Sonntag, 8. Januar 2012

Die Lincoln Verschwörung, Der Gott des Gemetzels und Das Sherlock Holmes 2

Diese Woche gab es seit langer Zeit mal wieder Kino satt. Drei Filme habe ich mir angesehen und ich bin mir sicher, dass für jeden was dabei sein wird.

Die Lincoln Verschwörung (The Conspirator)

Der Film kam zwar schon vor einer ganzen Weile in die deutschen Kinos und wurde auch flugs wieder aus dem Programm genommen, nichtsdestotrotz möchte ich ein paar Worte dazu verlieren. Glücklicherweise zeigt ein kleines Kino bei um die Ecke zur Zeit Die Lincoln Verschwörung und aus persönlichen Interesse musste ich mal einen Blick riskieren.

Kurz zusammengefasst geht es um das Lincoln-Attentat vom 14. April 1865 samt dessen Tod am Folgetag und Verschwörung gegenüber dem damaligen amerikanischen Präsidenten und Nationalhelden. Ein paar fiese Gestalten mit John Wilkes Booth an ihrer Spitze hatten es auf good old Abe abgesehen. Jedoch werden sie nach dem Attentat gefasst bzw. Booth auf der Flucht erschossen. Unter den Verdächtigen befindet sich auch eine ältere Dame, Mary Surratt, welche den Verschwörern Obdach geboten haben soll und sich deshalb zur Mitverschwörerin gemacht hat. Paradoxerweise bekommt Unions-Militärikone und Jetzt-Anwalt Frederick Aiken den Auftrag, Südstaatlerin Mary Surratt zu verteidigen, was auch ihn wiederum zum gefühlten Verräter macht, weil er eben für jemanden in die Bresche springt, welche höchstwahrscheinlich an der Ermordung von Abraham Lincoln beteiligt war und dann noch aus den Südstaaten kommt.

Vom historischen Standpunkt her ist Die Lincoln Verschwörung wirklich interessant, Regisseur Robert Redford hat kaum geschichtliche Ungereimtheiten eingebaut und arbeitete nah an der Materie. Die Darsteller machen durch die Bank einen guten Eindruck, James McAvoy in der Rolle des Freddie Aiken und Robin Wright als Mary Surratt stechen hierbei hervor. Komplettiert wird dies noch durch zwei alte Hasen, Tom Wilkinson und Kevin Kline, deren Performance ebenso gefällt. Zwar muss man sich auf ein paar langatmige Passagen einstellen, da größtenteils Gerichtsverhandlungen zu sehen sind, doch kann man sich auch von der Frage, ob Mary Surratt nun schuldig oder unschuldig ist, mitreißen lassen. Belebend wirkt die Thematik, einen Schuldigen bzw. Sündenbock um der Verurteilungs willen zu finden. Ein netter Fingerzeig auf die heutige Zeit. Am Ende flimmern klischeehaft ein paar schlaue Sätze über die Leinwand, dennoch funktionieren die letzten Minuten gut. In einem brisanten Fall wie dem der Ermordung Lincolns wurde die Rechstaatlichkeit ausgesetzt und gegen reine Willkür ausgetauscht, ob schuldig oder nicht. Ebenso der Appell an Rechtsvertreter, an der Unschuld ihres Mandanten festzuhalten, bis diese auch beweiskräftig wiederlegt ist.

In den Staaten kam Die Lincoln Verschwörung eher mau an, wer sich ein wenig für diesen Teil der amerikanischen Geschichte interessiert, nichts gegen eine begrenzte Anzahl von Szenenbildern, Anwaltsgedöhns oder Gerichtsverhandlungen hat, dem kann ich Die Lincoln Verschwörung empfehlen. Mir hat er gut gefallen.



Der Gott des Gemetzels (Carnage)

Roman Polanski's neuester Streifen wird jetzt schon als Oscar-Kandidat gehandelt. Die Idee basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück "Le dieu de carnage" von Yasmina Reza (hat das Drehbuch mitgeschrieben) und ist äußerst simpel: Zwei Ehepaare treffen sich, um einen Vorfall zu bereden, welcher sich zwischen ihren Söhnen ereignet hat. Der eine, mit einem Stock bewaffnet, Verzeihung, ausgestattet, hat dem anderem zwei Zähne ausgeschlagen und eine dicke Lippe verpasst. Das muss natürlich ausdiskutiert werden, wer trägt die Schuld, wer soll sich bei wem in wessem Beisein entschuldigen und warum klingelt eigentlich andauernd das Telefon?

Eine herrlich komische Komödie, deren Einfachheit gut tut. Polanski wechselt das Szenenbild überhaupt nicht, wir befinden uns die ganze Zeit in der Wohnung von Penelope und Michael Longstreet (Jodie Foster und John C. Reilly), deren Sohn so fürchterlich entstellt wurde. Zu Besuch sind Nancy und Alan Cowan (Kate Winslet und Christoph Waltz), um Verantwortungsbewusstsein zu zeigen. Die gesamte Szenerie schaukelt sich immmer höher, schnell kommt man vom Thema ab, was anfangs noch recht harmlos wirkt, entwickelt sich zu einer urkomischen Zusammenkunft von geblendeten Idealisten und gehässigen Pessimisten. Wo sich erst noch die Longstreets und Cowans gegenüberstehen, sieht man bald, wie sich die Frauen gegen die Männern verbrüdern bzw. verschwestern. Ob Erziehungsstile, unmenschliche Charaktereigenschaften oder Klospülungen aller Art, die Themen dieses Zwiegesprächs sind abwechslungsreich. Die Schauspieler stehen hier natürlich im Mittelpunkt, John C. Reilly (möchtegern-schlichtend und Hamster-Sadist), Jodie Foster (Besserwisser-Pädagogin und kunstversessen) oder Kate Winslet (verträgt kein Alkohol und muss sich übergeben), sie alle tragen dazu bei, dass Der Gott des Gemetzels großen Spaß macht. Und vor allem Christoph Waltz. Ja, ich bin ein Christoph-Waltz-Fanboy, aber in Carnage merkt man ihm (wieder einmal) einfach seine Klasse an. In meinen Augen steht er nochmal eine Stufe über seinen Kollegen. Analytisch-penibel, sarkastisch, unbewusst unhöflich, mehr dem Handy zugetan als seiner Ehefrau. Ganz großartig. Hinzukommt die eigentliche, für jeden frei interpretierbare Botschaft Polanskis, mit einem wunderbar einfachen Ende und vielsagenden Schlussbild.

Wer sich etwas weniger als 90 Minuten hervorragend unterhalten lassen, tolle schauspielerische Leistungen und ausgezeichnete Dialoge will, der ist hier genau richtig. Von der simple Prämisse sollte man sich nicht abschrecken lassen. Diese funktioniert in Der Gott des Gemetzels prächtig.




Sherlock Holmes - Spiel im Schatten (A Game of Shadows)

Der letzte Film, auf den ich zu sprechen kommen möchte. Der erste Sherlock Holmes von Guy Ritchies Adaption der berühmten Romanfigur Arthur Conan Doyles hat mir sehr gut gefallen. Das war erfrischend und äußerst belebend, Guy Ritchie eben. Dementsprechend habe ich mich auch auf die Fortsetzung gefreut und dann auch noch reichlich gute Kritiken dazu gelesen. Insgesamt war ich aber dennoch ein wenig enttäuscht.

Wie bereits in den letzten Minuten des ersten Teils angedeutet, dreht sich in A Game of Shadows alles um den berüchtigten Professor James Moriarty (Jared Harris). Der soll bei so manchen verheerenden Bombenanschlägen und Attentaten überall in Europa seine Finger im Spiel haben. Klare Sache, dass Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) diesen aufzuhalten zu versucht, was immer das Mastermind auch ausgeheckt hat. Holmes zur Seite steht wie so oft der getreue Dr. John Watson (Jude Law), zusammen begeben sich beide auf eine wilde Hatz quer über den europäischen Kontinent, Schussgefechte, Schlägereien und knifflige Rätsel inklusive, um Moriarty schlussendlich überführen zu können und den Garaus auszumachen.

Im Vorfeld war zu lesen, dass Ritchie sich selber treu geblieben ist. Heißt, Spaß und Unterhaltung satt. Und das stimmt auch, Sherlock 2 macht eine Menge Laune, seien es fulminante Actionssequenzen oder amüsante Wortscharmützel. Downey Jr. und Law als Sherlock Holmes und Dr. Watson machen ihre Sache erneut gut, liefern wie versprochen ordentliche Action und nette Wortwitze ab. Ebenso wird noch expliziter auf die latent homoerotische Beziehung zwischen den beiden eingegangen, was anfangs ganz komisch ist, in meinen Augen später jedoch etwas zu überstrapaziert wird. Generell plagte mich das Gefühl, dass Ritchie und Co. beim zweiten Teil zu viel wollten. An manchen Stellen wirkt es auf mich zu langatmig und verwirrend umfangreich, man hätte hier und da etwas schneiden und rausnehmen können. Desweiteren fehlte mir persönlich in vielen Momenten der sogenannte "Drive", der Zug zum bzw. Sinn für's Wesentliche, das war mir teilweise zu überladen. Da gefiel mir der erste Teil in Sachen Geradlinigkeit besser. Punkten kann A Game of Shadows mit dem unscheinbaren Auftritt von Jared Harris als Prof. Moriarty, welcher eine bessere Bösewicht-Figur als Mark Strong im ersten Teil macht. Noomi Rapace in der Rolle der Zigeunerbraut Simza hätte man sich komplett sparen können, Rachel McAdams sieht für kurze Zeit wieder wunderbar aus, ähnlich wie Kelly Reilly als Watson's Ehefrau Mary. Und Stephen Fry verkörpert Sherlock's Bruder Mycroft und sorgt für wahrlich komische Momente.

Zwar kann man sich mit diesem Blockbuster-Entertainment schon zufrieden geben, für meinen Geschmack war das aber zu wenig. Ja, stellenweise reißen einen Ritchie-esque rasante Schnitte und Zeitlupenaufnahmen mit, der einzigartig-analytische Charakter Holmes' und der hervorragende Gegenspieler Moriarty tragen ihren Teil zu einem mehr als soliden Kinofilm bei, doch war ich nicht so angetan wie nach dem ersten Teil. Einfach ein wenig zu viel des Guten oder auf Neudeutsch "too much". Abwarten was der dritte Teil bringen wird, eine weitere Fortsetzung wird es mit Bestimmheit geben.



Schluss jetzt. Mein "kurzer" Kommentar zu Die Lincoln Verschwörung, Der Gott des Gemetzels und Sherlock Holmes - Spiel im Schatten. Viel Spaß im Kino. Oder auch nicht. Wie man's eben nimmt.

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