Montag, 16. Januar 2012

Golden Globe Awards 2012

Die Golden Globes haben sich in den letzten Jahren wirklich gemausert, für manch einen haben sie die Oscars in Sachen Unterhaltungswert längst überholt. Das wurde insbesondere im vorangegangenen Jahr deutlich, als der grandiose Ricky Gervais mit einer eher unkonventionellen und überaus amüsanten Leitung der Globes für Furore sorgte und wenige Wochen später Anne Hathaway (welche noch die Bessere war) und James Franco die Oscarverleihung 2011 in den Augen vieler gegen die Wand fuhren. Die Golden Globes sind über die Zeit unterhaltsamer, abwechslungsreicher und weitaus lockerer als die Oscars (Hugh Jackman bei den Oscars 2009 mal ausgenommen, das war klasse) geworden, was nicht nur daran liegt, dass auch Awards für TV-Serien und ihre Darsteller vergeben werden.

Dieses Jahr wurde Ricky Gervais erneut die Ehre zu Teil (er selbst würde es wohl kaum als Ehre bezeichnen), die Golden Globe Awards 2012 zu moderieren. Jubelstürme brachen aus, denn im Vorjahr lieferte Gervais wirklich eine hervorragende Show ab. Und auch dieses Jahr legte er wieder ordentlich los und war sich nicht zu Schade dafür die Hollywood Foreign Press Association (für die Globes verantwortlich), NBC oder die versammelte Belegschaft durch den Kakao zu ziehen. Die Pointen saßen, Rücksicht wurde keine genommen, die F-Bombe ist hochgegangen, ich habe mich köstlich amüsiert. Sein Einstiegsmonolog sei an dieser Stelle nocheinmal verlinkt.


ABER, irgendwie haben sie den Gervais für meinen Geschmack etwas ausgebremst. Der Einstieg war glänzend, danach wurde er ein klein wenig gezügelt. Zwar machten die jeweiligen Laudatoren einen grundsoliden Eindruck, (Seth Rogen hatte mit einer "massive erection" zu kämpfen, bekam es dann aber doch noch irgendwie hin) der Ricky Gervais vom letzten Jahr war es jedoch nicht ganz. Man hatte den Host wohl mit Absicht etwas mehr zurückgehalten. Ganz spurlos scheinen die Golden Globes im Jahr zuvor doch nicht an der Hollywood Foreign Press Association vorbeigegangen zu sein, obwohl gerade dadurch ordentlich Publicity gemacht werden konnte. Aber Ricky Gervais wäre nicht Ricky Gervais, wenn er sich nicht trotzdem ständig im Grenzbereich bzw. hart am Limit bewegen würde. Und die Unterschiede zwischen den Globes 2011 und den diesjährigen waren insgesamt allen in allen nicht allzu groß und wenn überhaupt minimal. So war es bezüglich des Unterhaltungsfaktors erneut eine sehr gute Verleihung.

Zum Bereich Film:

Die Erkenntnis der Globes: The Artist und The Descendants gingen als Gewinner der Veranstaltung hervor und sind wohl somit auch große Kandidaten im Rennen um die Oscars. The Artist holte sich gleich drei Globes, bester Film Komödie/Musical, bester Hauptdarsteller Komödie/Musical mit dem charmanten Franzosen Jean Dujardin und die beste Filmmusik. Ein Stummfilm sorgt heutzutage eben für reichlich Wirbel und avanciert so schnell zum Kritikerliebling. Ich freue mich auch schon sehr auf den Kinobesuch, am 26. Januar ist deutschlandweiter Kinostart. George Clooney (der sich wunderbar mit Brad Pitt die Bälle zu spielte) heimste den Golden Globe für den besten Darsteller in einem Drama ab, The Descendants wurde außerdem noch zum besten Film im Bereich Drama gekürt. Eine weitere Empfehlung, The Descendants läuft ebenfalls am 26. Januar 2012 an.


Altmeister Martin Scorsese wurde für Hugo Cabret mit der besten Regiearbeit ausgezeichnet, auch hier darf man sich wohl auf einen wunderschönen Tribut an das Kino per se samt Verbeugung freuen, die Kritiker sind voll des Lobes, ab 09. Februar im Kino. Meryl Streep bekam den Globe für ihre Darbietung als Margaret "The Iron Lady" Thatcher, ich hätte mich für Rooney Mara sehr gefreut, aber Streep kann man ihre Klasse schwer übel nehmen, auch wenn The Iron Lady eher durchschnittlich aufgenommen wurde. In Deutschland erst post-Oscars ab 01. März zu sehen. Es war eine bunte Mischung, bis auf Clooney's Ides of March, Moneyball mit Brad Pitt und David Fincher's Girl with the Dragon Tattoo konnte sich jeder der vorher auserkorenen Favoriten einen Golden Globe sichern. Woody Allen war nicht anwesend und bekam trotzdem für sein Midnight in Paris die Auszeichnung für das beste Drehbuch. Genehmigt. Octavia Spencer (The Help) und Michelle Williams (My Week with Marylin) bekamen den Preis für die beste Nebendarstellerin im Bereich Drama bzw. die beste Hauptdarstellerin in einer Komödie/Musical. Steven Spielberg schaute mit War Horse vorerst in die Röhre, durfte sich dann aber doch noch über den Globe für The Adventures of Tintin freuen. Das fand ich sehr gut, auch für mich vor Rango der beste Animationsfilm des Jahres. Schauspiel-Veteran Christopher Plummer holte sich seinen verdienten Preis für seine Nebenrolle in Beginners ab und der iranische Film A Seperation, über den ich auch nur gutes gehört habe, wurde als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet. Ach ja, Madonna bekam auch irgendein Preis, but who cares?

Insgesamt gab es wenig Überraschungen, die Auswahl war buntgemischt und qualitativ stark. The Artist und The Descendants stehen wohl auch für die Oscars hoch im Kurs. Dahinter kann alles passieren. Man darf gespannt sein.

Kurz zum Bereich Serie:

Hier hatte ich jetzt nicht wirklich den ganz großen Überblick. Gefreut habe ich mich für Peter Dinklage und Idris Elba. Ersterer wurde für seine ausgezeichnete Darbietung in HBO'S Game of Thrones in der Rolle des Tyrion Lannister (Imp!) geehrt und das völlig verdient. Idris Elba bekam den Globe als bester Hauptdarsteller in einer Mini-Serie für Luther. Auch sehr gut, in Luther sollte man mal allein wegen Idris Elba reingeschaut haben. Zooey Deschanel und ihre neue Serie New Girl sind leider leer ausgegangen, auch wenn es wirklich ein erfrischend komisches Format ist. Gegen das grandiose Modern Family hat man es eben Jahr für Jahr immer wieder sehr schwer. Homeland stach Serien wie das fabelhafte Boardwalk Empire oder Game of Thrones aus und sicherte sich den Golden Globe für die beste Serie in Bereich Drama. Auch in Homeland sollte man mal reinschauen, ich werd's die nächsten Wochen mal versuchen in Angriff zu nehmen und dann berichten. Und Bryan Cranston (Breaking Bad) und Steve Buscemi (Boardwalk Empire) mussten sich letztendlich Kelsey Grammer (Boss, ehemals Frasier) in Sachen bester Serien-Hauptdarsteller Drama geschlagen geben.

Morgan "God of Voices" Freeman wurde dann obendrein noch der Cecil B. DeMille Award für sein Lebenswerk überreicht. Ein wunderbarer Schauspieler, der auch zu meinen persönlichen Favoriten zählt.


Gut acht Wochen und die Oscarverleihung 2012 steht auf dem Plan. Eddie Murphy und Brett Ratner sind nach etwas Hickhack und desletzteren homophoben Äußerungen nicht mehr dabei, Billy Crystal springt dafür (bereits zum neunten Mal) in die Bresche. Doch bis dahin wird noch einiges an Zeit vergehen und ich werde mir einige Filme ansehen, denn wieder einmal haben die Golden Globes als Oscar-Preview ihren Soll erfüllt (es ist doch so...) und mich in vielen Fällen sehr neugierig gemacht.


PS: Was war mit Ryan Gosling? Was war mit Drive? Gerade Drive, jener Film, welcher dermaßen abgefeiert wird. Freitag bin ich in der Vorpremiere, es folgt eine Kritk und vielleicht eine Antwort (aber wohl eher ein lauter Aufruf des Entsetzens, warum dieser Film nicht nominiert wurde) auf diese Fragen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen