Dienstag, 21. Februar 2012

Extremely Loud And Incredibly Close


Extremely Loud And Incredibly Close 
(Extrem laut und unglaublich nah)

Von den neun Oscar-Nominierten in der Kategorie Bester Film der von der Kritik mit Abstand am schlechtesten bewertete Film. Und da gehe ich ohne großes Vorwort mit konform. Es ist mir schleierhaft, dass weit bessere und vor allem weit besser gemachte Filme wie Drive oder Shame links liegen gelassen werden, dafür aber ein Film wie Extremly Loud (ich bleibe bei diesem Kürzel, sonst schreibe ich mich noch wund) mit als bester Film nominiert wird. Eine typische Academy-Geschichte? Eine weitere tragische 9/11-Aufarbeitung? Der obligatorische Sandra Bullock-Film? Extremely Loud And Incredibly Close hat mich gelangweilt und kalt gelassen. Aber trotzdem ein paar Worte dazu.

Zur Geschichte. Extremely Loud And Incredibly Close handelt von dem kleinen Oskar Schell (Thomas Horn), dessen Vater (Tom Hanks) am 11. September 2001 bei dem Anschlag auf das World Trade Center umkam. Ein schwerer Schlag für Oskar, denn für ihn gab es auf der Welt niemanden, der ihn so gut verstand wie sein Vater. Dieser hatte immer wieder kleine Rätsel für den aufgeweckten Jungen. Doch muss Oskar nun damit zurechtkommen, dass sein Vater nicht mehr da ist. Oskar findet jedoch bald im Schrank seines Vaters einen Schlüssel. Wofür ist er gemacht? In welches Schloss passt er? Für Oskar beginnt eine Odyssee quer durch New York, auf der die verschiedensten Menschen trifft und versucht, das wohlmöglich letzte Rätsel seines Vaters zu lösen.

So richtig Lust hatte ich nicht wirklich auf diesen Film. Aber gut, ich wollte ja nicht zu früh urteilen. Und doch wurden meine Erwartungen bestätigt. Extremely Loud ist schwach. Es ist nicht zu übersehen, dass Regisseur Stephen Daldry (immerhin Der Vorleser und Billy Elliot) eine emotionale und berührende Geschichte erzählen zu versucht, doch wirkt Extremely Loud teilweise arg belanglos. Ich bin nun kein emotionaler Eisklotz, doch konnte ich von diesem Film gar nichts mitnehmen. Ich war weder mitgenommen noch stark berührt. Vielleicht liegt es an der ausgelutschten Thematik rund um 9/11. Ich möchte nicht abstreiten, dass dies eine grauenhafte Sache gewesen ist, insbesondere für Amerika, doch packt es einen nicht. Selbst viele amerikanische Kritiker finden Extremely Loud zu platt und pathetisch.

Man folgt Oskar auf seinen Irrwegen, doch kümmert man sich nicht wirklich um ihn. Extremely Loud will oft viel zu schön und ergreifend sein, doch scheitert an stereotypischen Einstellung und billigen plot devices. Zwar ist die Idee, Oskar mit den unterschiedlichsten Menschen New Yorks interagieren zu lassen recht originell, doch reicht das in meinen Augen nicht aus. Von diesen Interaktionen bekommt man bis auf in ein oder zwei Fällen wenig mit. Hier hat man es sich sehr einfach gemacht. Thomas Horn macht sich als Oskar Schell eigentlich recht gut, doch nervt seine Figur. Tut mir leid, ich kann mit dem jungen, leicht autistischen Protagonisten nicht sympathisieren, auch wenn Horn es gut spielt. Tom Hanks hingegen macht da einen angenehmeren Eindruck, doch hält sich seine Screentime verständlicherweise in Grenzen. Sandra Bullock spielt die trauernde Mutter mit Problemen, ihr eigenes Kind zu erreichen, für meinen Geschmack ist das jedoch viel zu flach. Da hilft auch kein pseudo-emotionales Ende der Geschichte. Max von Sydow wurde für den Oscar als bester Nebendarsteller nominiert, was ein wenig nachvollziehbar ist. Zum einen ist er ein cooler Typ, das steht fest. Zum anderen bringt er zumindest mit seiner Figur etwas Charme in die Geschichte.

Insgesamt bekommt man ein geläufiges Drama zu sehen, dass einen nicht unbedingt von den Socken haut. Im letzten Viertel gefällt Extremely Loud einigermaßen, weil endlich mal was passiert und die Geschichte eine kleine Wendung nimmt. Doch verspielt man sogleich wieder die Möglichkeit, den Film clever enden zu lassen und drückt stattdessen nochmal auf die Tränendrüse. Ohne Erfolg. Das Ende ist für meine Geschmack zu kitschig und ideenlos. Extremely Loud And Incredibly Close kann ich nicht wirklich empfehlen, weil er einem nichts gibt. Das mag hart klingen und manch einer wird das sicherlich anders sehen. Aber das hatten wir alles schon mal in irgendeiner Form, es wirkt so bedeutungsschwanger und möchtegern-tiefsinnig, speziell die letzten zehn Minuten. Kein wirkliches must-have-seen. Eher die erwartete Enttäuschung.

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