachvollziehen und flugs haben wir diese
altbekannte Spannung zwischen Walter und Mike in der Luft. Dabei zeigt Jesse
sogar noch Opferbereitschaft, um den Konflikt zu lösen. Doch Walt akzeptiert (vorerst…)
die neue Situation. Man kann halt nicht so einfach in die großen Fußstapfen
eines Gustavo Fring treten. Daran muss er sich zwar noch gewöhnen, aber was
bleibt ihm erst einmal anderes übrig? „Just because you shot Jesse James don’t make you Jesse James.“
(Gleichzeitig ein sehr gut platzierter, allgemeiner Kommentar Mike’s über Walt’s Ego.)
How are you
feeling?
Die Episode endet mit einem hervorragenden Dialog zwischen
Walt und Jesse. Mit dieser Frage erkundigt sich Walter natürlich nicht nach
Jesse’s persönlichem Gemütszustand, sondern danach, was er von dem geringen
Ertrag ihrer Arbeit hält. Dabei hat Jesse offensichtlich ganz andere Sachen im
Kopf, nachdem er sich nun doch von Andrea getrennt hat (Bravo, Walter). Dennoch
macht Jesse einer sehr gefassten Eindruck und nimmt ironischerweise die Rolle
eines Walter White von vor drei, vier Staffeln ein, als er dem ungeduldigen Jesse
Pinkman immer wieder gesagt hat, dass es Zeit braucht etwas aufzubauen. Tolle
Szene. Und ein toller Abschluss. Denn auf einmal gibt es einen Anflug von
Selbstzweifel (mit Verweis auf Victor, S04E01 Box Cutter) in Mr. White, welcher
auch Jesse etwas verwundert dreinschauen lässt und welchen ich selbst schwer einordnen kann. „Maybe he flew to close to the sun…“
Gesamteindruck
Eine ruhige, aufbauende Folge. Viele direkte und indirekte Querverweise
zu älteren Episoden, welche sehr gut die Tiefe von Breaking Bad hervorheben. Walt
wird immer düsterer und schauerlicher, Bryan Cranston trifft es mit seinem
Schauspiel auf den Punkt. Jesse macht einen äußerst gereiften und cleveren
Eindruck, was mir sehr gut gefällt, jedoch irgendwann auch viel
Konfliktpotential zwischen ihm und Mr. White heraufbeschwören kann bzw. wird. Skyler’s
weitere Entwicklung interessiert mich brennend. Sie ist zwar beileibe keiner
meiner Lieblingscharaktere, aber es droht ernsthaft zu eskalieren.
Ich bin äußerst gespannt auf die nächste Folge von Breaking
Bad, Fifty-One, jedoch kommt hier sogleich der Wehrmutstropfen: Urlaub. Ich bin ab Freitag
für eine Woche außer Landes und werde daher die nächste Episode leider
verpassen bzw. erst am 12. August nachholen können. Nichtsdestotrotz werde ich ein
paar Zeilen dazu verfassen, nur halt etwas später als sonst und
höchstwahrscheinlich zu einem Zeitpunkt, zu dem Folge 5 schon ausgestrahlt wurde.
Aber das soll ja nicht weiter stören.
Zurück zur aktuellen Episode: Wie hat euch Hazard Pay gefallen, was ist euch aufgefallen? Habt
ihr langsam aber sich auch ein „Problem“ mit Walter White, so wie ich? Oder bin ich einfach zu "empfindlich"? Was
denkt ihr über Skyler? Teilt euch mit, ich freue mich jedwede Diskussion,
Anregung oder auch Kritik.
PS: Ach ja, Skinny Pete (Charles Baker) und Badger (Matt Jones)
sind zurück. Wie wir sie kennen, ziemlich... einfach gestrickt. Und
deswegen werden sie in den zukünftigen Geschäften Jesse's wohl auch
keine Rolle spielen. Oder doch? Wer weiß...
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