Last but not least, Hugo Cabret. Martin Scorsese's neuester Film wurde ähnlich wie The Artist ordentlich abgefeiert und der 69-jährige Altmeister konnte sich so schon im Januar über eine Auszeichnung in Form eines Golden Globes für die beste Regie in einem Film freuen. Ich selbst wollte mir Hugo schon vor gut zwei Wochen gleich zum Kinostart ansehen, jedoch kam immer wieder etwas dazwischen, sodass ich erst gestern Abend dazu kam. Meine Erwartungen waren recht hoch, weil man nur Gutes über diesen Film lesen konnte. Und Hugo ist gut. Sehr gut sogar. Und vor allen Dingen schön. Ein wunderbares Gesamtpaket.
Paris, Anfang der 1930er. Wir sehen eine prunkvolle Pariser Bahnhofsanlage, hier tummeln sich tausende Menschen, es gibt etliche kleine Läden, aus der einen Ecke tönt stilvolle Musik, an den Gleisen fahren gewaltige Dampflokomotiven ein. Hier lebt der kleine Hugo (Asa Butterfield), ein neugieriges Kerlchen und nachdem sein Vater (Jude Law) verstorben ist ein Waise, welcher sich darum kümmert, dass die Uhren in diesem Bahnhof auch richtig funktionieren. Doch den Tod seines Vaters, einst Uhrenmacher, hat er noch lange nicht verkraftet und so schöpft er ein klein wenig Hoffnung, als er mühsam eine eigenartige Apparatur, eine Art mechanischer Mensch, zusammensetzt, da er sich sicher ist, dass sein Vater in deren Konstruktion für ihn eine Nachricht hinterlassen hat. Er trifft auf die junge Isabelle (Chloë Grace Moretz), Patentochter des mysteriösen Spielzeugladenbesitzers Georges (Ben Kingsley) und gemeinsam wollen sie den Geheimnissen jener einzigartigen Maschine auf den Grund gehen, nichts ahnend, was dieses Abenteuer und ihre Suche nach Antworten ans Licht bringen werden...
Scorsese bediente sich bei der Umsetzung von Hugo am gleichnamigen Roman "Die Entdeckung des Hugo Cabret" von Brian Selznick und Hugo war von Beginn an ein Herzensprojekt für den erfahrenen Regisseur. Ebenso ist es auch Scorsese's erster 3D-Film. Ein neues Terrain und das in diesem Alter? Pah. Scorsese liefert hier wahrlich eine wunderbare Regiearbeit und einen hervorragenden Film ab. Hugo sieht von der ersten bis zur letzten Minute grandios aus, der 3D-Effekt wird genau richtig eingesetzt und verleiht dem Film buchstäblich seine visuelle Tiefe. Den Szenenbilder sind imposant und bemerkenswert, Hugo fühlt sich echt und zugleich malerisch an. Ein Fest für die Augen.
Die Geschichte mag anfangs noch etwas lahm und zögerlich wirken (hier liegt in meinen Augen auch eine der weniger Schwächen des Films) doch wird die Entwicklung der Story eben langsam vorangetrieben und macht mehr und mehr Spaß, birgt Spannung und präsentiert schließlich ein märchenhaftes Ende. Pluspunkt hier ist vor allem der mysteriöse Charakter des Films. Es ist ein großes Puzzle, welches Protagonisten sowie Zuschauer Stück für Stück zusammensetzen müssen und einen bei der Stange hält. Oft wirkt es gar ein wenig zu undurchsichtig und schleierhaft, doch fängt sich Hugo schnell wieder und funktioniert bis zum Ende außerordentlich gut.
Wenn Scorsese ruft, kann man schwer nein sagen, für Hugo hat man eine beeindruckende Schar ein Schauspielern versammelt. Die beiden jungen Darsteller Asa Butterfield und Chloë Grace Moretz wissen mehr als zu überzeugen, zwar habe ich sehr oft Probleme mit kindlicher Naivität in Filmen, doch machten mir diese beiden Jung-Schauspieler Spaß. Für die Lacher ist Sacha Baron Cohen als penibler Bahnhofsvorsteher zuständig. Viele Charaktere, wie auch der von Baron Cohen, wirken derartig überzeichnet, dass es einen schon wieder große Freude macht, sie zu beobachten. Jude Law mimt für kurze Zeit Hugo's Vater und Sir Christopher Lee spielt eine kleine Nebenrolle, doch büßt er deswegen keineswegs seine gigantische Strahlkraft ein. Sir Ben Kingsley heimst hier den Großteil der Lorbeeren ein, ein fabelhafter Auftritt, der Brite ist einer der ganz Großen seiner Zunft und das beweist er mit seiner Rolle als rätselhafter Spielzeugladenbesitzer zum wiederholten Male eindrucksvoll. Zu dessen Rolle möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Das würde einiges kaputt machen.
Hugo wird von vielen Kritikern als Hommage an das Filmemachen bezeichnet. Und ja, ähnlich wie bei The Artist bekommt man dieses Gefühl, man spürt die wachsende Bedeutung des Mediums Film zu dieser Zeit (20er, 30er Jahre), wie es die Menschen begeistern, fesseln und verzaubern kann. Hugo ist ein ehrlicher Kniefall Scorsese's vor den bedeutenden Machern des Films, welche diese Kunstform auf ihren Weg gebracht, groß gemacht und Scorsese selbst stark beeinflusst haben. Dies wird nicht nur über unzählige Anspielungen im Film, sondern auch direkt in der zweiten Hälfte von Hugo Cabret deutlich. Wer Kino erleben und ein rundum mehr als gelungenes Gesamtpaket, gerne mit der Familie oder Freunden, sehen möchte, für den ist Hugo definitiv etwas. Ein toller, sehr charmanter Film, der nicht nur sehr gut aussieht, sondern auch sehr tiefgründig ist und mit Bestimmtheit nachhaltig bedeutsam sein wird.
Damit sind die neun Filme in der Oscar-Kategorie Bester Film komplett. Morgen folgt dann meine Prognose zu neun von mir persönlich ausgewählten und in meinen Augen auch wichtigsten Kategorien der Oscarverleihung 2012.
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