Dienstag, 31. Juli 2012

Breaking Bad S05E03 - Hazard Pay



ACHTUNG, SPOILERWARNUNG!!! WEITERLESEN AUF EIGENE GEFAHR!!!

Meine Gedanken zu Hazard Pay, die dritte Episode der fünften Staffel von Breaking Bad.


Opening
Eine recht unspektakuläre, aber dennoch sehr bedeutende Eröffnung dieser Folge. Hazard Pay steht eindeutig im Zeichen des (Neu)Aufbaus eines „laufenden Geschäfts“, so muss Mike erst einmal seine Schäfchen zusammenhalten und sicher gehen, dass auch keines von diesen auspackt, wie z.B. Dennis (Mike Batayeh), ehemals verantwortlich für die Wäscherei über Gus’ Drogenlabor. Beeindruckend hier ist wie so oft Mike’s unvergleichbare, ruhige Art, potentielle Probleme kühl und mit klarem Kopf anzupacken.

Walt Whitman
Ein Lächeln huscht über das Gesicht von Walter. Beim Auspacken seiner Umzugskartons hält er Whitman’s Leaves of Grass in den Händen und erinnert sich wohl an Gale Boetticher (David Costabile) und wie dieser ihm das Gedicht When I heard the Learn’d Astronomer rezitierte (S03E06 Sunset). Oder denkt er eher an Hank und wie dieser ihn darum bat, ihm bei den Ermittlung rund um den Mord von Gale und dessen Verbindungen zum Drogengeschäft zu helfen (S04E04 Bullet Points)? Diese Widmung an „W.W.“ in Gale’s Notizbuch, welche, so Walt zu Hank damals, eindeutig für Walter Whitman und nichts anderes steht, obwohl Walt es besser weiß und eine eigene Vermutung hat, wofür das "W.W." stehen könnte. Eine kleine, unscheinbare Szene in Hazard Pay, doch sie hat in diesem Moment eine unglaublich Tiefe.

Grow a pair
Walt, Jesse und Saul sitzen beisammen und insbesondere letzterem soll klar gemacht werden, wie es von jetzt an weiterlaufen wird. Aus den drei werden vier „Amigos“, Mike ist mit an Bord und macht auch gleich deutlich, dass er die gesamte Kontrolle über das geplante Vorhaben hat. Und Walt stimmt dem zu. Wie jetzt? Aber halt, das wäre ja auch zu einfach. „He handles the business, I handle him.“ Kann man so verstehen, dass Walter dafür sorgt, dass das Arbeiten mit Mike problemlos vonstattengeht. Oder auch so, dass Walt die Kontrolle über denjenigen behält, welcher die Kontrolle hat und somit schlussendlich doch kein Weg an Mr. White vorbeiführt. Nebenbei gemerkt, beim Anblick Huell’s (Lavell Crawford) gibt es bei mir kein halten. Grandios, wie Mike dem im Stehen eingeschlafen Bodyguard einen Blick zuwirft.

It’s perfect – Vamonos Pest
Und wo wird „gekocht“? Saul zeigt Walt, Mike und Jesse ein paar Möglichkeiten, wo man einen neues Drogenlabor errichten könnte, darunter natürlich auch seine allerliebste Lastertag-Arena, doch so richtig ist nichts wirklich brauchbares dabei. Bis sie zu einem Unternehmen für Insektenvernichtung kommen und Walt den Geistesblitz schlechthin hat. Die Drogenküche wird einfach in einem abgesperrten Haus errichtet, in welchem eben jenes Unternehmen für Ungezieferbekämpfung einen Auftrag zu erledigen hat. Die Gerüche und Abgase fallen so nicht weiter auf, weil eh jeder denkt, dass es sich um Giftgase zur Bekämpfung von Insekten handelt. Interessante Idee, doch bis auf Walt ist man skeptisch. Und auch ich bin es. So absolut sicher erscheint mir der Einfall nicht, in Häusern wildfremder Menschen kurzfristig ein Meth lab aufzubauen. Früher oder später muss da etwas passieren bzw. schief gehen. Da es aber einfach keine bessere Möglichkeit gibt, entscheidet man sich dennoch für Walt’s Idee.

„We take a vote?“ – „Why?“
Mike’s Frage, Walt’s Antwort. Passend zu den beiden oben genannten Punkten. Zum einen gibt es anscheinend wirkliche keine bessere Option, zum anderen zeigt Walt Mike indirekt, dass dieser sich seiner Kontrolle in dieser „Geschäftsgruppierung“ nicht allzu sicher sein soll.

Drug Lab
Ehrlich zugegeben, mich überkam schon ein seltsames Gefühl der Freude, als Walter und Jesse ihr mobiles Drogenlabor aufgebaut haben. Die Art und Weise, wie diese Szene gedreht wurde, wie beide wieder Hand in Hand arbeiten, das habe ich mir wirklich sehr gerne angeschaut. Komisch, was diese Serie mit einem macht.

Walter / Brock
Interessant wurde es bereits vorher, als Walt mit Jesse zusammensitzt und auf Andrea und Brock trifft. Ja genau, jener Brock welchen Walt beinahe… ihr wisst schon. Auch hier ist es nur ein kurzer Moment, ein kurzer Ausdruck in Walt’s Gesicht, der aber so viel zu sagen hat. Großartig.

Walter / Jesse
Diese kolossale Drecksau. Jedes Mal, wenn Walter das Gespräch mit Jesse sucht, verfolgt er einen Zweck. Da gibt es keinen wertlosen Smalltalk, da ist alles vorkalkuliert und eingeplant. So erneut, als Walt Jesse zu Andrea und Brock befragt. Wie er ihn zum aberzigsten Mal manipuliert und Zweifel in Jesse sät, das kann einen nur anwidern. Walter spielt zwar die „Persönliche Erfahrung“-Karte, aber ich kann es ihm nicht abnehmen. Er versucht, Jesse immer näher an sich heranzuziehen, selbstsüchtig und ohne Rücksicht auf Jesse selbst. Umso trauriger ist es, dass diese Manipulation Früchte trägt. Dazu später mehr.

Skyler
Skyler hat nach wie vor große Probleme. Da zeigt sich eindrucksvoll, als sie einen totalen Breakdown erlebt. Marie (nervtötend wie eh und je und indirekt Auslöser, neben Walt's Einzug zurück ins Haus) muss diesen über sich ergehen lassen und ist sichtlich geschockt. (Neugierig und) Besorgt, wie Marie nun mal ist, verlangt sie von Walt eine Erklärung für den Zusammenbruch ihrer Schwester. Und Walt ist mal wieder ein A***. Gezwungenermaßen, weil sein Geheimnis ja wohl behütet werden muss, aber dennoch. So erzählt er Marie von Skyler’s Affäre mit Ted Beneke und dass dessen Unfall sie sehr mitgenommen hat. Somit schiebt er den Grund für Sky’s Kollaps von sich weg und, an dieser Stelle war ich etwas schockiert, lächelt leicht, als Marie ihn zum Abschied umarmt. Stolz darauf, dass er seine Schwägerin so leicht abwimmeln konnte? Die Grenzen verschwimmen immer mehr und Walt verfestigt weiter seine neue, scham- und reuelose Persönlichkeit.

Scarface
Eine unfassbare Szene. Walt schaut sich mit Holly auf dem Schoß und Junior neben ihm Brian de Palma’s Scarface an, genauer die finale Szene mit wilder Schießerei und etliche Toten. Skyler’s konsternierter Gesichtsausdruck sagt alles. Und die Analogie zu Walter White’ „Werdegang“ ist offensichtlich.

Hazard Pay
Es bleibt nicht viel übrig. Walter, Mike und Jesse haben ihren ersten Umsatz gemacht, jedoch wird dieser gleich drastisch reduziert. Mike macht deutlich, warum er Teil dieser Partnerschaft ist und rechnet Walt vor, welche Kosten zu berücksichtigen und welche Schulden noch zu tilgen sind. Das kann der ambitionierte Walt anfangs nur schwer nachvollziehen und flugs haben wir diese altbekannte Spannung zwischen Walter und Mike in der Luft. Dabei zeigt Jesse sogar noch Opferbereitschaft, um den Konflikt zu lösen. Doch Walt akzeptiert (vorerst…) die neue Situation. Man kann halt nicht so einfach in die großen Fußstapfen eines Gustavo Fring treten. Daran muss er sich zwar noch gewöhnen, aber was bleibt ihm erst einmal anderes übrig? „Just because you shot Jesse James don’t make you Jesse James.“ (Gleichzeitig ein sehr gut platzierter, allgemeiner Kommentar Mike’s über Walt’s Ego.)

How are you feeling?
Die Episode endet mit einem hervorragenden Dialog zwischen Walt und Jesse. Mit dieser Frage erkundigt sich Walter natürlich nicht nach Jesse’s persönlichem Gemütszustand, sondern danach, was er von dem geringen Ertrag ihrer Arbeit hält. Dabei hat Jesse offensichtlich ganz andere Sachen im Kopf, nachdem er sich nun doch von Andrea getrennt hat (Bravo, Walter). Dennoch macht Jesse einer sehr gefassten Eindruck und nimmt ironischerweise die Rolle eines Walter White von vor drei, vier Staffeln ein, als er dem ungeduldigen Jesse Pinkman immer wieder gesagt hat, dass es Zeit braucht etwas aufzubauen. Tolle Szene. Und ein toller Abschluss. Denn auf einmal gibt es einen Anflug von Selbstzweifel (mit Verweis auf Victor, S04E01 Box Cutter) in Mr. White, welcher auch Jesse etwas verwundert dreinschauen lässt und welchen ich selbst schwer einordnen kann. „Maybe he flew to close to the sun…“

Gesamteindruck
Eine ruhige, aufbauende Folge. Viele direkte und indirekte Querverweise zu älteren Episoden, welche sehr gut die Tiefe von Breaking Bad hervorheben. Walt wird immer düsterer und schauerlicher, Bryan Cranston trifft es mit seinem Schauspiel auf den Punkt. Jesse macht einen äußerst gereiften und cleveren Eindruck, was mir sehr gut gefällt, jedoch irgendwann auch viel Konfliktpotential zwischen ihm und Mr. White heraufbeschwören kann bzw. wird. Skyler’s weitere Entwicklung interessiert mich brennend. Sie ist zwar beileibe keiner meiner Lieblingscharaktere, aber es droht ernsthaft zu eskalieren.

Ich bin äußerst gespannt auf die nächste Folge von Breaking Bad, Fifty-One, jedoch kommt hier sogleich der Wehrmutstropfen: Urlaub. Ich bin ab Freitag für eine Woche außer Landes und werde daher die nächste Episode leider verpassen bzw. erst am 12. August nachholen können. Nichtsdestotrotz werde ich ein paar Zeilen dazu verfassen, nur halt etwas später als sonst und höchstwahrscheinlich zu einem Zeitpunkt, zu dem Folge 5 schon ausgestrahlt wurde. Aber das soll ja nicht weiter stören.

Zurück zur aktuellen Episode: Wie hat euch Hazard Pay gefallen, was ist euch aufgefallen? Habt ihr langsam aber sich auch ein „Problem“ mit Walter White, so wie ich? Oder bin ich einfach zu "empfindlich"? Was denkt ihr über Skyler? Teilt euch mit, ich freue mich jedwede Diskussion, Anregung oder auch Kritik.


PS: Ach ja, Skinny Pete (Charles Baker) und Badger (Matt Jones) sind zurück. Wie wir sie kennen, ziemlich... einfach gestrickt. Und deswegen werden sie in den zukünftigen Geschäften Jesse's wohl auch keine Rolle spielen. Oder doch? Wer weiß...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen