Donnerstag, 19. Januar 2012

The Help / Anonymous

Ein guter und ein schlechter Film. Welchen von den beiden sollte man sich wohl im Kino anschauen? Auf jeden Fall nicht Anonymous. The Help schon eher.

The Help

Nachdem The Help bei den Golden Globes (mein Senf zu der Verleihung) in einigen Kategorien nominiert wurde und großer Wahrscheinlichkeit nach auch bei den Oscars eine (in meinen Augen eher kleinere) Rolle spielen wird, hab ich mir diesen äußerst sozialkritischen Film und zugleich Umsetzung des gleichnamigen Romans der Schriftstellerin Kathryn Stockett angesehen. Und ich fand ihn gut.

Kurz zum Inhalt: Wir befinden uns in der 60er Jahren Amerikas, genauer Jackson, Mississippi. Hier arbeiten zigtausend farbige Dienstmädchen für ihre weißen Arbeitgeber, erziehen deren Kinder, kümmern sich um den Haushalt, erfahren für diese Arbeit keine Anerkennung und werden zusätzlich spärlich dafür entlohnt. Den Dienstmädchen wird, trotz ihren mühseligen Aufgaben und Bewältigung dieser, keine große Bedeutung zugewiesen. Doch das möchte eine ändern. Die junge Journalistin Eugenia "Skeeter" Phelan (Emma Watson) möchte ein Buch über diese Mädchen schreiben, zeigen, was sie wirklich durchmachen müssen, wie ihr Leben aussieht und welche Erfahrungen sie gemacht haben. Dafür brauch sie aber Hilfe. Und die bekommt sie von Aibileen (Viola Davis) und ihrer Freundin Minny (Octavia Spencer), zwei erfahrene Dienstmädchen, welche zusammen mit "Skeeter" der großen Masse endlich die Augen öffnen wollen, was für ein Leben Aibileen, Minnie und ihre Zunft wirklich führen...

The Help ist zwar ein äußerst softer und unspektakulärer Film, doch macht er wirklich viel richtig. Da wäre das brisante Thema der Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe in den USA der 60er Jahre samt Bürgerrechtsbewegungen. Man bekommt einen tiefen Einblick in das Leben farbiger Dienstmädchen zu dieser Zeit, wie mit ihnen umgegangen wird und wie sich ihre Arbeitgeber verhalten. Zwar wirkt es anfangs noch wie mit der Keule eingeprügelt, dass die Weißen, insbesondere die Frauen (hier angeführt von Bryce Dallas Howard's Hilly Holbrook), ihre Dienstmädchen fast wie Sklaven behandeln. Doch ändert sich während und bis zum Ende von The Help die Wahrnehmung der farbigen Bediensteten, man erkennt den Hauch, vielleicht den Anfang eines gedanklichen sozialen Wandels, welcher wohlmöglich dann auch zum Schluss mit der Veröffentlichung des Buches "The Help" selbst einzutreten scheint. Dabei werden glücklicherweise auch nicht alle Weißen über einen Kamm geschoren, ob nun die entschlossene Protagonisten Eugenia Phelan, bestimmt und keck von Emma Watson verkörpert, oder die zwar etwas dümmlich-naive, aber herzensgute Figur der Celia Foote (Jessica Chastain, smokin' hot!), die Geschichte bleibt abwechslungsreich und verflacht nicht zu einem Don Quijote-artigen Kampf der schwarzen Bevölkerung Jacksons gegen Diskriminierung. Ein Großteil der weißen Bevölkerung, gerade in den Südstaaten, war noch von altmodischen gesellschaftlichen Konventionen geblendet, aber dennoch gab es auch Menschen, die, bewusst oder unbewusst, keine Unterschiede zwischen schwarz oder weiß machten. Viola Davis und Octavia Spencer (Golden Globe für beste Nebendarstellerin) machen ihre Sache als "revoltierende" Dienstmädchen sehr gut und präsentieren sich eindrucksvoll sowie glaubwürdig als tiefgründige Charaktere, besonders letztere sorgt für einige herzhafte Lacher.

Mit etwas mehr als zwei Stunden zieht sich The Help ein klein wenig hin und vielleicht wirkt es am Ende dann doch etwas zu schmalzig, vorhersehbar und predigend. Doch kann man Regisseur Tate Taylor und Crew kaum einen Vorwurf machen, das Thema kann schwer auf eine andere Art und Weise angegangen werden. Und es ist gut, dass es angegangen wurde. Wieder einmal, stöhnt jetzt der ein oder andere, auch ich tue mich oft mit "moralapostelonischen", anprangernden Filmen schwer, doch haben solche definitiv ihre Daseinsberechtigung, insbesondere wenn sie so gut gemacht und intelligent verpackt sind wie The Help. Ich empfehle ihn weiter.





Anonymous

Oh Gott, muss ich wirklich? Ok, ganz kurz (mehr oder weniger...):

Jaja, wie wir alle wissen machte Roland "blow up anything" Emmerich vor einer Weile von sich reden, als er mit Anonymous einen Film ins Kino brachte, der so gar nicht zu ihm passte. Im Mittelpunkt: Shakespeare. Emmerich stürzte sich auf den unsterblichen Barden und machte eine der größten, verschwörerischesten Theorien der Literatur zu einem Film: War William Shakespeare ein Schwindler? Hat er je ein Stück, ein Sonett, ein Gedicht selbst verfasst oder ließ ihm jemand diese literarischen Werke zukommen, sodass Shakespeare sie nur noch zu veröffentlichen brauchte? Ziemlich reißerisch, aber es gibt genügend Fachleute, die mit Emmerich d'accord gehen und weit früher solche Theorien publik machten. Trotzdem hätte es Anonymous an sich in keinster Weise gebraucht. So ein unnötiger, belangloser Film.

Ich möchte auch eigentlich gar nichts weiter zur Story schreiben, weil sie größtenteils dermaßen hanebüchen und verwirrend war, dass der Versuch einer Zusammenfassung jener schwerer sein würde, als es vermutlich das Schreiben vom Drehbuch zum Film selbst war. Shakespeare wird im Film von Anfang an, sofern man ihn denn mal zu sehen bekommt, als ständig betrunkener Schauspieler dargestellt. Aber wen interessiert es eigentlich, er spielt wahrlich keine große Rolle in diesem Film und wenn, dann gibt es Overacting at it's best. Das trifft nicht nur auf die arme Seele zu, welche Shakespeare verköpern durfte, nein, wirklich jede Figur in diesem Film, besser gesagt jeder Schauspieler, hält sich anscheinend für den Allergrößten. Warum muss sich denn ein jeder in diesem Film so unglaublich übertrieben darstellen? Da merkt man es wieder, clevere Dialoge, subtile Rollen, dass ist nichts für Emmerich. Der Waliser Rhys Ifans ist ein toller Schauspieler, er gibt hier wohl noch die beste Figur ab, obwohl auch er unfassbar exzessiv dramatisch-künstlich vor sich hin schwadroniert. Das gefiel mir überhaupt nicht, Emmerich hatte hier wohl in die Trickkiste gegriffen und wollte mit derartigen Perfomances punkten. Nicht bei mir.

Die Idee, dieser Mythos rund um die Frage, ob Shakespeare wirklich ein Schwindler war und ob nicht der Earl von Oxford (im Film Rhys Ifans) das eigentliche literarische Genie gewesen ist, scheint gar nicht so uninteressant. Aber Emmerich macht es uninteressant. Mit öden, politischen Verschwörungstheorien, absehbaren Intrigen und mehrfachen "Oh mein Gott, nicht wirklich oder?"-Twists, welche man von Beginn an erwartet und wenn sie denn kommen auch schon längst durchschaut hat.

Muss man nicht gesehen haben. Wirklich. Der Film ist ja zum Glück auch schon längst wieder aus den meisten deutschen Kinos raus. Bei mir lief er für 3,90 € im Programmkino um die Ecke, und selbst das war eigentlich noch zu viel. Hey, das London und Szenenbild an sich im Film sah ganz nett aus. Kann man als positiven Punkt vermerken. Ansonsten viel unbedeutener, langweiliger Nonsens, Logikfehler inklusive. Mies.




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